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Julia Extra Band 369

Julia Extra Band 369

Titel: Julia Extra Band 369 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe , Helen Brooks , Kate Hewitt
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wütend auf Vittorio und sagte ihm das offen ins Gesicht, obwohl seine Miene immer finsterer wurde. Schließlich brachte er sie mit einem kurzen Befehl zum Schweigen und wandte sich an Cherry.
    „Entschuldigen Sie bitte.“ Offensichtlich beherrschte er sich nur mit Mühe, denn seine Stimme klang gepresst. „Normalerweise weiß meine Schwester, wie man sich zu benehmen hat. Cherry, dies ist Sophia. Sophia, dies ist Cherry, unser Gast aus England. Sie hätte einen höflicheren Empfang verdient gehabt.“
    Es war Sophia anzusehen, wie sehr sie mit sich kämpfte. Mit einem gezwungenen Lächeln schloss sie schließlich betont leise die Tür, ging auf Cherry zu und reichte ihr die Hand. „Verzeihen Sie mir, ich dachte, Vittorio wäre allein. Ich wusste nicht, dass wir Besuch erwarten.“
    „Das konnten Sie auch gar nicht.“ Cherry erwiderte das Lächeln. „Eigentlich bin ich der Eindringling und nicht Sie, ich bin nämlich aus Versehen auf Ihre Privatstraße geraten, wo mein Auto zu meinem allergrößten Bedauern nicht nur liegen geblieben ist, sondern auch noch den Weg versperrt. Ich muss mich also bei Ihnen entschuldigen und nicht umgekehrt.“
    Sophia sah sie aus ihren grünen Augen einen Moment aufmerksam an, dann entspannte sie sich, und ihr Lächeln verlor die künstliche Starre. Cherry spürte, dass die Freundlichkeit des überaus hübschen jungen Mädchens jetzt von Herzen kam. „Nein, Cherry aus England, ich war es, die sich danebenbenommen hat. Wo hatten Sie denn die Panne? Ich habe gar kein Auto gesehen.“
    „Offensichtlich hat man Cherry in Alberobello den Tank angezapft, und sie hat es gerade noch bis zu unserer südlichen Straße geschafft“, schaltete Vittorio sich ein. „Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen, Cherry, viele Wege führen nicht nur nach Rom, sondern auch zur Casa Carella.“
    „Dann sehen wir uns also zum Abendessen.“ Sophia drehte sich so schwungvoll um, dass ihr Haar, das ihr offen bis zur Taille hing, wie ein Schleier wehte. „Ich muss zurück in mein Zimmer.“
    Cherry trank einen Schluck Kaffee. Bruder und Schwester schienen Differenzen zu haben, das Verhältnis wirkte nicht gerade harmonisch. „Ihre Schwester ist eine Schönheit“, bemerkte sie beiläufig.
    „Und ein Trotzkopf!“ Vittorio fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. „Sie stellt meine Geduld auf eine harte Probe.“
    Cherry runzelte die Brauen. Geduld war bestimmt nicht Vittorio Carellas stärkste Seite. Er machte den Eindruck eines Mannes, der es für sein Recht hielt, Befehle zu geben, die andere widerspruchslos zu befolgen hatten. Arme Sophia!
    „Ich finde es gut, wenn eine Frau genau weiß, was sie will“, antwortete sie fest. „Wir leben schließlich im einundzwanzigsten Jahrhundert.“
    Ausdruckslos sah er sie an. „Für wie alt halten Sie meine Schwester?“
    Cherry zuckte die Achseln. „Sie müsste ungefähr so alt wie ich sein. Fünfundzwanzig?“
    „Sophia hat in vier Monaten Geburtstag – sie wird siebzehn.“ Er kniff die Lippen zusammen. „Sie mag das Aussehen einer erwachsenen Frau haben, aber sie ist unreif und rebellisch wie jeder andere Teenager auch. Seit dem Tod unserer Eltern vor gut zehn Jahren bin ich ihr Vormund, aber die letzten Jahre waren kein Zuckerschlecken, das kann ich Ihnen verraten.“
    Cherry nickte verständnisvoll. So, wie Sophia aussah, mussten die Männer in Scharen hinter ihr her sein, und ihr Temperament war bestimmt nicht einfach.
    „Sie hat einen Freund“, stellte Vittorio hölzern fest. „Sie hat sich heimlich mit ihm getroffen und mir erzählt, bei Klassenkameradinnen gewesen zu sein.“
    „Das ist in dem Alter ganz normal“, beruhigte ihn Cherry.
    „Nein. Sophia ist eine Carella. Umgang mit Männern ist erst ab achtzehn erlaubt, und auch dann nur unter Aufsicht. Ihr Benehmen ist unverzeihlich.“
    Ungläubig schüttelte Cherry den Kopf. „Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter! Diese Einstellung ist einfach lächerlich!“
    „In England vielleicht, in Italien nicht – jedenfalls nicht in unseren Kreisen. Sophia hat eine exklusive Mädchenschule besucht und ist nach strikten Regeln erzogen worden. Erst wenn sie achtzehn ist, darf sich ihr ein Mann nähern – vorausgesetzt, er hat mir vorher seine Absichten erklärt. Es ist zu ihrem Schutz.“
    Das durfte doch nicht wahr sein! Vittorio Carellas Ansichten schienen aus der Zeit der Königin Victoria zu stammen.
    „Leider hat Sophia mein Vertrauen missbraucht“, redete er weiter.

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