Julia Extra Band 371
schenken, aber sie verstand jetzt, wieso es ihm unmöglich gewesen war, sie in London zurückzulassen, wenn die Möglichkeit bestand, dass sein Kind in ihr heranwuchs. „Ich bin so wütend“, sagte sie. Selbst wenn sie ihm ein wenig vertraute, so brannte tief in ihr noch immer dieser Zorn.
„Ich weiß. Aber könntest du vielleicht zumindest für heute Nacht die Wut im Zaum halten? Wenn wir das Volk beruhigen können … wenn wir uns den Anschein geben, dass wir alle Regeln befolgen und alles in Ordnung ist … desto eher lassen sie uns in Ruhe.“
Sie nickte stumm, und Rakhal rief seinen Leuten zu, dass er Natasha gefunden hatte. Dann hob er sie auf und trug sie zu seinem Zelt zurück.
Tränen brannten in Natashas Augen, doch es waren keine Tränen der Angst. Nein, die Tränen rührten aus dem Wissen, dass diese starken Arme, die sie hielten, dass Rakhals Wunsch, sich um sie zu kümmern, nichts mit ihr zu tun hatten. Ihm lag nur an ihr, weil sie möglicherweise sein Kind in sich trug.
Die Dienerinnen brachten Erfrischungen und badeten Natasha ein zweites Mal, versorgte die Kratzer an ihren Beinen und tadelten sie leicht in der eigenen Sprache. Dann zog man ihr ein neues Nachthemd über und führte sie durch das Zelt. Leise Musik spielte, das Licht in den Öllampen war heruntergedreht. Natasha konnte Rakhals Schatten durch die Zeltwand sehen und schwor sich, dass sie das, sollte sie je seine Frau sein, als Erstes ändern würde.
Die Dienerinnen führten sie bis an die Schwelle seines Schlafabteils, dann setzten die Frauen sich auf den Boden. Und dieses Mal war Natasha froh, bei ihm sein zu können – statt bei den Dienerinnen mit ihren ungewohnten Riten.
Vielleicht war sie auch einfach nur froh, den Mann zu sehen, der auf sie wartete, denn er schien ihr schöner denn je. Er lag auf dem Bett, oder besser, auf der Erhöhung, die man aus Fellen und Seide aufgebaut hatte. Alles in diesem Zeltbereich schien so männlich, angefangen bei den dunklen Farben bis zu dem herb-würzigen Räucherwerk. Das hier war definitiv sein Bereich.
Rakhal war nackt, bis auf ein seidenes Tuch über seinen Lenden. Auch ihn hat man eingeölt, seine Haut glänzte im Kerzenlicht. Und Natasha war nervöser als damals, als sie noch unberührt gewesen war.
Denn damals hatte Rakhal ihr Vergnügen versprochen, doch jetzt hatte er ihr sein Wort gegeben, ihr keines zu verschaffen.
Der Kronprinz nahm ihre Hand und zog Natasha auf das Bett herunter, fasste dann mit beiden Händen ihre Wangen und flüsterte ihr ins Ohr: „Es wird alles in Ordnung kommen.“
„Ich weiß.“
„Wir sollten uns küssen“, sagte er und zog ihr Gesicht näher heran. Doch ihre Lippen berührten sich nicht, sie bewegten nur die Köpfe. Er glitt mit den Händen an ihren Armen herab, und ihre Lippen trafen sich, aber ohne Druck. So verharrten sie für einen Moment, dann legte Rakhal eine Hand an ihren Rücken, wie um sie an sich zu ziehen, doch ihre Körper berührten sich nicht. Und Natasha vertraute ihm ein wenig mehr.
„Ich muss dir jetzt das Nachthemd ausziehen“, raunte er, und sie spürte seinen warmen Atem an ihrem Ohr. Sie nickte und hob die Arme, um es ihm zu erleichtern.
Sie knieten voreinander. Als Natasha ihr Haar zurückschüttelte, erhaschte sie einen Blick auf den Schatten, den ihre aufgerichteten Brustwarzen auf die Zeltwand zeichneten. Rakhals Finger schienen sie zu liebkosen, aber ohne sie tatsächlich zu berühren. Dann beugte er den Kopf, wie um ihre Brüste zu küssen, doch seine Lippen kamen nie in Kontakt mit ihrer Haut. Oh, wie sie sich danach sehnte! Und Natasha schauspielerte für die Schatten … oder tat sie es für sich selbst?
Sie legte den Kopf in den Nacken, und die Musik wurde schneller. Die Schatten waren also für die Musiker, wurde Natasha klar, denn das Tempo änderte sich mit jeder Bewegung, die sie und Rakhal ausführten. Der Rhythmus vibrierte tief in ihr, als Rakhals Kinn ihre Brust streifte. Sie fasste seinen Kopf – um das Gleichgewicht halten zu können, sagte sie sich.
Und auch er stützte sie, legte die Hand an ihre Hüfte, die Finger über ihrem Po gespreizt, und die Musik wurde hektischer, als sie den Kopf an seine Schulter lehnte. Ihre Brüste pressten sich an seinen Oberkörper, und sie bemühte sich, ihren Atem ruhig zu halten.
„Jetzt“, flüsterte Rakhal, „musst du mir vertrauen.“
Er legte sie auf das Bett zurück, und sie starrte auf die Zeltwand, auf der sich der Beweis seiner Erregung
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