Julia Extra Band 370
ihr an den Beinen klebten. Aus ihrem Haar tropfte noch mehr Wasser auf das Kostüm.
„Prima Kampf.“ Hayden kam grinsend auf sie zu.
Ihr Puls beschleunigte sich sprunghaft. „Du wurdest vernichtend geschlagen. Tote können nicht sprechen.“
„Du bist selbst schwer getroffen.“
In diesem Moment dämmerte ihr, dass sie den Tag nicht durchdacht hatte. Sie hatte keine Kleidung zum Wechseln mitgebracht, weil sie angenommen hatte, sie würde so wieder ins Auto steigen, wie sie ausgestiegen war.
Sie versuchte erneut, die Chiffonröcke von den Schenkeln abzuziehen, aber der dünne Stoff haftete wie eine Klette. „Ich brauche eine Pause.“ Shirley ging zum Lager der Spartaner und stellte die beiden Liegestühle auf.
Hayden setzte sich neben Shirley und reichte ihr eine Box mit feuchten Reinigungstüchern. „Hier, deine Kriegsbemalung hat den Wassermassen nicht standgehalten.“
Sie zog einige Tücher heraus und begann die mit Eyeliner aufgemalten Muster abzuwischen, während sie langsam in der Nachmittagssonne trocknete. Leider verflüchtigte sich so auch ihr normales Make-up. Hayden streckte sich in seiner ganzen Pracht im Liegestuhl aus. Verstohlen blickte Shirley ihn an.
„Leonidas steht dir gut“, sagte sie scheinbar abwesend. Sonnengebräunt. Schlank und durchtrainiert. Stark. Nicht schlecht für einen Einsiedler. Oder Vorstandsvorsitzenden.
Er wandte den Kopf zur Seite. „Ich muss zugeben, dass ich das Gefühl habe, als hätte ich in seinem Heer sein können. Da ist noch Farbe.“ Er tippte sich an die Nase.
Was ohne Spiegel nicht besonders hilfreich war.
„Warte …“ Er schwang die Beine über den Rand des Liegestuhls und zupfte ein Reinigungstuch aus der Box. „Sitz still.“
So nah war Hayden ihr noch nie gekommen. Atemberaubend nah. Sanft entfernte er den letzten Rest Make-up, dann lächelte er sie an.
„Und da ist sie“, murmelte er. „Schön, dich endlich kennenzulernen, Shirley.“
„Wir haben uns schon kennengelernt.“
„Nicht so.“
„Du erinnerst dich nicht?“
Er runzelte die Stirn. „Auf der Beerdigung?“
„Lange davor.“
„Tut mir leid, ich weiß es wirklich nicht mehr.“
„Das wäre auch zu viel verlangt. Es war nichts, für dich nicht.“ Aber es hatte ihr Leben verändert. Sie war auf der Stelle vom Kind zum jungen Mädchen geworden. Mit elf.
Hayden blieb ihr gegenüber sitzen und hielt sie mit seinem Blick gefangen, während sie in Schweigen verfielen.
„Im Ernst, wie lange dauert es, bis du dein schwarzes Haar zurückhast?“, platzte er heraus.
Shirley lachte. „Für einen Mann, der immer nur mit Blondinen fotografiert worden ist, bist du ganz schön auf meine Haarfarbe fixiert.“
„Mir hat das Schwarz wirklich gefallen.“
Sie wurde rot.
Luc kam mit zwei hohen Gläsern eisgekühltem Wasser und reichte jedem eins.
„Danke, Luc. Und nochmals danke für die Konzertkarten, es war wundervoll.“ Shirley lächelte ihn an.
Schnell ließ Luc den Blick über ihren Körper in dem noch immer feuchten, eng anliegenden Kostüm gleiten, und Shirley fühlte sich viel mehr entblößt als unter Haydens Blick. Wenn Hayden sie ansah, fühlte sie sich zwar auch nackt. Aber auf eine gute Art. Eine gefährlich gute Art.
Wütend funkelte Hayden seinen Freund an.
„Kein Problem“, sagte Luc, der es nicht bemerkte. „Ihr habt es heute mehr als abbezahlt.“
„Jetzt bist du dran, Shirley. Du hast doch nicht vergessen, dass der nächste Wunsch auf der Liste deine Sache ist?“, fragte Hayden.
„Nein, ich habe sogar schon alles organisiert. Ich wollte es dir heute erzählen.“
„Wie? Du hast die anderen entweder bereits fertig, oder es ist etwas im Ausland …“
Shirley lächelte.
„Wir fahren ins Ausland? Ohne Geld auszugeben?“
„Etwas müssen wir ausgeben, aber nicht viel. Hin und zurück je hundert Dollar. Und danach können wir gleich zwei Kästchen auf der Liste ankreuzen!“
„Für zweihundert Dollar?“, fragte er ungläubig.
„Du wirst mir einfach vertrauen müssen.“
„Gefährliche Worte“, sagte Luc zu Hayden. „Jetzt zieh ordentliche Sachen an, bevor all die Mütter kommen und so abgelenkt werden, dass sie in die Hecke meiner Schwester fahren.“ Luc sah Shirley an. „Und du solltest dir etwas überwerfen, bevor Hayden aus dem Liegestuhl kippt.“
Luc schlenderte zurück ins Haus, und ein peinliches Schweigen trat ein. Bis zu diesem Moment war sie nicht allzu beunruhigt darüber gewesen, wie sich das feuchte Keltenkostüm an
Weitere Kostenlose Bücher