Julia Extra Band 372
Abend bin ich so müde, dass mir das egal ist.“
Sie schloss ihre Zimmertür auf und trat ein. Jared stellte ihr Gepäck auf dem Bett ab und wandte sich zum Gehen. „Gute Nacht, Elise.“
Am nächsten Morgen nahmen sie sich nur einen Kaffee mit und waren schon vor sieben Uhr wieder unterwegs. Jared schwieg und meinte nur, wenn sie Hunger hätte, solle sie nach einem Restaurant Ausschau halten. Sie sagte: „Okay“, dann herrschte wieder Schweigen im SUV. Wie in den ersten Tagen. Aber an diesem Morgen war es anders. Sie hatte ihn mit ihrem Misstrauen gekränkt. Jetzt hatte er die Nase voll von ihr. Er war es sicher leid, ihr ständig zu erklären, dass er ihr nur eine Gefälligkeit erweisen wollte. Und er war gekränkt, dass sie offenbar glaubte, er wollte ihre Notlage ausnutzen und sie ins Bett kriegen.
Gegen zehn Uhr knurrte Elise der Magen, und sie deutete auf die Reklametafel für ein Restaurant, das direkt am Highway lag.
Während Elise und Jared aßen, kaute Molly auf ihrem Beißring herum. In ihrer Sitznische war es so still, dass Elise sich nicht wunderte, als Jared nach dem Essen sein Handy hervorholte.
Aus echter Neugier und nicht etwa, um Konversation zu machen, fragte sie: „Ihr Handy hat in den letzten vier Tagen kein einziges Mal geklingelt. Kann das sein?“
Er sah sie überrascht und etwas argwöhnisch an. „Ich hatte es ausgeschaltet.“
„Das können Sie einfach so?“
„Es hat eine Ausschalttaste.“
Elise seufzte. „Das weiß ich. Ich dachte nur, Ihre Eltern könnten ja versuchen, Sie anzurufen.“
„Wenn jemand versucht, mich zu erreichen, dann sind es eher Mandanten.“
„Ach ja, das stimmt natürlich. Diese mächtigen Bosse und Promis, für die Sie die Kohlen aus dem Feuer holen.“
„Genau.“
Sie sah ihn entschuldigend an. „Tut mir leid, dass ich Ihnen misstraut habe.“
„Wieso misstrauen Sie jemandem, der Ihnen nur einen Gefallen tun will?“
Nun hätte sie ihm erklären können, dass sie seinen Blick bemerkt hatte, mit dem er sie betrachtet hatte, und sie genau wusste, dass er sie attraktiv fand. Sie hätte auch zugeben können, dass es sie verlegen machte, weil sie diese Anziehungskraft ebenso spürte wie er. Und dass sie ihn ebenfalls sehr attraktiv fand, besonders wenn er mit nacktem Oberkörper in ihrem gemeinsamen Motelzimmer umherging. Sie hätte ehrlich sein und zugeben können, dass etwas an ihm die Frau in ihr ansprach und das ihr Angst machte. Schließlich wollte sie sich nicht schon wieder die Finger verbrennen.
Stattdessen wählte sie ein Argument, das alles erklären sollte. „Es ist nur normal, dass ich niemandem vertraue. Vor etwas über einem Jahr hat mir der Vater meines Kindes gesagt, er gehe auf Arbeitssuche, und weg war er. Also können Sie es mir nicht verübeln, dass ich niemandem mehr so leicht Vertrauen schenken kann.“ Sie wollte keine Erwiderung darauf, daher fragte sie übergangslos: „Wie ist es eigentlich, Anwalt für Filmstars zu sein?“
Er sah sie einen Moment nachdenklich an, dann holte er tief Luft und sagte schmunzelnd: „Fast so wie Babysitten.“
Die Antwort kam für sie unerwartet, und sie musste laut lachen: „Wie Babysitten?“
„Ja. Wenn reiche Leute Probleme haben, dann klagen sie ihr Leid nicht etwa jemandem aus dem Freundeskreis oder ihrem Psychofritzen, sondern rufen gleich beim Anwalt an. Also bei mir.“
„Dann brüten Sie also nicht tagein, tagaus über Verträgen und verhandeln mit Filmproduzenten?“
„Manchmal schon. Aber das erledigen eher die Agenten. Meine Arbeit besteht meist darin, meinen Mandanten irgendwie aus der Patsche zu helfen.“
„Und wie machen Sie das?“
„Nun ja, einige der jungen Hollywoodstars machen solche Dummheiten, wie betrunken hinterm Steuer zu sitzen, oder sie prügeln sich mit Fotografen oder werden beim Ladendiebstahl ertappt, und da muss ich sie dann wieder raushauen oder in eine Suchtklinik bringen.“
Sie nickte verständnisvoll. „Sie suchen ihnen einen Platz in der Suchtklinik?“
„Das nicht, aber ich arrangiere die Dinge hinter den Kulissen. Ich vertrete sie bei den Anhörungen und Prozessen vor Gericht und sorge dafür, dass sie etwas Anständiges anzuziehen haben, wenn sie aus dem Gefängnis oder der Klinik entlassen werden, damit sie dann nicht vollkommen abgerissen oder wie vom Straßenstrich aussehen.“
„Vom Straßenstrich?“ Sie lachte ungläubig. „Ist das nicht etwas zu abfällig?“
Er verdrehte die Augen. „In jüngster Zeit tendiert der
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