Julia Extra Band 370
von Angelos Mutter gaben ihr mehr Selbstbestätigung, als sie je von ihren eigenen Eltern erfahren hatte.
„Meine Assistentin schickt dir einen Katalog. Und ich helfe gern, wenn du Fragen hast“, versprach Natalie.
„Wirklich?“ Francesca strahlte begeistert. „Ich nehme dich beim Wort. Die Gästezimmer müssen nämlich dringend renoviert werden. Wir könnten die Gestaltung gemeinsam planen. Dabei würden wir uns auch gleich besser kennenlernen. Was meinst du?“
„Sehr gern“, antwortete Natalie.
„Wunderbar! Ehrlich gesagt war ich vor unserer ersten Begegnung etwas nervös. Aber jetzt weiß ich, dass du die Richtige für Angelo bist. Du liebst ihn sehr, oder?“
„Ich … ich …“
Verständnisvoll gab Francesca ihr einen Klaps auf den Arm. „Entschuldige, ich wollte nicht indiskret sein. Ich sehe ja auch mit eigenen Augen, was du für ihn empfindest. Du bist eine Frau, die ebenfalls nur aus Liebe heiratet.“
Angelo kam herüber und legte beschützend einen Arm um Natalies Taille. „Dann bist du mit meiner Wahl einverstanden, Mamma ?“
„Selbstverständlich, mein Junge! Natalie ist ein Engel. Wir werden wunderbar miteinander auskommen.“
Die Unterhaltung beim Abendessen war lebhaft und freundschaftlich. Natalie, die es von zu Hause gewohnt war, beim Familienessen zu schweigen, trug nur wenig dazu bei, genoss aber die entspannte Atmosphäre.
Nach dem abschließenden Espresso streichelte Angelo Natalies Nacken. „Würdet ihr uns jetzt bitte entschuldigen, Mamma, Papà ?“, fragte er höflich. „Natalie ist erschöpft von der Reise.“
„Selbstverständlich!“ Sandro und Francesca küssten Natalie auf beide Wangen. „Es ist mir eine große Freude, dich in unsere Familie aufzunehmen“, sagte Sandro herzlich.
Natalie hatte Mühe, Tränen der Rührung zu unterdrücken. „Danke schön. Ihr seid sehr lieb.“
Auf der Treppe bemerkte Angelo besorgt: „Du hast kaum was gegessen. Fühlst du dich immer noch unwohl?“
„Nein, ich esse immer so wenig.“
„Du bist viel zu dünn. Ich habe den Eindruck, dass du seit unserem Wiedersehen noch mehr abgenommen hast.“
„Im Sommer nehme ich immer ab“, erklärte sie leise.
Höflich hielt Angelo ihr die Tür auf. „Meine Eltern beten dich an“, sagte er lächelnd.
Flüchtig erwiderte sie sein Lächeln. „Du kannst dich glücklich schätzen, so wundervolle Eltern zu haben, Angelo.“
Er machte die Tür zu und beobachtete, wie Natalie den Clip aus ihrem Haar zog, das ihr daraufhin in schimmernden Locken über die Schultern fiel. Am liebsten hätte er seine Finger durch die verführerische Pracht geschoben und sein Gesicht darin vergraben.
„Ich überlasse dir das Bett und schlafe in einem der anderen Zimmer“, schlug er vor.
„Das würde deine Eltern aber misstrauisch machen.“
„Mir fällt schon eine Begründung ein.“
„Ich bin sicher, dass wir eine gemeinsame Nacht überleben“, sagte Natalie. „Wir sind ja keine hormongesteuerten Teenager mehr, die übereinander herfallen.“
Doch genau so fühlte Angelo sich. Das behielt er allerdings lieber für sich. „Du kannst zuerst ins Bad“, sagte er stattdessen. „Ich muss noch ein paar E-Mails verschicken.“
Dankbar zog sich Natalie ins Badezimmer zurück.
Als Angelo an der Reihe gewesen war und schließlich wieder das Schlafzimmer betrat, schlief Natalie fest. Zärtlich betrachtete er sie und überlegte, was vor fünf Jahren schiefgegangen war. Vielleicht war sie damals mit ihren einundzwanzig Jahren tatsächlich noch zu jung für die Ehe gewesen. Er hingegen war sich so sicher gewesen, dass Natalie überglücklich über seine Frage wäre. Rückblickend betrachtet wohl eine ziemlich arrogante Haltung von ihm. Doch als Einzelkind war er es eben nicht gewohnt, dass man ihm einen Wunsch verweigerte. Es hatte ihn tief verletzt, als Natalie ihn verlassen hatte.
Jetzt hatte er sie endlich dort, wo er sie haben wollte. Leider machte das weder ihn noch Natalie glücklich. Sie verhielt sich wie ein Vogel im Käfig und würde nur so lange bei ihm bleiben wie unbedingt nötig, um ihren Bruder zu retten.
Schließlich legte auch Angelo sich hin und lauschte ihren leisen Atemzügen. Er sehnte sich danach, sich an sie zu schmiegen, war aber entschlossen, Natalie den ersten Schritt zu überlassen. Also schloss er die Augen und versuchte, sich zu entspannen.
Kurz vorm Einschlafen spürte er, wie Natalie zusammenzuckte und plötzlich begann, wie besessen um sich zu schlagen. Entsetzt
Weitere Kostenlose Bücher