Julia Extra Band 370
gebracht, jemals wieder mit dem Mann, den sie liebte, zusammen zu sein.
Aber sie wusste, wie sein Hirn arbeitete. Sobald er die Verhütungspillen gefunden hatte, musste Ariston entschieden haben, dass sie eine Betrügerin war. Eine Goldgräberin, nur darauf aus, mit so wenig Einsatz wie möglich den größten Profit herauszuschlagen. Dabei hatte sie ernsthaft vorgehabt, den Spiridakous den Erben zu geben, den sie so unbedingt haben wollten – nur eben erst dann, wenn Ariston zugesichert hätte, dass er länger als die vertraglich vereinbarten drei Jahre mit ihr verbringen wollte. Doch auf diese Idee wäre er wohl nie gekommen.
Hatte er es etwa von Anfang an gewusst? Bei der Möglichkeit rollte eine Welle der Übelkeit über sie hinweg. Er musste unendlich wütend gewesen sein, als er die Pillen gefunden hatte. Und doch hatte er kein Wort gesagt, hatte ihr nie Grund gegeben zu vermuten, dass er es wusste. Entweder war er ein bemerkenswerter Schauspieler, oder aber sie hatte ihm so wenig bedeutet, dass es ihm völlig gleich gewesen war.
Nun, das war wohl keine große Überraschung.
Trotzdem ließ der Gedanke, dass er immer wieder Sex mit ihr gehabt hatte, obwohl er sie für eine Betrügerin und Lügnerin hielt, den kalten Schweiß bei ihr ausbrechen.
Er hatte nie etwas für sie empfunden, nicht das Geringste. Alles, was sie in seinen Blicken zu erkennen gemeint hatte … es war alles nur Einbildung gewesen.
Sie erinnerte sich an eine Party, zu der sie gemeinsam gegangen waren, noch kurz vor dem Ende ihrer Ehe. Ariston hatte hingehen wollen, um dort Geschäftskontakte zu knüpfen. Als sie damals fertig zurechtgemacht die Treppe heruntergekommen war, hatte sie geglaubt, etwas in seinen Augen schimmern zu sehen, das mehr als nur Lust war …
„Du siehst hinreißend aus.“
Mit klopfendem Herzen hatte Chloe ihren Mann angelächelt. „Danke. Du machst auch keinen üblen Eindruck.“
Er sah fantastisch aus in dem maßgeschneiderten Smoking.
„Ich wünschte, wir müssten heute Abend nicht auf diese Dinnerparty gehen.“
Seine Worte überwältigten sie. Chloe strahlte. „Wir brauchen ja nicht lange zu bleiben!“
„Wenn sie Glück haben, bleiben wir bis zur Vorspeise.“ Ariston küsste sie mit der zärtlichen Leidenschaft, die er in letzter Zeit häufiger zeigte.
„Dein Großvater hat angerufen. Er möchte, dass wir fürs Wochenende zu ihm nach Piräus kommen“, teilte sie ihm mit, nachdem sie ihren Lippenstift nachgezogen hatte und ihm jetzt die Fliege richtete.
„Du weißt, er betet dich an. Du tust ihm gut.“
„Dir tue ich auch gut“, neckte sie.
Ariston grinste, und sein Lächeln erreichte auch seine Augen … Anderen Menschen gegenüber war das bei ihm meist nicht der Fall. „Du hast recht.“
Auf der Fahrt zur Party überraschte er sie mit einem besonderen Geschenk. „Ich habe Kunststunden für dich arrangiert bei …“ Er nannte den Namen eines Künstlers, bei dem Chloe vor Ehrfurcht die Augen aufriss.
„Ich wusste gar nicht, dass er Kurse gibt.“
„Tut er auch nicht.“
„Aber für dich hat er eine Ausnahme gemacht.“
„Nein, für dich, yineka mou .“
Bei der Dinnerparty schafften sie es tatsächlich nur bis zum Hauptgang. Ariston bekam nie die Möglichkeit, mit seinem Geschäftskontakt zu reden. Chloes Einwand tat er mit einem Handwisch ab.
„Manche Dinge sind eben wichtiger als das Geschäft“, sagte er, während er sie aus der überfüllten Wohnung führte.
In diesem Augenblick hatte Chloe tatsächlich angenommen, dass sie selbst zu diesen wichtigeren Dingen zählte.
Als sie ihren Irrtum bemerkte, hätte der emotionale Schock sie fast ihre Gesundheit gekostet …
Chloes Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück.
Sie stolperte und prallte in einen Passanten, der ihren Arm packte und sich wütend über „verwöhnte reiche Tussis“ beschwerte, die sich einbildeten, ihnen „gehöre der Bürgersteig“.
Chloe hörte den Mann gar nicht wirklich, hatte nur das Gefühl, sie müsse sich für irgendetwas entschuldigen. Doch dazu kam sie nicht.
Plötzlich war Ariston da und riss den Mann von ihr weg, der sich murrend davontrollte. Dann legte er ihr die Hände um die Wangen. „Du frierst.“ Er fluchte in Griechisch und Englisch. „Du stehst unter Schock.“
Sie sagte nichts, starrte ihn nur stumm an. Gedanken wirbelten durch ihren Kopf, von denen sie nicht einen einzigen zu fassen bekam.
„Das tut dir die Aussicht, ein Kind zu bekommen, also an? Sogar jetzt noch?
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