Julia Extra Band 370
daran gedacht habt, dass er alle meine Konten sperren ließ, über die er schon seit jeher die Kontrolle besaß. Nein, ihr habt euch nie gefragt, wieso ich überhaupt bei einem so barbarischen Handel mitmachen würde.“
„Solche Abmachungen sind in der Welt von Hochfinanz und Politik nichts Ungewöhnliches. Tu nicht so, als wärst du wie eine Leibeigene verkauft worden.“
Die alte Wut flammte wieder auf. Sie schwang zu ihm herum. „Etwa nicht? Ich war eine einundzwanzigjährige Studentin, Ariston! Bis dahin hatte ich nur als Aushilfe in einem Laden für Künstlerbedarf gearbeitet, um mein Taschengeld aufzubessern. Ich hatte nicht die geringste Vorstellung, wie ich mein Leben, das mein Vater mir gerade genommen hatte, zurückbekommen sollte.“
Aristons Gesicht war eine reglose Maske, aber sie konnte die Emotionen durch seine blauen Augen huschen sehen. „Davon hast du mir nie etwas erzählt.“
„Als wir uns das erste Mal trafen, hatten mein Vater und meine Schwester längst die emotionalen Daumenschrauben angesetzt.“ Ihrer Schwester, die davon überzeugt gewesen war, dass diese Ehe das Beste für Chloe wäre, hatte Chloe inzwischen vergeben. Schließlich waren sie beide in einem gefühlskalten Umfeld aufgewachsen, und jede von ihnen hatte auf ihre Weise versucht, damit fertig zu werden. Rhea hatte sich auf das Geschäft konzentriert. „Sie haben beide behauptet, das sei ich der Familie und unserem Erbe schuldig. So sehen sie die Firma nämlich – als eine Art Überwesen, für das man alle möglichen Opfer bringen muss.“
„Das ist mir bewusst.“
„Dann traf ich dich.“ Und trotz der unmöglichen Umstände hatte sie sich auf den ersten Blick hoffnungslos in den griechischen Tycoon verliebt. Vollkommen und unwiderruflich.
Sie bemerkte, dass Ariston seine Hände zu Fäusten ballte, als müsste er sich zurückhalten, um nicht nach ihr zu greifen.
„Aber du hast deine Bedenken mit keinem Wort erwähnt“, bemerkte er rau.
„Nein. Du und mein Vater hatten die Abmachung getroffen, und ich … ich hoffte, dass, wenn ich mich füge, vielleicht etwas anderes daraus entsteht.“ Naive Jungmädchenträume. Heute wusste Chloe, wie dumm sie gewesen war.
Sie senkte das Kinn auf die Brust, wollte ihn nicht ansehen, würde es nicht ertragen.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, befahl er harsch: „Sieh mich an.“
Zuerst wollte sie sich weigern, doch welchen Zweck hätte das gehabt? Dieses Gespräch musste geführt werden, damit sie endlich zu dem kommen konnte, weshalb sie überhaupt hier war. Rheas Glück hing davon ab, und ihre Schwester hatte es verdient, glücklich zu sein, hatte sie doch wahrscheinlich mehr geopfert als Chloe.
Also hob sie den Kopf und sah ihn an, und was immer Ariston in ihrem Gesicht lesen konnte, ließ ihn sehr nachdenklich zurück.
„Worauf hattest du gehofft, Chloe?“
„Das ist nicht mehr wichtig.“ Ihre Hoffnungen waren nie wichtig gewesen, nicht ihm, nicht ihrem Vater.
„Ich würde es trotzdem gern wissen.“
„Nein“, sagte sie entschieden. Sie hatte diesem Mann alle Einblicke gewährt, die zu gewähren sie bereit war.
Er musterte sie abwägend. „Du hast dich verändert.“
„Richtig.“
Er trat näher. „In jeder Hinsicht?“
Schockiert stellte Chloe fest, dass ihr Körper auf seine Nähe reagierte. Sie hatte gedacht, ihre Libido sei ein für alle Mal abgestorben, doch da schien sie sich gewaltig geirrt zu haben.
Sie wollte ihn.
Chloe wich zurück, ohne jedoch wirklich Abstand zu schaffen, denn er kam ihr jeden Schritt nach. Schließlich stand sie mit dem Rücken am Fenster, und sein Duft und seine Wärme hüllten sie ein und berauschten sie. Lange starke Finger fassten an ihren Nacken, mit dem Daumen rieb Ariston sacht über ihr Ohrläppchen.
„Es gab eine Zeit, da hat dich das halb wahnsinnig gemacht“, murmelte er rau. „Ich frage mich, ob das immer noch so ist.“
Chloe schüttelte den Kopf, nicht als Antwort, sondern um ihre Gedanken zu klären. Sie musste ihm sagen, dass er sie nicht anfassen solle, dass er sie freigeben solle, doch die Worte wollten ihr nicht über die Lippen kommen.
Er beugte langsam den Kopf. „Ich frage mich, ob dein Mund noch immer so süß schmeckt wie damals …“
Sie hatte keine Antwort parat, stattdessen blitzten alle möglichen Fragen in ihrem Kopf auf. Würde Ariston noch immer so schmecken wie damals? Würde dieser Kuss heilen oder zerstören? Würde ein Kuss es ihr erleichtern oder erschweren, mit ihrem
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