Julia Extra Band 372
zu Faith, „für Grace und ihr Happy End.“
Lachend traten die beiden Schwestern beiseite und gaben J. C. den Weg zu Grace frei. Je näher er ihr kam, umso weniger nahm er von all den Menschen rundherum wahr, so sehr nahm ihn das Leuchten in Grace’ Augen gefangen. Sie trug heute ihr Haar offen, und es umspielte ihre Schultern wie eine Einladung, sie zärtlich zu liebkosen. Seine Finger zuckten. Er wollte sie. Mehr als alles andere auf der Welt.
„Danke, dass du gekommen bist“, sagte er und dachte: Geht es vielleicht noch etwas lahmer? Er war genauso nervös wie damals, als er sie um ihr erstes Date gebeten hatte.
„Ich habe die Gitarre sofort wiedererkannt“, erklärte Grace.
„Das habe ich gehofft.“
„Das Lied auch. Du hast es immer für mich gesungen.“
Er nickte. In ihrem Gesicht sah er, dass auch sie an die vergangenen langen Sommertage dachte. „Bis gerade eben hatte ich das Lied noch niemandem außer dir vorgespielt.“
„Wirklich nicht? Warum nicht?“
„Nicht nur dir fehlt es manchmal an Mut“, sagte er lächelnd. „Weißt du, warum ich wohl auch nicht mit dir weggefahren bin? Ich hatte Angst vor dem Scheitern. Dass niemand meine Musik hören will und ich geschlagen zu meinem Vater nach Hause zurückkehren muss. Aber das alles ist jetzt egal. Wichtig ist nur noch eines.“
„Und was?“
„Dass du siehst, wie ernst es mir ist.“
„Womit?“
„Damit, mehr zu wagen und mutig zu sein.“ Er lehnte die Gitarre gegen einen Stuhl und trat ganz nahe zu Grace. Sie wich nicht zurück. Ein gutes Zeichen. „Wenn du weg möchtest aus Beckett’s Run, Grace, um weiter um die Welt zu reisen, dann komme ich mit dir. Ich bin bereit, mit dir alles zu wagen, was du willst. Nur eines möchte ich nicht: dich verlieren.“
„Du sollst nicht mit mir durch die Welt reisen“, sagte sie und sah zu Henry, der die Hand seiner Oma hielt und sie genau beobachtete. Als Grace ihm zulächelte, erwiderte er es. „Du darfst es nicht.“
J. C. war geschockt. Damit hatte er nicht gerechnet. „Gut. Trotzdem danke, dass du heute gekommen bist, und, ähm ja, für deine Hilfe beim Festival. Danke.“ Er drehte sich abrupt weg, doch noch ehe er einen Schritt machen konnte, legte sie ihm eine Hand auf den Arm und hielt ihn auf.
„Du darfst es nicht, denn du sollst bei Henry bleiben und die Stadt wieder auf Vordermann bringen und …“, sie atmete tief durch und lächelte, „für mich da sein.“
„Für dich da sein?“
Sie nickte, und ihr Lächeln breitete sich über das gesamte Gesicht aus. „Ich bleibe in Beckett’s Run, bei dir und Henry und Grandma. Ich liebe dich, J. C., ich habe dich schon immer geliebt. Das hätte ich dir schon vor langer, langer Zeit sagen sollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für mich einen anderen gibt als dich.“
„Oh Grace, ich liebe dich auch.“ Die Freude schien ihn zu überwältigen. Sie liebte ihn, und ein ungeahntes Glück erfüllte ihn. „Mir ist in den letzten Tagen klar geworden, dass all mein Geld mir nicht hilft, wenn ich am Abend alleine zu Hause sitze. Ohne meine beste Freundin.“
Sie grinste. „Ist es das, was wir sind? Beste Freunde?“
Er fasste sie an der Hüfte. „Ja. Beste Freunde. Und noch viel mehr.“
„Sehr viel mehr“, stimmte sie zu und schmiegte sich an ihn, um ihn zu küssen. Ein kurzer Kuss nur, denn noch hatte sie nicht alles gesagt. „Ich werde nicht mehr fliehen. Mir liegt nichts an einem weiteren Stempel im Pass. Ich möchte nur bei dir bleiben und endlich ein Zuhause haben.“
„Macht dir das gar keine Angst?“
Sie lachte. „Und wie. Aber wenn ich es einmal um die Welt geschafft habe, dann werde ich es doch wohl mit einem weißen Lattenzaun und einem Hund im Vorgarten aufnehmen können.“
„Aber ich muss gestehen, dass ich beim Rasenmähen eine Niete bin.“
„Dann schaffen wir uns eben Ziegen an.“ Sie strahlte ihn an. „Außerdem weißt du doch, wie egal es mir ist, ob der Rasen perfekt ist oder das Essen verbrannt schmeckt oder die Farbe abblättert. Darauf habe ich noch nie Wert gelegt.“
„Ich auch nicht.“ Er zog sie ganz eng an sich, und sie versanken in einen langen Kuss. Hinter sich hörte er, wie ihre Familien fröhlich plauderten. Er ließ von Grace ab. „Und was ist mit deinen Reisen? Und dem Schreiben?“
„Der Redakteur von Im Blickpunkt war ganz begeistert von meinem Text über Henry. Ich soll noch mehr solcher Artikel für sie schreiben. Und der über Henry wird in der nächsten
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