Julia Extra Band 372
willst du ein paar Einkäufe in der Stadt machen, ohne Molly, etwa um Geschenke für, na ja, Du-weißt-schon-wen zu kaufen.“
Elise lachte. „Du kannst es ruhig vor ihr aussprechen. Ich glaube, sie versteht noch nicht, was Weihnachten bedeutet.“
„Oh, da wärst du überrascht, was Babys schon alles wissen.“ Sie gab Molly einen Kuss.
Elise biss sich auf die Lippe. „Eigentlich würde ich gerne noch ein paar Minuten mit Jared reden, bevor ich gehe, wenn es dir nichts ausmacht.“
„Sicher, geh nur. Wir beide kommen hier wunderbar zurecht.“
„Danke.“ Elise nahm ihre graue Fleecejacke vom Garderobenhaken, ging hinaus und stieg auf der Leiter zum Dach hinauf. „Wow, das sieht ja großartig aus!“
Jared sah erschöpft und müde aus, als hätte er eine schlaflose Nacht hinter sich, und er tat Elise unendlich leid.
„Ich will nicht darüber reden“, versicherte er.
„Aber natürlich willst du das. Du musst darüber reden. Aber wenn du willst, können wir ja erst mal über das Wetter reden.“ Sie ließ den Blick rundum schweifen. „Es ist alles so ruhig und friedlich hier oben.“
„Stimmt.“
Er schwieg wieder und konzentrierte sich auf seine Arbeit. Schließlich sagte Elise: „Maude passt auf Molly auf, also kann ich den ganzen Tag hier oben sitzen.“
Er schwieg weiter.
„Jetzt wo ich dich besser kenne, wird mir im Nachhinein vieles klar“, begann Elise. „Diese Büßerrolle, zum Beispiel, die du dir auferlegt hast. Das war nur, weil du dich am Tod deiner Frau schuldig fühlst.“
„Bitte lass das, Elise.“
„Nein. Ich vermute, ich bin die erste Person, der du das über deine Frau erzählt hast. Das bedeutet entweder, dass du mir vertraust, oder aber, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist.“
„Der richtige Zeitpunkt?“
„Ja, um darüber zu sprechen.“
„Du willst mich doch nicht etwa reizen, während ich eine Nagelpistole in der Hand habe, oder?“
Sie lachte. „Das ist der Jared, den ich kenne.“
„Ich dachte, wir hätten schon festgestellt, dass du mich nicht kennst.“
„Wir haben uns geirrt. Nachdem ich weiß, was du mir gestern Abend gesagt hast, kann ich mir das ganze Puzzle zusammensetzen. Ich glaube, jetzt kenne ich dich wirklich ganz gut.“
„Wunderbar.“
Der Sarkasmus in seiner Stimme brachte sie zum Lachen, aber sie schluckte es sofort herunter. „Es tut mir leid, was dir passiert ist, Jared.“
„Das muss es nicht.“
„Jeder, der deine Geschichte hört, wird so empfinden. Aber, Jared, es wird Zeit, loszulassen. Dir zu vergeben.“
Er legte den Kopf in den Nacken und schaute in den Himmel, dann seufzte er tief auf. „Du willst einfach weiter darauf herumreiten.“
„Nein, also kannst du mir ebenso gut sagen, warum du dir nicht vergeben willst.“
Er schloss die Augen. „Das will ich ja. Aber ich kann es nicht.“
„Doch, das kannst du. Eigentlich glaube ich, dass du schon auf dem besten Weg dazu bist. Und das ist das Problem. Der Beweis dafür ist, dass du mich magst. Mit mir zusammen zu sein, lässt Wünsche in dir aufkommen, die du dir in den vergangenen fünf Jahren versagt hast. Jedes Mal, wenn du einen Schritt in diese Richtung gehst, erinnerst du dich an die Vergangenheit und machst einen Rückzieher.“
Sie wartete, bis er zu ihr herübersah, und fügte dann hinzu: „Der Tod deiner Frau war sicher furchtbar. Und ich verstehe, dass du dich dafür verantwortlich machst. Aber du kannst es nachträglich nicht mehr ändern. Es ist vorbei, und du musst dein Leben weiterleben. Ich bin sogar sicher, deine Frau hätte es auch nicht gewollt, dass du weiter leidest.“
Er verlegte eine Schindel und befestigte sie mit der Nagelpistole.
Elise zog ihre Jacke enger um sich. „War sie hübsch?“
Zunächst dachte sie, er würde nicht antworten, doch schließlich sagte er: „Sehr hübsch. Sie war blond und hatte blaue Augen.“
Sie pfiff durch die Zähne. „Typ Traumfrau, oder?“
Er gluckste in sich hinein, und Elise stockte der Atem. Lachen war gut.
„Sie war wirklich eine Traumfrau. Hübsch. Klug. Nett. Fröhlich.“
„Klingt, als ob sie wirklich sehr bezaubernd war.“ Er konnte jetzt unbefangen über sie sprechen. Aber den letzten Schritt zu tun, schaffte er noch nicht. Er konnte seinen Kummer nicht vergessen, weil er glaubte, er verdiene keine Vergebung. Deshalb zuckte er jedes Mal zurück, wenn er Elise berühren oder küssen … oder auch nur eine vertraute Unterhaltung mit ihr führen wollte.
Doch Elise konnte ihm bei all
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