Julia Extra Band 370
die nächste Hochzeit für mich plantest, noch bevor meine erste Ehe überhaupt vorüber war.“
„Du hast recht.“
„Meinst du das ernst?“ Da lag mehr Hoffnung in ihrer Stimme, als sie gedacht hätte. Ihr war nicht klar gewesen, dass sie in Bezug auf ihren Vater überhaupt noch Hoffnung aufbringen konnte.
„Es ist mein voller Ernst, und es tut mir leid.“
Sie hatte noch nie gehört, dass ihr Vater sich entschuldigte. Kein einziges Mal. Sie holte tief Luft und spürte Tränen in ihren Augen brennen. „Also gut … ich verzeihe dir.“
„Danke. Das bedeutet mir mehr, als du dir vorstellen kannst.“
„Was macht dein Blutdruck?“, fragte sie zögernd.
„Ist besser geworden. Ich bewege mich viel, ernähre mich bewusst … Aber ich vermisse mein altes Leben.“
„Als Vorsitzender von Dioletis Industries.“
„Als Vater meiner Kinder.“
„Rhea siehst du doch regelmäßig.“
„Wesentlich seltener, als du anzunehmen scheinst. Sie hat mir nie vergeben, dass du durch die Ehe mit Ariston so verletzt wurdest.“
„Davon hat sie mir nie etwas gesagt.“
„Nun, mir hat sie mehr als einmal die Leviten gelesen. In gewisser Hinsicht bin ich erleichtert, dass Dioletis ein Tochterunternehmen von SSE wird. Die Firma hat mich meine Frau gekostet, meine Töchter und letztendlich meine Gesundheit.“
„Und doch liegt dir noch immer viel daran.“
„Ja.“
Vielleicht war das etwas, was ihr Vater und sie gemein hatten – das unkluge Investieren von Gefühlen. „Vielleicht werden dir ja bald Enkelkinder den Ruhestand versüßen.“
„Darauf hoffe ich – dass Rhea und du mir das Privileg der Großvater-Rolle gewährt. Mir ist klar, dass ich es nicht verdient habe.“
So viel Bescheidenheit war Chloe von ihrem Vater nicht gewohnt, sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. „Solange du deine Enkel nicht zu kleinen Geschäftsführern machen willst.“
„Das überlasse ich Ariston.“
„Darüber wird er sich erst mit mir auseinandersetzen müssen.“
„Das wird bestimmt interessant.“
Zum ersten Mal seit Jahren lachte Chloe zusammen mit ihrem Vater. „Das glaube ich auch.“
„Danke, Chloe. Ich liebe dich.“
Es war das erste Mal, dass er es aussprach, seit sie elf Jahre alt gewesen war, und die Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie machte sich nicht die Mühe, sie aufzuhalten. „Ich liebe dich auch.“
„Bitte, schließ mich nicht wieder aus deinem Leben aus.“
„Solange du kein kalter arroganter Manipulator bist, werde ich das auch nicht.“
Dieses Mal lachte er allein. „Nein, ganz bestimmt nicht.“
Und Chloe lächelte still vor sich hin und dachte, dass ihr Vater sein Versprechen dieses Mal vielleicht halten würde.
8. KAPITEL
Chloe brauchte gute drei Wochen, um alles für den Umzug zu erledigen. Auch wenn sie erst seit zwei Jahren hier in der kleinen Gemeinde wohnte, so hatte sie sich doch ein Leben aufgebaut, in dem sich nicht alles nur um den Laden und die Galerie drehte. Als Mitglied der hiesigen Handelskammer und Koordinatorin verschiedener Aktivitäten musste sie etwa jemanden finden, der für sie die Organisation der jährlichen Spendengala übernahm. Zwei Kandidatinnen hatten bereits abgelehnt, da sie anderweitige Verpflichtungen hatten.
Ariston war alles andere als begeistert, als Chloe ihm sagte, dass ihr Umzug sich deshalb um eine weitere Woche verzögern würde.
Dieses Telefonat hatte am Abend zuvor stattgefunden, und seither hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Chloe wäre ja erleichtert gewesen, wenn sie nicht das dumpfe Gefühl gehabt hätte, dass es sich um die berüchtigte Ruhe vor dem Sturm handelte. Dass er seine Meinung geändert haben könnte, darum machte sie sich keine Sorgen. Laut Rhea war die Firmenfusion in vollem Gange.
Chloe saß in der Galerie und überlegte, wen sie sonst noch als Koordinator vorschlagen könnte, als das leise Klingeln der Glocke über der Eingangstür einen Kunden anmeldete. Die neue Ladenmanagerin war nebenan, um eine Warenlieferung in Empfang zu nehmen, und so freute Chloe sich darauf, ein letztes Mal mit einem Kunstliebhaber über die Gemälde zu sprechen. Lächelnd hob sie den Kopf und sah zur Tür …
„Ariston! Was tust du hier?!“
„Meine streunende Geliebte einfangen.“ Seine Meine war zu ernst, als dass er es scherzhaft meinen könnte.
„Aber …“
„Ich habe eine professionelle Event-Planerin für dich mitgebracht“, fiel er ihr sofort ins Wort.
Chloes Blick ging zu der Frau, die an seiner
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