Julia Extra Band 371
Schlafzimmer.
Sex, das ist seine Art, sich auszudrücken, dachte sie verzweifelt, obwohl sein hungriger Mund und seine gierigen Hände ein wildes Feuer in ihrem Körper entfachten. Sex ohne tiefere Gefühle, das war alles, was er mit ihr teilen wollte. Aber war es den Preis nicht wert, wenn sie sich nichts sehnlicher wünschte, als in seiner Nähe zu sein?
Sie hatte die Ehe mit ihm ausgeschlagen, obwohl er sich damit an sie gebunden hätte. Doch sie wollte nicht die Frau sein, die er nur wegen des Babys heiratete. Nein, das bisschen, das wir jetzt miteinander teilen, ist allemal mehr wert als eine zweitklassige Ehe, redete Rosie sich ein. Denn eines hatte sie begriffen: Alexius Stavroulakis würde sich nie im Leben mit etwas Zweitklassigem zufrieden geben.
9. KAPITEL
Wann willst du es Alexius sagen? Diese Frage ging Rosie schon den ganzen Tag durch den Kopf. Am nächsten Morgen wollte sie aufbrechen. Ihr Großvater hatte die Abreise organisiert und die Begrüßungsfeier auf das kommende Wochenende festgesetzt.
Ihre Abreise würde Alexius nicht weiter überraschen, auch wenn aus der einen Woche, die sie ursprünglich bei ihm hatte bleiben wollen, bereits zwei geworden waren. Nur die beständigen Anrufe von Sokrates hatten sie überhaupt davon überzeugt, einen Reisetermin festzulegen. Natürlich dachte der alte Mann an ihr Wohl. Und irgendwann musste Rosie um des Babys willen ein neues Leben beginnen. Bei Alexius war sie nur in der vergeblichen Hoffnung geblieben, dass er ihr gegenüber doch noch andere Gefühle entwickeln würde, als nur das Verlangen, mit ihr ins Bett gehen zu wollen.
Leider war es nicht dazu gekommen. Ja, Alexius hatte nicht einmal mehr ein Wort über die Heirat verloren, seit er ihr erklärt hatte, er wolle den Antrag zurückziehen. Insgeheim war sich Rosie nämlich gar nicht mehr so sicher, ob sie den Antrag wirklich ablehnen wollte. Vielleicht war es doch möglich, eine Ehe auf etwas anderem aufzubauen als auf gegenseitiger Liebe? Schließlich war Rosie noch nie von einem Mann so gut behandelt worden wie von Alexius.
Zusammen hatten sie die Insel erkundet und in der kleinen Taverne in der Nähe des Hafens gegessen, wo die Fischerleute ein Schwätzchen mit Alexius hielten, ohne sich an seiner herausragenden gesellschaftlichen Stellung zu stören. Alexius schien das sehr zu gefallen. Auf der Insel brauchte er keine Leibwächter und genoss die ungewohnte Freiheit. An einem Tag waren sie nach Rhodos geflogen, wo Rosie sich zu Alexius’ Erstaunen mehr für die mittelalterliche Stadtmauer begeisterte als für die teuren Boutiquen. Trotzdem hatte er darauf bestanden, ihr bei einem exklusiven Juwelier einen Diamantenanhänger zu kaufen. Das hatte zu dem einzigen Streit in den zwei Wochen geführt.
„Ich schenke dir, was ich will!“, hatte Alexius ihr entgegengeworfen, als sie meinte, sie könne ein so teures Geschenk unmöglich annehmen. „Du schläfst in meinem Bett, du erwartest mein Baby – soll ich dich da etwa behandeln wie eine flüchtige Bekannte? Schau dich doch an: Alles, was du trägst, habe ich dir gekauft.“
Diese unliebsame Wahrheit hatte Rosie empfindlich getroffen, und sie hatte peinlich berührt geschwiegen. Hinterher hatte er sich dann allerdings entschuldigt.
„Lass nicht zu, dass mein Geld eine Mauer zwischen uns errichtet“, hatte er sie in jener Nacht im Bett bestürmt, als er sie nach leidenschaftlichem Versöhnungssex in den Armen gehalten hatte. „Lass mir doch das Vergnügen, dir schöne Dinge zu schenken. Ich werde nicht gern zurückgewiesen.“
Bei ihm bin ich sehr glücklich, gestand sie sich ein. Aber sie wusste auch, dass er ihre Abreise nach Athen als Zurückweisung nehmen würde. Allerdings hatte Alexius sie nicht gefragt, ob sie bei ihm wohnen wolle. Hätte er es getan, hätte sie zugestimmt. Ihr Aufenthalt auf der kleinen Insel erschien ihr wie ein schöner Urlaub, fernab des grauen Alltags.
Seufzend faltete Rosie ein Top zusammen und legte es in den Koffer. Dann fiel ihr ein, dass sich das Spielzeug von Bas noch in der Küche befand, und sie ging nach unten. Wie üblich hatte Alexius den Vormittag in seinem Büro gearbeitet und sich seit dem Frühstück nicht mehr blicken lassen. Rosie hob gerade ein quietschendes Gummitier vom Boden, als er auftauchte.
„Für heute habe ich genug gearbeitet“, sagte er vom Türrahmen her. Sie wandte den Kopf. Er trug Badeshorts, sein schwarzes Haar war zerzaust, und sein muskulöser Oberkörper schimmerte
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