Julia Extra Band 369
ihm entgegen, doch er konzentrierte sich ganz drauf, wie ihre zarten Finger sich mit seinen verschränkten. Erstaunt stellte er fest, wie gut sie sogar hier zusammenpassten.
Und plötzlich wusste er, was er tun musste. Es gab eine Möglichkeit, sie zu halten. Eine Strategie, die er noch nicht ausprobiert hatte.
Jetzt musste er sie nur noch dazu bekommen, Ja zu sagen.
„Der Hubschrauber wird in zwei Stunden hier sein“, sagte Dru am nächsten Morgen und versuchte, dabei möglichst sachlich zu klingen. „Und auf Tahiti wartet schon das Flugzeug auf uns.“
Sie betrachtete Cayo, der mit dem Rücken zu ihr am Ende des Piers stand. Er wirkte nachdenklich und in sich gekehrt, fast abwesend, und am liebsten hätte Dru einfach nur ihren Kopf an seine Schulter gelegt. Stattdessen blieb sie einfach stehen, spürte überdeutlich das warme Holz unter ihren nackten Füßen und redete sich ein, dass mit ihr alles in Ordnung war. Dass sie nichts außer Erleichterung darüber verspürte, dass es nun fast vorbei war.
Sie waren ineinander verschlungen im Morgengrauen erwacht, und halb wach, halb träumend war Cayo in sie geglitten. Schnell hatte die Lust wieder von Dru Besitz ergriffen. Doch so schön es auch gewesen war, seine Berührungen und Küsse hatten nach Abschied geschmeckt.
„Ich glaube, niemand kann für immer im Paradies leben“, sagte Dru in dem hilflosen Versuch, mit ein wenig Konversation ihren Schmerz und ihre Nervosität zu vertreiben.
„Tu das nicht“, hörte sie Cayo harsch sagen.
Doch Dru sprach wie ein aufgezogenes Uhrwerk weiter. „Ich meine, diese Insel ist eigentlich viel zu schön, um wahr zu sein. Das Wasser, der Strand, die Palmen …“
Langsam drehte er sich zu ihr um. Und auf einmal war er ihr so bedrohlich nahe, dass sie am liebsten einen Schritt zurückgetreten wäre. Cayo bedachte sie mit einem finsteren Blick.
„Was soll dieses Geschnatter?“, fuhr er sie scharf an. „Habe ich dich etwa darum gebeten, mich zu unterhalten?“
Seine Worte provozierten Dru bis aufs Blut. Doch sie wollte sich nicht streiten, und ebenso wenig wollte sie in Tränen ausbrechen. Nein, das auf keinen Fall. Denn dann würde wieder eines zum anderen führen, und am Ende würden sie sich küssen.
„Cayo …“
Dru biss sich auf ihre Unterlippe, doch dann bemerkte sie, wie sein Blick plötzlich weicher wurde. Er war nicht wütend, erkannte sie plötzlich, sondern traurig. Ihr Herz krampfte sich zusammen.
„Bitte, mach es nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist“, flüsterte sie.
„Es muss nicht schwer sein“, antworte er mit leiser Stimme.
Sein Blick wanderte über ihren Körper, den er in den vergangenen Tagen so intensiv kennengelernt hatte, und augenblicklich erfüllte Dru eine tiefe Sehnsucht nach seinen zärtlichen Berührungen.
Und dann sagte er etwas so Unerwartetes, dass es ihr den Atem raubte.
„Ich glaube, du solltest mich heiraten.“
Stille.
Nein, sie fiel nicht in Ohnmacht, sondern stand einfach nur da und starrte ihn an.
„Was hast du gerade gesagt?“
„Du hast mich gehört.“ Cayo streckte seinen Arm nach ihr aus, doch Dru wich ihm aus.
„Das kann nicht dein Ernst sein“, sagte sie atemlos. Das Blut rauschte in ihren Ohren und ihre Gedanken überschlugen sich.
„Mir war im Leben noch nie etwas ernster.“ Seine dunklen Augen funkelten.
Dru musste sich eingestehen, dass es genau das war, wovon sie immer geträumt hatte – aber doch nicht so. Es fühlte sich falsch an. Sie konnte doch keinen Mann heiraten, der sie noch vor zwei Wochen unter falschen Versprechungen auf seine Jacht entführt hatte.
„Nein.“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „Ich kann nicht.“
„Warum nicht?“, fragte er in einem Ton, den Dru nur zu gut kannte. Er schlug ihn normalerweise an, wenn er Geschäfte machte und andere von einer Sache überzeugen wollte – was ihm normalerweise auch gelang.
Dru fühlte sich in die Enge getrieben. Unwohl. Innerlich zerrissen. Ihre selbstzerstörerische Seite wollte ihn, egal unter welchen Umständen. Mit etwas Glück würde er vielleicht lernen, sie zu lieben … Vielleicht tat er es bereits auf irgendeine Art und Weise! Und möglicherweise reichte das ja auch schon?
Doch da schlummerte auch noch eine andere unbekannte Seite in ihr, die sich plötzlich zu Wort meldete und gehört werden wollte. Zuerst noch leise, dann immer lauter.
„Ich verdiene etwas Besseres“, hörte Dru sich selbst sagen.
Der Effekt, den diese Worte auf
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