Julia Extra Band 370
Nachrichtenbox mit Bildern von dem Apartment gefüllt. Es war bestimmt eine wunderschöne Wohnung, aber schließlich würde sie all den Stuck und die Nischen und Parkettböden sehen, wenn sie ankam, oder?
Der Drang, einfach davonzurennen, wie sie ihn bei dem Treffen in Aristons Büro verspürt hatte, machte sich wieder mit voller Wucht bemerkbar. Denn ganz gleich, wie sehr sie sich wünschte, mit Ariston zusammen zu sein … so naiv zu glauben, dass sie kein Risiko für ihr Herz einging, war sie nicht.
Der Anruf mit der Frage, welche Designer sie bevorzuge, war zwar technisch gesehen von Jean gekommen, aber natürlich wusste Chloe, dass Ariston dahintersteckte. Sie hatte genug damit zu tun, ihr altes Leben ordentlich abzuwickeln, ohne gleichzeitig bereits Pläne für das neue Leben in New York machen zu müssen.
Um Mittag hatte er angerufen, um sich zu erkundigen, ob sie zum Lunch etwas gegessen habe. Ariston war nun wirklich der Letzte, von dem sie solch übertriebene Fürsorge erwartet hätte. Als sie ihn dies auch unmissverständlich wissen ließ, interpretierte er ihre Gereiztheit prompt dahingehend, dass sie nichts gegessen habe. Nun, er hatte recht.
Penetranter Kerl!
Und dann klingelte wieder ein Handy, doch dieses Mal nicht ihres, sondern das eines der Möbelpacker – Gott sei Dank! Ihre Erleichterung währte nicht lange, denn der Mann kam mit verdatterter Miene auf sie zu.
„Äh … das ist Mr Spiridakou. Er … äh … möchte Sie sprechen.“
Stöhnend verdrehte sie die Augen und nahm das Telefon an. „Ja?“
„Etwas stimmt mit deinem Telefon nicht. Ich habe Jean schon angewiesen, dir ein neues Handy zu besorgen.“
„Mein Handy ist nicht kaputt. Ich habe es abgestellt.“
„Wieso?“
„Ariston, du kannst nicht alle zehn Minuten anrufen, wenn ich mitten im Umzug stecke und mein ganzes Apartment zusammenpacken muss.“ Es gelang Chloe nicht, die Gereiztheit aus ihrer Stimme herauszuhalten.
„Sie müssten doch inzwischen damit fertig sein. Du wohnst ja nicht gerade in einem riesigen Palast.“
Ihre Zwei-Zimmer-Wohnung über dem Laden und der Galerie mochte klein sein, aber es war ihre. Und sie verließ sie nur ungern.
Selbst, um mit Ariston zusammen zu sein.
„Ich sortiere.“ Und wenn sie mehr Zeit dafür brauchte, dann war das allein ihre Sache.
„Sortieren kannst du, wenn du in New York bist.“
Das bezweifelte sie ernsthaft. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie hektisch das Leben mit dir war.“
„Die früheren Verpflichtungen fallen für dich weg. Du bist nicht mehr meine Frau.“
„Das ist mir klar. Aber du hast ja schon Jean angewiesen, Termine fürs Shopping mit mir auszumachen.“
„Du brauchst neue Garderobe. Die Sachen, die du hast, sind nicht mehr die neuste Mode. Außerdem hast du so viel abgenommen, dass dir alles zu groß ist.“
Das erklärte immerhin seinen Anruf zur Lunchzeit. Mit seiner Sorge war er nicht allein. Ihr Doktor hatte ihr ebenfalls dringend ans Herz gelegt, mindestens fünf Kilo zuzunehmen, nur hatte sie das bisher nicht als unbedingt notwendig erachtet. Und dass ihre Garderobe nicht der neuesten Mode entsprach, war ihr ziemlich gleichgültig. „Meine Sachen sind in Ordnung, ich bin auch in Ordnung …“
„Wieso willst du nicht einkaufen gehen?“, fragte er ohne jedes Verständnis.
„Darum geht es nicht.“
„Sondern?“
Sie gab sich geschlagen. „Fein, dann gehe ich eben einkaufen. Aber jetzt lass mich endlich wieder zurück ans Packen.“
„Du meinst, ans Sortieren.“
„Genau.“
Er schnaubte. „Ich wollte von dir wissen, ob du vielleicht lieber eine andere Wohnung hättest, denn besonders begeistert schienst du von den Bildern, die ich dir geschickt habe, nicht zu sein.“
„Nein, die Wohnung ist gut. Sie gefällt mir.“
„Aber du bist nicht begeistert.“
„Es ist nur eine Wohnung, Ariston.“
„In der du auf unbestimmte Zeit leben wirst.“
„Das ist mir klar. Und sie ist in Ordnung.“
„Nur in Ordnung? Das ist nicht gut genug.“
Nein, für ihn nicht. Er war Perfektionist. „Die Wohnung ist wunderschön. Wirklich. Und jetzt muss ich Schluss machen, damit ich mich um wichtigere Dinge kümmern kann.“
„Ich habe in einem Meeting gesessen“, eröffnete er ihr in seltsamem Ton.
Was sollte sie jetzt dazu sagen? Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Mann, mit dem sie einst verheiratet gewesen war, sich aus einem Meeting davonstahl, um seine … ja, was? Geliebte?
Weitere Kostenlose Bücher