Julia Extra Band 370
und besorgt zugleich richtete Angelo sich auf.
„Nein!“, schrie sie. „Nein! Nein! Nein!“
Entschieden zog er sie an sich. Kein leichtes Unterfangen, denn noch immer schlug sie wild um sich. „Ganz ruhig, cara “, flüsterte er. „Es ist nur ein Traum.“
Schließlich öffnete sie die Augen und schlug die Hände vors Gesicht. „Oh Gott“, schluchzte sie verzweifelt. „Ich konnte ihn nicht finden.“
Zärtlich schob Angelo ihr eine Strähne aus der Stirn. „Wen konntest du nicht finden, piccola mia ?“
„Es war meine Schuld“, stammelte sie heiser.
Behutsam zog er ihr die Hände vom Gesicht. „Was war deine Schuld?“
Natalie blinzelte und kam langsam wieder zu sich. „Ich … ich … entschuldige.“ Sie wurde von einem Weinkrampf geschüttelt. Die Tränen strömten ihr nur so über die Wangen.
So aufgelöst hatte Angelo sie noch nie erlebt. Behutsam trocknete er ihre Tränen. „Es war nur ein Traum, Tatty. Du bist in Sicherheit. Vergiss den Albtraum!“
Entsetzt musste er beobachten, wie sie nur noch heftiger weinte. Das Herz wurde ihm schwer vor Mitgefühl. Wenn er nur wüsste, wie er sie beruhigen konnte.
„Es tut mir leid. Es tut mir leid“, wimmerte sie immer wieder, wie ein Mantra.
„Ganz ruhig.“ Behutsam trocknete er ihr erneut die Tränen. „Du musst dich für nichts entschuldigen.“ Immer wieder strich er ihr tröstend übers Haar. „Beruhige dich, cara ! Ganz ruhig.“
Schließlich schluchzte sie nur noch gelegentlich und schmiegte sich erschöpft an Angelos Brust, wo sie wenig später einschlief. Bis zum Morgengrauen hielt Angelo sie in den Armen und wachte über ihren Schlaf.
Am Morgen schlug Natalie die Augen auf und begegnete Angelos nachdenklichem Blick. Sie erinnerte sich nur vage an die Geschehnisse der Nacht. „Hoffentlich habe ich deine Nachtruhe nicht gestört“, sagte sie leise. „Leider schlafe ich sehr unruhig.“
„Das kannst du laut sagen, cara .“ Er rang sich ein Lächeln ab. „Wieso ist mir das vor fünf Jahren nicht aufgefallen?“
„Im Winter kann ich besser schlafen.“
„Jetzt verstehe ich, warum du dich in Schottland niedergelassen hast.“
Natalie lächelte flüchtig. „Vielleicht sollte ich in die Antarktis ziehen. Oder an den Nordpol.“
„Vielleicht solltest du einfach mal mit jemandem über deine Träume reden.“
Sie stand schnell auf und zog sich einen Bademantel über, dessen Gürtel sie viel zu fest verknotete. „Und du solltest dich vielleicht lieber um deine eigenen Angelegenheiten kümmern!“
Angelo sprang aus dem Bett und war mit zwei Schritten bei ihr. „Bitte stoße mich nicht wieder fort! Siehst du denn nicht, dass ich dir helfen will?“
„Lass mich in Ruhe, Angelo! Alles war in Ordnung, bevor du mein Leben mit deinem verrückten Racheplan auf den Kopf gestellt hast. Du hast ja keine Ahnung, was in meinem Leben los ist.“ Wütend funkelte sie ihn an.
„Ich würde es aber gern wissen, Natalie. Nur so kann ich dir helfen.“
Sie wandte ihm den Rücken zu. „Ich komme schon klar. Und du solltest dein eigenes Leben nicht unnötig verkomplizieren. Du könntest jede Frau haben. Da brauchst du ja nicht unbedingt mich.“
„Doch, Natalie. Ich brauche dich, und du brauchst mich.“
Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Warum konnte Angelo nicht einsehen, dass sie nicht die richtige Frau für ihn war? „Du verdienst eine Partnerin, die dich wirklich liebt“, sagte sie leise. „Ich bin dazu leider nicht in der Lage.“
„So ein Unsinn! Natürlich kannst du lieben. Du lässt es nur nicht zu.“
Natalie seufzte tief auf. „Ich habe schon so viele Leben zerstört. Was glaubst du, wie sehr ich mich bemühe, ein guter Mensch zu sein. Aber manchmal reicht das eben nicht.“
„Du bist ein guter Mensch, Natalie. Woher kommen nur deine verdammten Selbstzweifel?“
Die quälten sie seit ihrem siebten Lebensjahr. Und die Schuldgefühle wurden immer schlimmer. Dagegen war sie einfach machtlos. „Als kleines Mädchen glaubte ich noch an Wunder. Ich war überzeugt, wenn ich mir etwas nur sehnlich genug wünschte, würde es auch in Erfüllung gehen.“
„Das ist die Magie der Kindheit“, sagte Angelo. „Alle Kinder glauben an Wunder.“
„Ja. Leider wurde ich sehr früh mit der rauen Wirklichkeit konfrontiert. Das Leben ist kein Hollywoodfilm. Im wahren Leben gibt es kein Happy End. Es ist ein ewiger Kreislauf aus Schmerz und Trauer, aus dem es kein Entkommen gibt.“
„Was macht dir das Leben so
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