Julia Extra Band 370
bringen.“
Aufgebracht sprang Natalie auf. „Du Mistkerl!“, rief sie wütend. „Das tust du nur, um dich an mir zu rächen, weil ich die einzige Frau bin, die dich je verlassen hat. Dein Stolz ist verletzt, das ist alles!“
Zornig musterte er sie und zischte: „Setz dich wieder hin!“
„Fahr zur Hölle!“
Angelo stützte die Hände auf die Schreibtischplatte und stand ganz langsam auf. Es hatte etwas Bedrohliches.
„Wir heiraten, sobald ich den erforderlichen Papierkram erledigt habe“, sagte er gefährlich leise. „Wenn du dich weigerst, wird dein Bruder die Konsequenzen seines Wutausbruchs tragen müssen.“
Wutentbrannt griff Natalie nach ihrer Handtasche, drückte sie so fest an sich, dass sich der Metallverschluss schmerzhaft in ihre Haut bohrte, und fauchte: „Ich hoffe, du stirbst langsam und qualvoll und verrottest in der Hölle.“
„Ich liebe dich auch, Tatty“, antwortete er ungerührt.
Die Erwähnung ihres Kosenamens nahm Natalie den Wind aus den Segeln. Von einer Sekunde auf die nächste hatte sie völlig die Fassung verloren. Tränen stiegen in ihr auf und ließen sich nicht zurückdrängen. Den Triumph gönnte sie Angelo nicht! Mit letzter Kraft wirbelte sie herum, fand den Weg zum Ausgang und ließ die Tür hinter sich sperrangelweit offen.
Wie von Furien, gejagt hastete sie die Treppe hinunter.
2. KAPITEL
Natalie hatte keine Ahnung, wie sie ins Hotel zurückgekommen war. Doch schließlich zog sie völlig erschöpft und atemlos die Tür zu ihrer Suite hinter sich zu und erschrak, als in diesem Moment ihr Handy klingelte. Mit letzter Kraft drückte sie auf die Taste.
„Hallo?“
„Natalie? Ich bin’s … Lachlan.“
Aufgebracht schob sie sich das Haar aus der Stirn und raunzte ihren Bruder an. „Ich versuche seit vierundzwanzig Stunden, dich zu erreichen. Wo steckst du? Was ist los? Bist du denn völlig verrückt geworden, Lachlan?“
„Tut mir leid“, sagte er. „Hör zu, man hat mir nur diesen einen Anruf erlaubt. Ich muss mich kurzfassen.“
Entschlossen verbannte Natalie das vor ihrem inneren Auge auftauchende Bild ihres Bruders in einer kargen Zelle. „Dann sag mir, was ich tun kann.“ Sie ging zum Fenster und blickte hinaus auf die Themse und das Millennium Wheel . „Was brauchst du? Ich komme, so schnell ich kann.“
„Es reicht, wenn du tust, was Angelo sagt. Er hat alles unter Kontrolle und kann den Vorfall praktisch ungeschehen machen.“
Natalie wandte sich vom Fenster ab. „Hast du den Verstand verloren?“
Lachlan seufzte leise. „Tu einfach, was er sagt, Nat! Er will dir nichts Böses.“
„Er will mich heiraten, Lachlan!“ Sie lachte freudlos.
„Es gibt Schlimmeres, Nat.“
„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Der Mann hasst mich“, rief sie empört.
„Es ist meine einzige Chance, nicht hinter Gitter zu kommen. Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe. Angelo hat mich vor die Wahl gestellt: Entweder du heiratest ihn, oder ich gehe in den Bau.“
„Wie es aussieht, hat Angelo mich vor die Wahl gestellt: Ich soll meine Freiheit für deine opfern.“ Sie schnaubte verächtlich.
„Es muss ja nicht für immer sein“, gab Lachlan kleinlaut zu bedenken. „Nach ein paar Monaten lässt du dich wieder scheiden. Er kann dich nicht zwingen, mit ihm verheiratet zu bleiben.“
Da war Natalie sich nicht so sicher. Reiche einflussreiche Männer erreichten meist, was sie wollten. Ihr Vater war das beste Beispiel. Noch immer hielt er ihre Mutter an sich gefesselt. Trotz seiner ständigen Affären und seelischer Grausamkeiten blieb sie bei diesem Tyrannen. Sollte sie etwa selbst so enden wie ihre Mutter? Diese Vorstellung war unerträglich. Eine hübsche Ehefrau und Gespielin, derer man sich nach Belieben bediente. Doch Schönheit war vergänglich, und eines Tages würde ihr Ehemann das Interesse an ihr verlieren. Dann blieben nur Brillanten, Designerklamotten und Alkohol, um die Einsamkeit zu versüßen.
„Was hast du dir überhaupt dabei gedacht, alles kurz und klein zu schlagen? Ausgerechnet in einem Hotel, das Angelo gehört?“
„Erinnerst du dich an unser letztes Treffen?“, fragte Lachlan.
Natalie erinnerte sich nur zu gut. Sie hatten vor einigen Wochen gemeinsam ein Wochenende in Paris verbracht, wo sie eine Stoffmesse besucht hatte und Lachlan zur Feier des achtzehnten Geburtstages eines Freundes eingeladen gewesen war. Dort hatte er sich im Alkoholrausch völlig danebenbenommen, sodass die Eltern des Freundes ihn kurzerhand
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