Julia Extra Band 372
bereits dunkel, und Elise erwartete, dass er sie gleich darum bitten würde, nach einem Motel Ausschau zu halten.
Stattdessen fuhr er einfach weiter. Als sie Cleveland erreichten und er das Schild für Route 77 Richtung Süden sah, nahm er diese Ausfahrt.
„Wohin fahren Sie denn?“
„Richtung Süden.“ Er sah zu ihr hinüber. „Wenn Sie nicht aus dem fahrenden Wagen springen und Molly bei mir lassen wollen, dann fahre ich Sie als Weihnachtsgeschenk nach Four Corners.“
4. KAPITEL
In Elise verspannte sich alles. Die ganze Zeit über hatte sie ihm vertraut. Doch auf einmal war er redselig geworden, und nun hatte er noch eigenmächtig ihre Pläne geändert. Sie war gefangen in einem Auto mit einem Mann, den sie eigentlich nicht kannte, und nun fuhren sie auch noch anders als geplant.
Natürlich behauptete er, er würde sie nach North Carolina bringen. Aber sie hatte genau gesehen, wie er ihr Gesicht gestern Abend betrachtet hatte, als würde ihm auf einmal klar, wie attraktiv er sie fand. Sie hatte auch beobachtet, wie sein Blick die Umrisse ihrer Figur unter dem T-Shirt entlanggefahren war. Er wusste, dass sie allein war. Niemand würde sie vermissen, wenn sie verschwand.
Er wirkte nicht wie einer, der die Lage einer Frau ausnutzte, die in seinem Wagen gefangen war. Aber wusste sie das so genau? Patrick war der lebende Beweis dafür, wie dürftig ihre Menschenkenntnis war.
Sie hielt nach dem nächsten Ortsschild Ausschau und überschlug im Geiste, wie weit sie noch von North Carolina entfernt waren. Heute Abend würden sie es nicht mehr schaffen bis dorthin, und Jared hatte auch von einer weiteren Motelübernachtung gesprochen. Er erwartete doch wohl nicht, dass sie nochmals mit ihm das Zimmer teilen würde, nur weil sie gestern dazu gezwungen gewesen waren?
Sie holte tief Luft. Ihr würde schon noch ein Ausweg einfallen. Schließlich hatte sie noch genug Zeit.
„Ich glaube, wir machen bald halt.“
„Wunderbar.“ Ihr war das nur recht. Sobald er anhielt, könnte sie sich Molly und ihre Sachen schnappen – und dann nichts wie weg!
Er bog auf den Parkplatz eines Motels ein. Elise stieg gelassen aus und machte Mollys Babytrage vom Rücksitz los. Jared ging zu ihr hinüber und nicht wie sonst zum Kofferraum, um ihre Sachen zu holen.
Die Angst schnürte ihr die Kehle zusammen. „Ich brauche noch die Wickeltasche.“
„Wir holen die Sachen nach dem Einchecken.“
Ihr Herz raste. Er ließ ihr keine Gelegenheit abzuhauen.
„Okay“, sagte sie. „Ist mir auch recht.“
Also folgte sie ihm brav in die kleine, düstere Lobby. So leicht gab sie sich nicht geschlagen. Sobald sie ihre Sachen hätte, würde sie sich bei der erstbesten Gelegenheit davonstehlen. Sie wusste zwar nicht, wohin, aber sie würde doch nicht bei einem Kerl bleiben, dem sie nicht über den Weg traute.
Jared ging mit ihren Sachen zum Empfangstresen. Die Stimme der Dame mittleren Alters klang müde und gelangweilt: „Was kann ich für Sie tun?“
„Wir hätten gerne Zimmer für eine Nacht.“
Sie maß Elise und das Baby, dann Jared mit einem Blick. „Getrennte Zimmer?“
„Ja, die Dame und ich brauchen beide ein Zimmer.“
Er hatte also nicht versucht, ihr ein Doppelzimmer aufzudrängen?
Die Angestellte tippte etwas in ihren Computer. „Ich brauche eine Kreditkarte.“
Elise trat zum Tresen. „Ich möchte gerne bar bezahlen.“
Bevor die Angestellte etwas erwidern konnte, sagte Jared: „Nehmen Sie ihr Bargeld, und ich zahle mein Zimmer mit Kreditkarte und übernehme alle etwaigen weiteren Kosten.“
„Bei mir fallen keine weiteren Kosten an“, stellte Elise klar.
„Das weiß die Dame aber nicht, und das Motel braucht meine Kreditkarte einfach nur zur Absicherung. Es ist eine reine Formsache.“
„Stimmt“, bestätigte die Empfangsdame lächelnd.
Elise kam sich dumm vor und sagte verlegen: „Okay.“
Sie bekamen die Zimmerschlüssel, und Jared holte das Gepäck. Auf dem Weg zu ihrem Zimmer meinte er: „Sie trauen mir nicht von zwölf bis Mittag, oder?“
„Ich vertraue niemandem.“ Sie versuchte, das leichthin zu sagen, aber selbst sie hörte den defensiven Unterton in ihrer Stimme. Zwar hatte er sie immer freundlich behandelt, aber gegen ihr Misstrauen war sie machtlos. Sie konnte akzeptieren, dass jemand sie quer durchs Land im Wagen mitnahm. Schließlich hatte er den gleichen Weg wie sie, andererseits bekam er nichts dafür, dass er sie nach Hause brachte.
Jared schüttelte den Kopf. „Heute
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