Julia Extra Band 369
beiden Frauen hatten nichts gemein – außer natürlich Sam. Und Chloe Frasers Schönheit hatte offensichtlich ausgereicht, um sowohl den düster brütenden Xander zu fangen als auch den heiteren blonden Sam.
Nachdem die beiden vor vier Monaten mit dem Privatjet abgestürzt waren, war es für Casey klar gewesen, dass es keinen Grund gab, Xander Fraser noch einmal wiederzusehen.
Wieso also saß er dann dort unten in ihrem Wohnzimmer?
Xander hörte Casey in die Küche kommen und drehte sich mit zwei Bechern frisch gebrühten Kaffees zu ihr um. „Sie sahen aus, als könnten Sie eine Tasse gebrauchen“, erklärte er auf ihren fragenden Blick hin. „Ist mit Josh alles in Ordnung?“
Das schwache Lächeln, bei dem sich Grübchen auf ihren Wangen bildeten, hatte sich in letzter Zeit bestimmt nicht oft gezeigt. Für Chloe dagegen war es ein amüsantes Spiel gewesen, mit ihrem Lächeln einen Mann zu verführen, der als Landschaftsgärtner ins Haus gekommen war. Ein Spiel, das sie öfter gespielt hatte, als Xander lieb war. Allerdings hatte Chloe bei Sam Bridges entschieden, dass sie das Spiel auf die nächste Ebene führen wollte. Dass sie damit einer anderen Frau den Mann und einem kleinen Jungen den Vater raubte, war der verwöhnten Chloe völlig gleich gewesen. Sie hatte etwas gewollt, und sie hatte es sich genommen.
„Schläft tief und fest“, beantwortete Casey die Frage. „Äh … möchten Sie vielleicht einen Keks oder einen Zwieback zum Kaffee?“
Da er schon in den Küchenschränken nachgesehen hatte, wusste er, dass wenig Hoffnung darauf bestand. „Nein, danke“, sagte er leichthin. „Sollen wir wieder ins Wohnzimmer gehen oder hier bleiben?“ Es machte keinen Unterschied, in beiden Räumen gab es nur eine Sitzgelegenheit.
Wieder fragte Xander sich, was in den letzten vier Monaten im Leben dieser Frau vorgefallen sein mochte. Kein Essen in den Schränken, keine Möbel in den Zimmern, und sie selbst sah aus, als könnte der kleinste Windhauch sie umstoßen.
„Bleiben wir hier.“ Sie nahm den dampfenden Becher von ihm entgegen, achtete dabei sorgsam darauf, seine Finger nicht zu berühren. Es war lächerlich, ein solch geschärftes Bewusstsein für diesen Mann zu haben, trotzdem konnte sie nicht bestreiten, dass es existierte.
Fehlte ihr einfach nur der Sex?
Wohl kaum. Die körperliche Seite ihrer Ehe war nie wirklich ausgeprägt gewesen und hatte in den letzten sechs Monaten völlig gefehlt. Es musste an Xander Fraser liegen, dass plötzlich diese sinnlichen Sehnsüchte aufflammten.
Bei der Erkenntnis wurden ihre Lippen schmal. „Worüber wollten Sie mit mir sprechen?“
„Das kann warten“, meinte er fast brüsk. „Erst möchte ich wissen, wieso kaum Möbel in diesem Haus stehen. Und in Ihrem Kühlschrank gibt es nur einen Liter Milch und ein Stück Käse.“
Ihre Augen blitzten verärgert auf. „Sie haben in meinem Kühlschrank gestöbert?“
Er lächelte süffisant. „Ich brauchte Milch für den Kaffee.“
„Oh.“ Ihre Wangen begannen zu brennen. „Trotzdem soll es Sie nicht kümmern, was in …“
„Wann haben Sie zum letzten Mal etwas gegessen, Casey?“, unterbrach er ihren Versuch, ihn zu tadeln.
„Ich brauche nicht …“
„Doch, Sie brauchen“, fiel er ihr erneut ins Wort.
Sie runzelte die Stirn über seine herrische Art. „Bevor ich weggegangen bin, habe ich Lammkoteletts, Kartoffeln und Gemüse gekocht.“
„Ich glaube gerne, dass Josh Lammkotelett und Gemüse zum Abendessen hatte, denn im Gegensatz zu Ihnen sieht der Junge gesund und robust aus“, sagte er betont. „Außerdem habe ich die Knochen im Abfalleimer gesehen.“
„Mr Fraser, Sie haben wirklich kein Recht, mir solche Fragen zu stellen, geschweige denn in meinem Abfalleimer zu wühlen!“, fuhr sie entrüstet auf.
Damit hatte sie vermutlich recht. Er konnte nicht behaupten, dass er im letzten Jahr überhaupt an diese Frau und ihren Sohn gedacht hätte. Er war vollauf damit beschäftigt gewesen, mit Chloes Betrug fertig zu werden und sich um seine Tochter zu kümmern, die ihre Mutter verloren hatte, um auch nur einen Gedanken an Sam Bridges’ Familie zu verwenden.
Doch das hatte sich vor vier Tagen geändert, nach seinem Gespräch mit Brad Henderson, Chloes Vater …
Und nachdem er sich nunmehr seit zwei Stunden in Caseys Heim aufhielt, musste er davon ausgehen, dass der Kommentar seiner Tochter, Joshs Mummy habe kein Geld, um Josh Spielzeuge zu kaufen, der Wahrheit entsprach. Dieses Wissen
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