Julia Extra Band 372
versprochen, dass er heute Nacht zu uns kommt. Weil ich ein guter Junge war.“
J. C. fuhr ihm übers Haar. „Das warst du allerdings. Er wird dir sicher einen Haufen Geschenke bringen.“
„Du meinst, ihn unter wahren Geschenkebergen begraben?“, sagte seine Mutter mit gutmütigem Spott in der Stimme. „Hoffentlich hat der Weihnachtsmann heute nicht noch mehr Geschäfte leer gekauft.“
„Ich glaube, nur eines.“ J. C. grinste und ließ Henry los. Er nahm seiner Mutter einen unförmigen Gegenstand aus der Hand. „Danke, dass du sie mitgebracht hast. Ich bin froh, dass du sie gefunden hast.“
„Du ahnst gar nicht, was noch alles auf dem Dachboden liegt“, sagte sie. „Ich habe ein paar von deinen alten Spielsachen nach unten mitgenommen. Die sind Henry lieber als die Puppen seiner Mutter.“ Sie seufzte. „Ich wollte Emily wohl einfach zurückhaben, egal wie.“
J. C. spürte einen Stich in der Brust. Auch er vermisste seine Schwester. „Sie ist immer bei uns, Mom. Jedes Mal, wenn Henry uns anlächelt, lächelt sie uns durch ihn an.“
Seine Mutter trat zu ihm, und gemeinsam beobachteten sie Henry, der mit ein paar Kindern plauderte. „Du hast ja recht. Wie immer.“
Er ließ seinen Blick über die Menschenmenge im Park wandern, doch nirgends entdeckte er den vertrauten blonden Pferdeschwanz.
Seine Mutter legte den Arm um ihn. „Sie wird schon kommen. Ich fühle es. Ich geh schon mal mit Henry vor und sichere uns einen Platz. Wir sehen uns später. Viel Glück!“ Nach einem Kuss auf seine Wange ging sie in Richtung Festzelt.
J. C. blieb noch in der Kälte stehen, bis ihn sein Handy daran erinnerte, dass es kurz vor sieben war. Offenbar kam Grace nicht.
Er ging zum Zelt und bahnte sich seinen Weg hinein. Während er den Mittelgang nach vorne nahm, winkte er den drei Männern vom Karpfenklub, den Damen vom Buchklub sowie Henry und seiner Mutter zu.
Vorne angekommen, stellte er sich ans Mikrofon und wartete, bis es leise wurde. „Ich möchte Sie alle ganz herzlich willkommen heißen zum Wintervergnügen von Beckett’s Run. Ich hoffe, Sie hatten bis hierher viel Freude und werden sich auch weiterhin gut unterhalten.“
Allgemeine Zustimmung erklang, gefolgt von langem Applaus.
„Vielen Dank.“ Er machte eine beschwichtigende Geste. „Ohne meine fabelhaften Helfer wäre all das nicht möglich gewesen. Und jetzt …“
Der Eingang zum Zelt öffnete sich. Eine blonde Frau kam herein.
Hope McKinnon, gefolgt von Faith McKinnon. Die beiden danach eintretenden Männer gesellten sich zu den Schwestern. Dann kamen Grace’ Eltern und zuletzt ihre Großmutter herein. Der Eingang fiel wieder zu. Alle Hoffnung erstarb in J. C. Er räusperte sich und schluckte schwer, um seine Enttäuschung zu überwinden. Er konnte nicht …
„Sie erwarten jetzt einen Auftritt“, sagte er ans Publikum gewandt. Seine Hand ruhte auf dem Koffer neben ihm. „Aber ich …“
Noch einmal öffnete sich der Eingang, und Grace trat ein. Ihr Blick traf seinen, und sie lächelte ihm zu.
„Entschuldigung, aber jetzt will ich Sie nicht länger warten lassen“, sagte er.
Er klappte den Koffer – einen Gitarrenkoffer – auf und holte seine alte Akustikgitarre heraus, auf der er Grace am Fluss so oft etwas vorgespielt hatte, begleitet von den zirpenden Grillen und dem säuselnden Wasser.
Grace kam nach vorne und setzte sich in die erste Reihe zwischen seine Mutter und ihre Großmutter. Henry stand von seinem Sitz auf und kletterte ihr auf den Schoß. Sie legte einen Arm um ihn und beugte sich nach vorne, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Er grinste und nickte, dann galt seine ganze Aufmerksamkeit seinem Onkel.
J. C. schlug die Gitarre an. Das Lampenfieber drohte ihn zu überwältigen. Doch nach einer kurzen, kaum wahrnehmbaren Pause erklang die zweite Note, er schloss die Augen, ließ sich von der Musik – seiner Musik – weitertragen, und an der richtigen Stelle setzte seine Stimme ein. Als die Leute mitzuklatschen begannen, entspannte er sich immer mehr.
Am Ende applaudierten alle laut. J. C. verbeugte sich etwas ungeschickt und ging von der Bühne, um den nächsten Musikern Platz zu machen.
Er stieg die Stufen herab, und Henry rutschte von Grace’ Schoß, um zu ihm zu rennen. Grace’ Familie stand auf und begrüßte J. C. freundlich. Er erwiderte ihre Grüße, doch die ganze Zeit galt all seine Aufmerksamkeit nur Grace. Er ließ Henry herunter.
„Wir sollten jetzt wohl mal Platz machen“, sagte Hope
Weitere Kostenlose Bücher