Julia Extra Band 370
Zurückhaltung auf. Das war Roxanne, entflammt vor Leidenschaft. Ihre Küsse waren tief und betörend, ihre federleichten Berührungen reinste Magie. Er hörte sein eigenes hilfloses Keuchen, als sie sich unter ihm aufsetzte und die Führung übernahm.
Sie flüsterte ihm Sachen ins Ohr, die er kaum verstand, so erregt war er. Er spürte, wie sich eine unerträgliche Spannung in ihm aufbaute. Es war fast, als ob sein Körper gleich explodieren, als ob er jeden Moment vergehen würde vor Lust. Angelangt an ihrem Höhepunkt, schrie sie wild auf, und sein eigener gutturaler Schrei folgte, während er sich in ihr ergoss.
Hinterher fühlte er sich regelrecht erschüttert; ein Gefühlszustand, der sich noch verstärkte, als er ihre nassen Tränen an seinem Gesicht spürte. Unter normalen Umständen wäre er jetzt schleunigst auf Abstand gegangen, weil Frauen und Tränen für ihn nicht zusammenpassten, schon gar nicht im Bett. Doch nun, satt und zufrieden wie ein Raubtier nach dem Verschlingen einer fetten Beute, wandte er nur den Kopf und fuhr ihr mit dem Finger nachdenklich über die tränennasse Wange.
„Roxanne?“, fragte er, aber sie reagierte nicht, und einen Wimpernschlag später ging ihr Name im Knallen und Zischen des Feuerwerks unter, das vor den hohen Fenstern seines Schlafzimmers den Himmel taghell erleuchtete. Er rüttelte sie sanft an der Schulter. „Sieh mal nach draußen.“
Gehorsam schaute Roxanne aus dem Fenster auf das leuchtende Arrangement aus Farben, das sich in verschwenderischer Pracht über dem schwarzen Nachthimmel ergoss. Silber. Gold. Pink, Blau. Und alle Regenbogenfarben. Es gab explodierende Sonnen und schillernde Neonkaskaden, deren Aufglühen und Vergehen eingebettet war in die süßen Klänge von klassischer Musik. Beim Feuerwerk zum Geburtstag des elften Dukes von Torchester hatte man sich offensichtlich nicht lumpen lassen.
„Das ist wirklich wunderschön“, sagte sie, verzweifelt bemüht, aus der dunklen Leere, die sich in ihrem Innern breitgemacht hatte, etwas zutage zu fördern, das auch nur annähernd als Begeisterung durchgehen konnte.
„Ja, nicht wahr?“ Er beugte den Kopf und streifte mit seinen Lippen ihre. „Und das Timing ist perfekt.“
„Oh ja, absolut“, stimmte sie zu, auch wenn es ihr fast das Herz brach. Aber sie wusste, dass sie niemandem einen Vorwurf machen konnte – außer sich selbst. Es war ihre eigene Schuld. Sie war ein Niemand und hatte den Fehler gemacht, sich für einen Jemand zu halten. Sie hatte sich auf ein Abenteuer mit unübersehbar kurzem Verfallsdatum eingelassen, in dem irrigen Glauben, stark genug dafür zu sein, doch jetzt stellte sich heraus, dass sie sich maßlos überschätzt hatte. Obwohl ihr eben noch so heiß gewesen war, wurde ihr jetzt im Innern eiskalt, während sie ihm den Rücken zuwandte und reglos dalag.
Titus legte von hinten einen Arm um sie und zog sie so eng an sich, dass sich ihr nackter Po an seinen Bauch drückte, wo sich der Beweis seines Verlangens bereits wieder regte. Später, dachte er träge. Später würde er sie noch einmal lieben. Jetzt musste er erst kurz schlafen.
Roxanne lag wach in seinen Armen und lauschte seinen tiefer werdenden Atemzügen, bis sie sicher sein konnte, dass er eingeschlafen war. Dann schob sie versuchsweise vorsichtig ein Bein aus dem Bett, und als er sich nicht rührte, stand sie leise auf.
Nahezu geräuschlos sammelte sie ihre goldenen High Heels ein und verstaute sie zusammen mit dem Abendkleid und der weißen Pelzstola sorgfältig in der Tragetasche. Anschließend zog sie ihre Jeans, den Pullover und die Schaffellstiefel an und verließ Titus’ Schlafzimmer.
Sie musste gut aufpassen. Das Fest war noch immer in vollem Gang, und wenn sie hier irgendwo zufällig Vanessa in die Arme lief, könnte es peinlich für sie werden. Lautlos wie ein Schatten huschte sie aus dem Haus und sprintete hinüber zu ihrem Cottage. Zitternd vor Kälte öffnete sie die Tür und schlich die Treppe hinauf in ihr Zimmer, wo sie ihre Habseligkeiten zusammensuchte und alles aufs Bett warf. Im Kofferpacken hatte sie Übung, das hatte sie damals, als sie mit den Lollipops auf Tour gewesen war, gelernt. Geschickt verstaute sie ihre Kleider in ihrem Koffer und überlegte gerade, wie sie jetzt am besten nach London kommen könnte, da hörte sie, dass unten jemand an der Eingangstür war.
Sie wusste sofort, dass das nur Titus sein konnte. Allerdings war kaum anzunehmen, dass er sich lautstark bemerkbar
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