Julia Extra Band 369
Minuten, ja Sekunden anders geworden.
Auf einmal hatte sie neben ihm gestanden und ihn mit ihrem Fliederduft eingehüllt. Ihre Anmut, ihre Zartheit hatten ihn erregt und er hatte sein Verlangen nicht mehr im Zaum halten können. Als er dann erkannt hatte, dass sie nur auf seinen ersten Schritt gewartet hatte, sie nur allzu bereitwillig ihre Lippen für ihn geöffnet hatte, da hatte der Strudel ihn mitgerissen.
Nach vier langen einsamen Jahren, Jahren voller Verbitterung und Zorn, hatte er den Kontakt, die sofortige Erlösung gebraucht. Lust und Verlangen hatten jegliche Vernunft und Selbstbeherrschung ausgeschaltet. Eine beschämende Vorstellung.
Jetzt musste er mit den Konsequenzen leben. Wie sollten sie weitermachen, wenn das zwischen ihnen stand? Wie sollten sie sich auf Max konzentrieren? Er würde es offen ansprechen müssen, aber dazu war er im Moment nicht in der Lage. Seine Schwäche entsetzte ihn.
Morgen würde er mit Freya reden und ihr erklären … Ja, was? Dass es nie hätte passieren dürfen? Sicher würde sie das genauso sehen. Sie hatte bestimmt nicht damit gerechnet, dass …
Er erstarrte, als Misstrauen in ihm aufschoss. Oder hatte sie es geplant? Hatte sie ihn verführt, damit er sich nicht nach einem anderen Kindermädchen umsah? Wie sie die Hand auf seinen Arm gelegt hatte, ihn angesehen hatte mit diesen einladend geöffneten Lippen. Und dann ihre losgelöste Reaktion …
Es gab keinen Grund, ihr zu trauen. Von Anfang an hatte er vermutet, dass sie etwas verheimlichte und ihre gefasste Ruhe nur dazu diente, etwas zu verbergen. Aber glaubte sie wirklich, wegen fiebrigen Sex würde er seine Meinung ändern? Und doch hatte er sich in jenem Moment Freya Clark näher gefühlt als jedem anderen Menschen. Das war unmöglich planbar. Sie konnte nicht wissen, wie lange schon er sich nach einem solchen Kontakt sehnte.
Doch selbst wenn sie ihn benutzt haben sollte … Vorerst konnte er sie nicht wegschicken. Max brauchte sie, mindestens noch für ein paar Wochen. Für einige Zeit mussten sie also noch miteinander auskommen.
Er traute ihr nicht. Und an seinem Vorhaben, sie so schnell wie möglich zu ersetzen, hatte sich nichts geändert.
Freya kehrte wie benommen in ihr Zimmer zurück.
Wie hatte sie sich eine solche Schwäche erlauben können? Wie hatten zehn Jahre sorgfältiger Selbstbeherrschung so einfach bröckeln können? Sie fühlte sich schutzlos den Elementen ausgeliefert. Rafe ausgeliefert.
Sie sah das Bild vor sich, wie er den Raum verlassen hatte. Zornig, grimmig, wahrscheinlich angeekelt von dem, was sie getan hatten. Hatte er die Schwäche in ihr erahnt? Hatte er gewusst, wie sie auf seinen Kuss reagieren würde? Dass sie sich nicht würde zurückhalten können und alle Vernunft in den Wind schießen würde?
Im Bad ließ sie die Wanne einlaufen. Sie musste jegliche Erinnerung an das soeben Geschehene abwaschen. Auch wenn es nichts an der Reue ändern würde. Die würde sie für den Rest ihres Lebens mit sich herumtragen, das kannte sie bereits aus Erfahrung.
Selbst nach dem heißen Bad wollte der Schlaf nicht kommen. Freya durchlebte jede Szene mit Rafe noch einmal. Seit zehn Jahren war sie niemandem mehr so nahe gewesen, hatte keinen Sex mehr gehabt. Seit Timeo. Es erschreckte sie, dass es Rafe Sandoval gelungen war, ihre Schutzmauern zu durchbrechen. Sie drehte das Gesicht ins Kissen, zwang die Bilder und die Schuldgefühle zurück.
Irgendwann musste sie wohl doch eingeschlafen sein, denn als sie das nächste Mal die Augen öffnete, stand Max an ihrem Bett, direkt vor ihrem Gesicht. Freya blinzelte.
„Guten Morgen, kleine Schlafmütze.“ Sie lächelte, auch wenn jeder einzelne Muskel in ihrem Körper schmerzte.
Max grinste. „Du bist die Schlafmütze.“
„Du hast recht.“ Sie strich sacht über seine Wange und kostete das zärtliche Gefühl aus. Dann stürzte die Erinnerung an gestern Nacht auf sie ein, und mit brennenden Augen zog sie die Hand zurück. „Ich ziehe mich schnell an, und dann gehen wir zusammen nachsehen, was es zum Frühstück gibt.“
Wenig später, mit Max an der Hand, suchte Freya nach der Küche. Von Rafe war keine Spur zu sehen. Sie war froh darum. Sie fühlte sich jetzt nicht in der Lage, ihm unter die Augen zu treten. Vielleicht würde sie das nie mehr schaffen.
Eine Haushälterin begrüßte sie beide freundlich, Freya übernahm die Vorstellung, bevor sie und Max sich an den gedeckten Tisch setzten.
„Wie lange bleiben wir hier?“ Max biss in
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