Julia Extra Band 370
überschwemmt, begleitet von heftigem Verlangen, bei dem ihr für einen Moment die Knie weich wurden. Als sie an ihr Vorhaben dachte, bekam sie Herzklopfen, aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
Nach dem großen Bankett mit über dreihundertfünfzig Gästen war Roxy dazu abkommandiert worden, in der Küche beim Abwasch zu helfen. Sie arbeitete unauffällig im Hintergrund und schaffte es sich davonzustehlen, bevor die Band zu spielen begann. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass der Bandleader auch wirklich alles richtig verstanden hatte, rannte sie in die Stiefelkammer, wo Amy bereits wartete, um ihr beim Umziehen behilflich zu sein.
Als sie fertig war, klopfte ihr das Herz bis zum Hals. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor so aufgeregt gewesen zu sein. Nicht einmal als die Lollipops an jenem unvergesslichen Silvesterabend in Windsor Castle aufgetreten waren. Das lange Kleid, das sie trug, war so hauteng, dass sie auf den verschneiten Wegen nur winzige Trippelschritte machen konnte. Trotz der eisigen Kälte schwitzte sie jetzt schon unter ihrer Perücke, und ihr Kopf juckte. Eingehüllt in eine weiße Pelzstola schlitterte sie hinter Amy in den hinteren Bühnenbereich und gab der Band das verabredete Zeichen.
Kurz darauf verstummte die Musik, sodass der Raum nur noch von lebhaftem Stimmengewirr erfüllt war. Roxys Herz pumpte das Blut mit erhöhter Geschwindigkeit durch ihre Adern, und während sie wartete, spürte sie, wie das körpereigene Adrenalin seine Wirkung entfaltete. Nach einer kleinen Ewigkeit ging unten im Saal das Licht aus, und sie hörte, wie sich der Bandleader laut ins Mikrofon räusperte, woraufhin es rasch leiser wurde.
„Ladies und Gentlemen“, begann er. „In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts hat eine bildschöne, bis heute unvergessene junge Schauspielerin dem damaligen amerikanischen Präsidenten ein Geburtstagsständchen gesungen. Und heute habe ich hier jemanden, der dem Duke von Torchester dieselbe Ehre erweisen möchte. Deshalb freue ich mich, Ihnen ganz exklusiv Miss … Marilyn Monroe vorstellen zu dürfen!“
Titus zog überrascht die Augenbrauen hoch, als er die Gestalt sah, die auf der Bühne ins Scheinwerferlicht trat. Das bodenlange Kleid schmiegte sich wie eine zweite Haut an ihren Körper, der blondgelockte Bob glänzte im Scheinwerferlicht. Die Ähnlichkeit war verblüffend. Er hörte das überraschte Keuchen der Gäste, aber es dauerte noch eine Weile, bis bei ihm der Groschen fiel.
Das war doch Roxanne!
Sie ließ die weiße Pelzstola aufreizend langsam von den wohlgeformten Schultern gleiten … ein atemberaubender Anblick. Das mit Strass bestickte champagnerfarbene Kleid schmiegte sich so eng an ihren Körper, dass es fast aussah, als ob sie bis auf die glitzernden Perlen nackt wäre. Die blonde Marilyn-Perücke und der glänzende knallrote Lippenstift perfektionierten ihren Aufzug derart, dass ihre Ähnlichkeit mit der berühmten Schauspielerin fast unheimlich war. Sie suchte die Menge mit Blicken ab, bis sie Augenkontakt mit ihm hatte. Und als sie gleich darauf nach dem Mikrofon griff und atemlos zu singen begann, sang sie nur für ihn.
„Happy birthday to you.
Happy birthday to you.
Happy birthday …“ Jetzt wurde ihre Stimme noch erotischer, und sie klimperte mit den künstlichen Wimpern, „ … Duke of Torchester.
Happy birthday to you.“
Titus stand wie gebannt da, während rauschender Beifall aufbrandete. Jetzt hob sie, um Ruhe bittend, eine Hand, und plötzlich glaubte er einen Blick auf das junge Geschöpf zu erhaschen, das sie früher gewesen war. Ein junges Mädchen auf der Schwelle zur Frau, das es durch seine überragende Bühnenpräsenz geschafft hatte, Menschenmassen in seinen Bann zu ziehen. Bestimmt fehlt ihr das alles ganz schrecklich, schoss es ihm durch den Kopf. Sie war eine Zeit lang ein berühmter Popstar gewesen, und jetzt putzte sie die Häuser fremder Leute – ohne jemals auch nur ein einziges Wort der Klage darüber zu verlieren!
Aber war es wirklich angemessen, dass sie seine Geburtstagsparty als Plattform nutzte, um ihr eigenes Talent zur Schau zu stellen?
Der Applaus verstummte, als sie zu sprechen begann. Ihr heiserer amerikanischer Akzent passte perfekt zu dem Marilyn-Kostüm.
„Viele Leute wissen nicht, dass an dem Abend diesem Song noch ein zweiter folgte, den ich heute aus gegebenem Anlass ebenfalls für den Duke singen möchte.“ Sie lächelte strahlend. „Ich hoffe, Sie mögen ihn,
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