Julia Extra Band 370
nötig war.
Nötig für Ariston, um dem einen Menschen, für den er tiefe Liebe empfand, die letzten Jahre mit der Gewissheit zu versüßen, dass seine Linie fortgeführt werden würde.
Nötig für das Überleben von Dioletis Industries.
Nötig für den Erhalt von Rheas Ehe.
Aber am nötigsten für Chloes Hoffnungen auf eine Zukunft.
Ihre Mutter hatte ihr einmal gesagt, dass nicht alle im Leben dazu bestimmt waren, große Dinge zu erreichen, so wie nicht jeder das perfekte häusliche Glück erleben konnte. Erst als sie älter geworden war, hatte Chloe verstanden, dass ihre Mutter damit die eigene Ehe gemeint hatte. Ihre Mutter hatte akzeptiert, dass ihr Ehemann sie nie an erste Stelle stellen würde, und sie hatte nie gegen ihr Schicksal aufbegehrt, sondern es mit Würde hingenommen. Chloe hatte vor, es ebenso zu halten. Denn auf ihre eigene Art, so war Chloe klar geworden, war ihre Mutter glücklich gewesen.
„Chloe.“ Eine Hand legte sich von hinten auf ihre Schulter. „Alles in Ordnung?“ Rhea schaute die Schwester fragend an. „Ariston redet mit dir.“
Chloe sah an Rhea vorbei zu Ariston. „Entschuldige. Was hast du gesagt?“
„Seine Ehren würde gern endlich anfangen.“ Seine Miene wirkte fast grimmig, sein Ton war vorwurfsvoll.
Sie achtete lieber nicht darauf und nahm den Platz an Aristons Seite ein. Ihre Hände waren eiskalt, als sie das Gelübde ablegte, aber sie wiederholte die Worte mit Überzeugung.
Ariston war nicht an ihrer Liebe interessiert, sie würde sie ihm auch nicht auf dem Silbertablett anbieten. Wie er schon gesagt hatte – es war kein romantischer Moment, sondern notwendig. Ihr traumhaftes Kleid von Chanel war nur Staffage, nicht das mit Sorgfalt und Bedacht ausgesuchte Geschenk eines verliebten Bräutigams. Dennoch machte es sich sicher gut auf den Fotos, die später in der Presse erscheinen würden. Und schon als Kind hatte sie das strahlende Lächeln gelernt, wenn ihr Vater seine Familie vor der Presse präsentiert hatte, um sein Image zu pflegen.
Beim Hochzeitslunch plauderte sie charmant mit den Gästen, wobei sie sehr genau darauf achtete, sich nicht die geringste Blöße zu geben.
Erst als alle außer Takis gegangen waren und Ariston sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen hatte, weil er noch einige Anrufe zu erledigen hatte, entspannte sie sich ein wenig. Von Ariston hatte Chloe nichts anderes erwartet. Er hatte heute schließlich nur ein weiteres Geschäft abgeschlossen.
Dem alten Mann jedoch sah man deutlich an, wie zufrieden er über den Ausgang des Tages war.
„Sieht aus, als wären nur wir beide übrig geblieben“, wandte Chloe sich lächelnd an ihn. „Sollen wir vielleicht eine Partie Dame spielen?“ In Griechenland hatten sie viele Stunden damit verbracht, liebten sie doch beide dieses Spiel.
„Dieses Vergnügen hatte ich schon lange nicht mehr. Und wer könnte schon einer hübschen Frau eine Partie Dame abschlagen, nicht wahr?“, stimmte Takis gut gelaunt zu. „Spielt mein Enkel auch mit dir?“, fragte er, als sie sich an das kleine Spieltischchen setzten.
„Früher hat er das öfter getan.“
„Dann wird er es auch wieder tun.“ Davon war Takis überzeugt.
Chloe lächelte nur. Hätte das überhaupt etwas zu bedeuten?
Erst nach der Eröffnung hob Takis wieder an: „Meine Helene, Gott hab sie selig, und ich haben auch geheiratet, weil unsere Eltern es so arrangiert haben. Wusstest du das?“
„Nein.“ Aber das erklärte, wieso Takis ihre Ehe mit Ariston so positiv sah. Und warum er Ariston überhaupt in eine arrangierte Ehe gedrängt hatte. Denn Takis und Helene waren wirklich glücklich miteinander gewesen.
„Wir hatten vierzig gute Jahre zusammen, bevor der Krebs sie mir genommen hat.“ Trauer zog auf das Gesicht des alten Mannes. „Sie war alles für mich.“ Er machte den nächsten Zug und sah dann ernst auf. „Über Liebe wurde zwischen uns nie gesprochen.“
„Aber ihr wart doch so glücklich miteinander.“ Sie runzelte die Stirn. „Und du musst sie sehr geliebt haben.“ Kein Mann würde von seiner Frau sagen, dass sie alles für ihn war, wenn er sie nicht liebte.
„ Ne“ , stimmte er in Griechisch zu.
„Aber du hast es ihr nicht gesagt.“ Warum nicht?
„Das brauchte ich nicht. Sie war meine Frau, das Ehegelübde war mir heilig.“
„Glaubst du nicht, sie hätte die Worte gern von dir gehört?“
„Sie hat sie auch nicht gesagt, Kind. Balios, mein Sohn dagegen … er schwärmte ständig von der Liebe. Und
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