Julia Extra Band 370
nicht kapiert, als sie ihm das erste Mal ihren neuen Namen genannt hatte. Er war so lange außer Gefecht gesetzt gewesen, dass er von der Welt nur noch wusste, was er in der Zeitung las oder im Fernsehen sah, wenn er das Ding gelegentlich einschaltete.
Die Begeisterung des jungen Mädchens am Strand hatte Hayden veranlasst, im Internet zu suchen. Es hatte nicht lange gedauert, bis ihm klar geworden war, dass seine Shiloh die Shiloh war.
Die berühmteste Bloggerin des Landes.
Die Königin des sozialen Bewusstseins. Journalisten, Berater von Politikern und Prominente, niemand wollte verpassen, was Shiloh postete. Selbst wenn es ihnen nicht immer gefiel.
Hayden hatte die Delfin-Story entdeckt, wundervoll recherchiert und voller Geschichten von Menschen, deren Leben sich nach einer Begegnung mit einem Delfin verändert hatte. Shiloh hatte die vielen Menschen, die sich für Naturschutz engagierten, durch den Mann zu Wort kommen lassen, mit dem sie im Wasser gestanden und sich unterhalten hatten. Aber sie hatte nicht beschrieben, wo der Strand lag, um die Delfine zu schützen.
Sie kannte ihre Grenzen. Und ihre Macht.
In den vergangenen Wochen hatte Hayden ihren Blog im Auge behalten, um ein Gespür für sie zu bekommen. Sie war scharfsinnig, kritisch, furchtlos.
„Kann man in der Konzerthalle auf interessante Storys stoßen?“
Sie reagierte überhaupt nicht darauf, dass er nun zu wissen schien, wer sie war. „Du würdest dich wundern, worüber die Leute im Schutz einer Menschenmenge so alles reden. Gehörst du hier zum Stammpublikum?“
Die meisten Frauen, mit denen er ausging, würde er nicht mit ins Konzert nehmen. „Ich bin gelegentlich hier, aber dann sitze ich hinten.“ Ganz hinten, bei Luc im Regieraum. „Heute sitze ich zum ersten Mal in der ersten Reihe. Komm mit.“ Hayden steuerte auf die Bar zu.
Wenn dies eine normale Verabredung gewesen wäre, hätte er Shirley am Arm durch die Menge geführt. Nur war es kein Date, und vielleicht würde sie ihn wütend anfahren, wenn er sie berührte.
Sie gingen in den hinteren Bereich der Bar, der als Mitglieder-Lounge genutzt wurde. Alle seine alten Freunde hoben erfreut die Hand. Johnny. Jack. Remy. MacCallan.
Hayden eilte an ihnen vorbei. „Luc?“
Es dauerte einen Moment, aber dann kam sein ältester Freund durch eine Tür hinter der Theke. Sie klopften sich auf die Schulter, dann lächelte er Shirley kurz höflich zu. Hayden wusste jedoch, dass Luc ihn später bearbeiten würde, um mehr zu erfahren.
Luc zog zwei Karten aus der Hosentasche und hielt sie hoch. „Die waren schwer zu bekommen. Nicht, dass du dein Wort brichst?“
Bitte … „Wann habe ich jemals ein Versprechen nicht gehalten?“
„Aber um so etwas habe ich dich noch nie gebeten.“
Dafür interessierten sich Shirley und Shiloh.
Luc übergab die Karten. „Danke.“ Hayden klopfte ihm auf die Schulter. „Du hast was gut.“
Sein Freund lachte. „Du weißt, was du mir schuldest.“ Er verschwand wieder im Inneren der Concert Hall.
„Was hast du gegen die Karten getauscht, Hayden?“ Mit zusammengekniffenen Augen sah Shirley ihn an.
„Nur einen Gefallen für einen gemeinsamen Freund.“
„Falls ich an einer krummen Sache beteiligt bin, möchte ich genau wissen, worum es geht. Ich rühre mich nicht vom Fleck, bis du mir die Wahrheit sagst.“
„Lucs Schwester gibt in ein paar Wochen eine Party. Ich helfe da mit.“
„Ich wusste nicht, dass du Events ausrichtest.“
„Ich organisiere die Party nicht.“
„Catering?“, fragte Shirley.
Hayden blickte sie wütend an.
„Nicht den Alkohol, hoffe ich?“
Sein Blick verfinsterte sich noch mehr. „So eine Party ist das nicht. Sie ist für Lucs Neffen. Er wird … neun.“
„Bitte sag mir, dass du dich als Clown verkleidest.“
„Zum Glück steht Tim nicht auf Clowns.“
„Worauf steht er denn?“
Entnervt seufzte Hayden und führte Shirley – wieder ohne sie zu berühren – aus der Bar. „Krieger. Der alten Schule. Schwerter und Schilde.“ Aus den Augenwinkeln sah er, wie Shirley die Lippen zusammenpresste. Zweifellos um ein Lächeln zu unterdrücken.
„Also ein Junge nach deinem Geschmack?“
„Das hat Luc auch gesagt.“ Hayden stieß die Tür zum Foyer auf.
Schließlich verhallte der Beifall für den Dirigenten. Shirley hatte keine Ahnung, wer er war, aber den Ovationen des Publikums nach zu urteilen, wusste es jeder andere hier.
Wie ihre Mutter diesen Abend genossen hätte. Andererseits – wäre
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