Julia Extra Band 370
in der Kunst der Manipulation.
„Er hatte schon den nächsten Plan in petto – für die Zeit nach der Scheidung.“
Nämlich die nächste arrangierte Heirat, dieses Mal mit einem etwas älteren millionenschweren Geschäftsmann.
Bis heute wusste sie nicht, wie ihr Vater das mit dem Scheidungsantrag herausgefunden hatte, den Ariston vor jener letzten Reise nach Griechenland noch in New York hatte aufsetzen lassen. Aber Eber hatte ihr die unterschriebenen Papiere per Fax geschickt, als Ariston an jenem Morgen nach Hongkong zu einer kurzen Geschäftsreise aufgebrochen war.
Der Antrag war zwar noch nicht eingereicht worden, dennoch ließen die Dokumente nur einen Schluss zu. So war Chloe zu ihrer Entscheidung gekommen – und zu der Erkenntnis, wie hoffnungslos naiv sie doch gewesen war.
„Und das hat dich schockiert?“
Ariston offensichtlich nicht. Chloe fragte sich, ob er davon gewusst hatte. Die beiden waren sich ähnlich, wenn es ums Geschäft ging, hatten immer Informationen, die sie eigentlich nicht hätten haben dürfen. Nein, die Ehe mit Ariston war nie mehr als ein Businessdeal gewesen, auch wenn Chloe sich etwas anderes eingeredet hatte.
„Ja“, brachte sie mühsam hervor. „Das hat mich ziemlich schockiert.“ Sie konnte nicht fassen, dass Ariston etwas anderes dachte. Aber er hatte sie ja auch nie wirklich gekannt, hatte sich nicht die Mühe gemacht, sie kennenzulernen.
Chloe nippte an ihrem Kaffee. „Wenn du es genau wissen willst: Ein Geschäftspartner meines Vaters hat nach einer Vorzeigefrau gesucht. Die Kinderfrage wäre nicht aufgetaucht, da der Mann bereits drei erwachsene Kinder hat.“
„Dein Vater glaubt also, dass du unfruchtbar bist?“, fragte Ariston vorsichtig.
„Ja.“ Sie hatte niemandem verraten, dass sie in ihrer Ehe mit Ariston Verhütungsmittel eingesetzt hatte, auch ihrer Schwester nicht. Dabei war Rhea sogar diejenige, die es vorgeschlagen hatte. Ihre Schwester hatte nämlich vermutet, dass Chloe sich nur gegen eine arrangierte Heirat sträubte, weil ihr die Aussicht, sofort Mutter zu werden, Angst einjagte. Rhea hatte ihr deshalb geraten, sich Zeit mit dem Mutterwerden zu lassen. Wüsste ihr Vater davon, würde er vor Wut explodieren.
„Nun“, Ariston sah sie nachdenklich an, „er war enttäuscht über den Ausgang unseres Deals und hat versucht, das Beste daraus zu machen.“
„Kein Wunder, dass du es so siehst. Du hättest ihm wahrscheinlich auch bei der Scheidungsabfindung zugestimmt.“ Was sie nicht getan hatte, und ein einziges Mal hatte sie ihren Willen durchgesetzt.
„Wie bitte?“
„Er meinte, ich solle ihm den Scheck überlassen. Es sei das Mindeste, was ich für die Firma tun könne, nachdem du das dicke Aktienpaket davongetragen hast und er keinen Milliardär mehrals Schwiegersohn hat.“ Nicht nur Verbitterung klang in ihrer Stimme mit, sondern auch Schmerz. Sie musste sich dringend zusammennehmen.
Ariston gab einen Laut von sich, als hätte sie ihn endlich aus seiner Lethargie gerissen. „Das hast du aber nicht getan, oder? Sonst hättest du wohl kaum dein neues Leben an der Westküste finanzieren können.“
„Nein, natürlich nicht. Ich habe endlich akzeptiert, dass mein Vater in mir nie etwas anderes gesehen hat als ein Mittel zum Zweck. Ich war es leid, ausgenutzt zu werden. Ich will nichts mehr mit ihm und seiner Firma zu tun haben.“
Ebers Gleichgültigkeit ihr gegenüber hatte sie schon während der Kindheit verletzt, doch jetzt, da sie erwachsen war, schien es ihr noch viel schlimmer. Sie hatte die Liebe ihres Lebens verloren, und alles, worüber sich ihr Vater Sorgen machte, war das Wohlergehen von Dioletis Industries.
Es überraschte Chloe auch nicht, dass er nun von ihrer Schwester Rhea erwartete, ihr Glück ebenfalls auf dem Altar von Dioletis Industries zu opfern. Als Vorstandsvorsitzende war Rhea zu beschäftigt damit, das wankende Unternehmen zu retten, um noch Zeit für ihren Mann zu haben. Chloes eigene Ehe mochte zerstört sein, doch die Ehe ihrer Schwester hatte noch eine Chance.
Dabei hatte nicht Rhea, sondern ihr Mann Samuel sich um Hilfe an Chloe gewandt. Samuel wollte seine Frau aus den Fängen von Dioletis Industries befreien und mit ihr eine Familie gründen, so wie sie es schon immer geplant hatten. Er wollte seine Ehe retten.
Und Chloe würde alles tun, um ihm dabei zu helfen.
„Während unserer Ehe hast du dich nie über dein Schicksal beschwert“, drang Aristons tiefe Stimme in ihre Gedanken.
„Warum
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