Julia Extra Band 370
Leben weiterzumachen? Ariston ohne jedes klärende Gespräch den Rücken zu kehren war offensichtlich sinnlos gewesen.
Sie musste das Risiko eingehen, um Antworten auf ihre Fragen zu finden, und feige war sie noch nie gewesen. Also ließ sie es zu.
Es war kein zögerlicher Kuss. Ariston küsste sie, als hätte er jedes Recht dazu, als wären sie noch immer verheiratet.
Als wäre sie noch immer die Seine.
In diesem Moment wollte Chloe wissen, ob sie das Gefühl haben würde, dass Ariston noch immer ihr gehörte. Die Erkenntnis, dass dem tatsächlich so war, kam wie ein Schock.
Sein Mund glitt über ihre Lippen, übte nur leichten, aber entschiedenen Druck aus. Seine Zungenspitze fuhr über das samtene Fleisch und verlangte Einlass, und sie gewährte es ihm, noch während ihr Verstand laut warnte, dass es viel zu gefährlich war. Doch da war es bereits zu spät.
Vielleicht hatte sie genau das hier gewollt.
Sein meisterhafter Kuss weckte all ihre Sinne und löste die Reaktion aus, die nur dieser Mann in ihr wachrufen konnte. Hitze sammelte sich in ihrem Schoß, sie ließ ein leises Stöhnen hören. Auch seiner Kehle entfuhr ein lustvolles Knurren, und er vertiefte den Kuss noch.
Chloe hätte nie damit gerechnet, dass es bei diesen Treffen mit Ariston dazu kommen würde, dass er sie küsste. Oder dass seine Nähe den sinnlichen Hunger in ihr wiederbeleben würde. Als er sie an sich presste, schossen elektrische Funken durch sie hindurch und machten ihr bewusst, dass sie zwei Jahre lang die Augen vor der Wahrheit verschlossen hatte.
Das hier war es, wonach sie sich gesehnt hatte, jetzt wurde ihr klar, wie sehr sie es vermisst hatte. Nach drei Jahren glorreichem, welterschütterndem Sex hatte sie sich komplett abgeschottet, worüber ihre sorgsam unterdrückte und jetzt aufbegehrende Libido keineswegs glücklich war.
Chloe hatte sich nie als Sklavin fleischlicher Gelüste gesehen, doch in diesem Moment entschied sie, dass sie das hier für nichts aufgeben würde, nicht für den Anstand und auch nicht für den Preis, den sie vermutlich später bezahlen musste.
Sie hatte es verdient, und vielleicht war es sogar eine Möglichkeit, endgültig Abschied zu nehmen, jene Chance, die sie damals nicht gehabt hatte.
Sorgen, dass es danach schwerer sein würde, über ihn hinwegzukommen, machte sie sich nicht. Sie kannte den Schmerz und hatte ihn ausgehalten. Sie war stark genug, um es wieder zu schaffen. Eines war klar geworden, sobald Chloe den Fuß in sein Büro gesetzt hatte – sie war weit davon entfernt, über Ariston hinweg zu sein. Aber sie hatte gelernt, ohne ihn zu leben.
Doch das hier … ein Mal, ein einziges Mal, würde sie sich etwas nehmen, ohne an andere zu denken. Das hier war allein für sie. Den Auftrag, mit dem Rhea sie losgeschickt hatte, konnte sie auch später noch ansprechen. Vermutlich würde er so oder so ablehnen …
Und mit diesem Entschluss entspannte Chloe sich vollends und gab sich ganz dem Augenblick hin. Ariston, der es genauso zu genießen schien wie sie, stieß einen triumphierenden Laut aus. Er hob sie auf und trug sie zum Sofa, legte sie darauf nieder und hörte nicht auf, sie zu küssen. Als er sich jedoch von ihr zurückzog, protestierte Chloe murrend.
„Ich sollte die Tür abschließen. Es wäre nicht gut, Jean so zu schockieren.“
So etwas Ähnliches hatte er schon einmal gesagt, als sie sich in seinem Büro hier geliebt hatten … oder besser, Sex gehabt hatten. Chloe hatte ein Déjà-vu-Erlebnis, als das Klicken des einschnappenden Türschlosses durch den Raum hallte. Auf dem Weg zu ihr zurück zerrte Ariston sich bereits die Krawatte vom Hals und knöpfte sein Hemd auf.
Chloe atmete schwer. „Ich hatte ganz vergessen, wie … effizient du bist.“
„Wirklich?“, fragte er, als würde er ihr nicht glauben.
„Nein, vielleicht nicht. Du bist nicht leicht zu vergessen“, gab sie ehrlich zu.
„Du auch nicht, yineka mou .“
So hatte er sie früher immer genannt – „meine Frau“. Heute entsprach es nicht mehr der Wahrheit, aber darüber würde sie jetzt bestimmt nicht streiten, vor allem nicht, wenn er gerade gesagt hatte, dass sie schwer zu vergessen war.
Es tat gut, das zu hören.
Ohne jede Spur von Verlegenheit zog er sich aus und hielt dabei den glühenden Blick die ganze Zeit auf sie gerichtet. Dass sie sich ausziehen sollte, davon sagte er nichts, doch Chloe war deswegen nicht beunruhigt. Sicher übernahm er das noch immer so gern wie früher. Und so lag
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