Julia Extra Band 370
machen würde, weil er befürchten musste, Amy zu wecken. Einfach in den ersten Stock hochzukommen würde er ebenfalls nicht wagen, und deshalb würde er hoffentlich schnell wieder verschwinden, wenn sie sich nicht blicken ließ.
Aber es dauerte nicht lange, bis sie ihn auf der Treppe hörte. Gleich darauf stand er auf der Schwelle zu ihrem Schlafzimmer, dunkel und groß und einschüchternd. Erst sagte er gar nichts, sondern schaute einfach nur von ihrem Gesicht zu ihrem Koffer und dann wieder in ihr Gesicht.
„Was soll das werden?“, fragte er schließlich.
Sie hätte am liebsten laut geschrien. Sich in seine Arme geworfen und herzzerreißend geschluchzt, aber Roxy wusste, dass das alles nur noch schlimmer machen würde. Dass ihr dann der Abschied noch schwerer fallen würde. Deshalb musste sie ganz ruhig bleiben. Um ihm zu beweisen, dass sie sich alles gut überlegt hatte. Vor allem aber, um zu verdeutlichen, dass sie ihren einmal gefassten Entschluss nicht rückgängig machen würde.
Sie zog spöttisch eine Augenbraue hoch. „Das siehst du doch.“
„Du gehst?“
Sie hörte den ungläubigen Unterton in seiner Stimme. „Ja. Und ich verstehe nicht, warum du dich wunderst. Es war von Anfang an geplant, dass ich nur bis zum Fest bleibe.“
„Schon. Aber findest du das nicht ein bisschen arg theatralisch? Sich so einfach ohne Abschied mitten in der Nacht davonzustehlen?“
„Du hast geschlafen.“
„Bitte verkauf mich nicht für dumm, Roxanne.“
Sie stopfte noch einen Schuh in den übervollen Koffer. „Vielleicht wollte ich es uns beiden ja ersparen, dass uns morgen früh womöglich noch irgendjemand …“
„Das kannst du ruhig meine Sorge sein lassen.“
Seine Arroganz war wirklich unerträglich! Roxy straffte wütend die Schultern. „Du bist einfach so, stimmt’s? Du kannst nicht anders“, schleuderte sie ihm anklagend entgegen. „Du erlaubst mir zwar in deiner unendlichen Großzügigkeit, bei dir zu schlafen, aber irgendwie schaffst du es trotzdem nicht, deine Überlegenheitsgefühle in den Griff zu bekommen. Ich hatte eigentlich gehofft, dass wir wenigstens in deinem Schlafzimmer auf einer Stufe stehen …“
„Das tun wir auch.“
„Schön, dann ist es mein gutes Recht wegzugehen, wann immer ich will. Ich brauche deine Erlaubnis nicht, Titus.“
Sein Gesicht verfinsterte sich. Er war solchen Rededuellen nicht wirklich gewachsen. „Nach allem, was zwischen uns war, finde ich dein Timing ziemlich erbärmlich.“
„Du meinst, weil wir eben erst Sex hatten?“
„Vielleicht könntest du es ja etwas einfühlsamer ausdrücken?“
Sie schüttelte den Kopf, wild entschlossen, nicht schon wieder auf ihn reinzufallen, auch wenn das alles andere als einfach war. „Und warum sollte ich nicht gehen, wo ich doch sowieso ein Niemand bin, Titus?“
Sie sah, dass er wie ertappt zusammenzuckte. Jetzt konnte sie sich nur noch für den Showdown wappnen, dem aus dem Weg zu gehen sie gehofft hatte. „Na? Dämmert dir was? Ich habe mit eigenen Ohren gehört, wie du zu diesem Typen gesagt hast, dass ich niemand bin!“
Er verzog unangenehm berührt das Gesicht. „Aber das war doch nur, weil …“
„Nein!“, fiel sie ihm ins Wort. „Ich will deine erbärmliche Ausrede nicht hören! Es gibt nichts, was so ein Verhalten rechtfertigen könnte!“
„Bist du dir da ganz sicher?“, fragte er, während er spürte, dass auch er allmählich wütend wurde. „Ich hoffe, du verzeihst mir, dass mich dein Mangel an Fantasie nicht beeindrucken kann. Ich habe es nämlich getan, um dich zu schützen.“
Sie lachte leicht hysterisch auf. „Um mich zu schützen?“
„Richtig. Weil ich nicht wollte, dass du zum Objekt irgendwelcher idiotischer Spekulationen wirst … oder von Fragen, wie du sie früher gehasst hast. Es steht nämlich zu befürchten, dass alle Welt anfängt, in deiner Vergangenheit herumzuwühlen, wenn herauskommt, dass du meine Geliebte bist.“
„Oder dass alle Welt anfängt, über die Zukunft zu spekulieren?“, versuchte sie ihn zu provozieren. „Über deine Zukunft.“
„Über meine Zukunft?“
„Ja. Du hast nur dich selbst beschützt, Titus, sonst niemanden, aber das kann ich dir nicht vorwerfen. Was würde denn passieren, wenn die Welt erführe, dass der Duke von Torchester mit seiner Putzhilfe geschlafen hat? Würde das nicht jene Art Fragen aufwerfen, die du nicht beantworten willst?“
„Und was wären das für Fragen, Roxanne?“, fragte er gefährlich sanft.
„So
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