Julia Extra Band 370
hinausgezögerte Befriedigung tut dir vielleicht gut.“
Und damit trat Shirley in den Lift und ließ ihn in seinem schicken Anzug im Foyer stehen.
4. KAPITEL
Fassungslos starrte Hayden sie an.
„Leonidas …“ Shirley verbeugte sich. „Boudicca, Königin der Iceni.“
Sie brauchte sich keine Gedanken darüber zu machen, wie tief sie sich verbeugte. In dem Kostüm, in das Andreas ihr geholfen hatte, konnte sich nichts bewegen. Das Oberteil war eher eine Bandage als ein BH, erdfarbene Stoffbänder, die fest um ihren Oberkörper gewickelt und dann über die Schultern gelegt waren.
„Wie bist du da überhaupt reingekommen?“, flüsterte Hayden.
„Andreas hat mir geholfen.“
„Andreas?“
„Mein Nachbar.“
Hayden zog die Augenbrauen hoch.
Glaubte sie zumindest. Sein reich verzierter Gesichtsschutz aus Blech ließ nur Augen und Lippen sehen, aber er kippte ein bisschen zur Seite.
„Dein schwuler Nachbar?“
Im Ernst, Hayden? „Mein heterosexueller siebzigjähriger Nachbar, der früher den Kostümfundus der Oper geleitet hat.“ Seine erleichterte Miene war lustig. Und verwirrend. „Was für eine Rolle spielt es, wer mir beim Anziehen geholfen hat?“
„Beim Ausziehen. Meinst du, du kannst vor kleinen Jungs so herumlaufen?“
Shirley blickte an sich hinunter, um sich zu vergewissern, dass noch alles da war. Mit ihren wallenden Röcken und dem Bandgeflecht waren nur Arme, Schultern und ein Streifen Bauch nackt. Und die Füße, die ja wohl bei niemandem Anstoß erregten.
„Das ist ein starkes Stück von einem Mann in einem Minirock!“
Ein heißer Minirock und nicht viel sonst. Zehensandalen und Brustpanzer aus Blech. Eine Lanze mit einem Korken auf der Spitze. Zerbeulter Schild. Und der Gesichtsschutz, der seinen Kopfschmuck stützte.
„Was hast du mit deinem Haar gemacht?“, fragte Hayden anklagend.
„Ich habe es gefärbt.“
„Mir hat das Schwarz gefallen.“
„Was du magst, hat meine Entscheidung eigentlich nicht beeinflusst. Boudicca hatte flammend rotes Haar.“
„Und sie war eine grausame Kriegerin. Vielleicht nicht gerade das Richtige für Kinder.“
„Anders als Leonidas, der seine Lanze nur getragen hat, um herumliegenden Abfall aufzuspießen?“
Eine Schüssel mit Miniwürstchen in der einen Hand, eine Ketchupflasche in der anderen, ging Luc an ihnen vorbei. „Na, na, ihr beiden, der Kampf ist doch angeblich reine Erfindung.“
Shirley sagte kein Wort mehr.
Kopfschüttelnd musterte Hayden sie noch einmal, dann drehte er sich um und marschierte davon. Dabei wippte der kleine Rock und bot ihr einen besseren Blick auf seine muskulösen Oberschenkel.
„Ihr seid das beste Heer, das ich jemals geführt habe!“, flüsterte Shirley den sieben kleinen Jungen zu, die hinter einem Spielhaus kauerten. Sie verteilte noch mehr faustgroße Munition. „Es wird Zeit für einen Strategiewechsel. Ein Heer ist ohne seinen Führer verloren, deshalb schleudert alles auf Leonidas. Schaltet ihn aus.“
„Ja!“ Die Jungs reckten begeistert die Fäuste in die Höhe und gingen in Stellung.
Auf der anderen Seite des Gartens ragte Haydens Kopfschmuck über den eilig gebauten Unterstand aus einem leeren Planschbecken und zwei umgedrehten Liegestühlen. Der Kopfschmuck bewegte sich hin und her, als würde Hayden ebenfalls eine Ansprache halten. Dann spähten sechs kleine Krieger über den Unterstand.
„Bereit machen!“, flüsterte Shirley. Sie sprang auf und schrie: „Leonidas!“
„Boudicca!“ Auf der anderen Seite des Rasens übersprang Hayden das Hindernis und stieß seine Lanze in die Luft.
Zwei Miniheere rannten aufeinander zu, und jedes ließ das andere vorbei und lief zum eigentlichen Ziel. Die Spartaner schleuderten ihre Wurfgeschosse. Fünfzehn kleine Wasserballons trafen Shirley und platzten. Sie musste zugeben, dass die Spartaner ziemlich gute Kämpfer waren. Ihre Kelten trafen meistens daneben, dann sausten sie los, hoben die nicht geplatzten Ballons auf und versuchten es kichernd noch einmal.
Schließlich ließ sich Hayden der Länge nach auf den Rasen fallen. Jubelnd warfen sich die Kelten auf ihn, die Spartaner warfen sich obendrauf.
„Okay, Krieger …“ Tims Mutter griff ein und pflückte das erste Kind von Hayden herunter. „Ihr habt den Frieden in diesem Land wiederhergestellt, und jetzt wartet in der Küche ein Festessen auf euch.“
Mit Hurra-Geschrei rasten die Jungs ins Haus.
Shirley zupfte an den durchnässten Bändern und den nassen Stoffbahnen, die
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