Julia Extra Band 372
habe nicht mit dir gespielt, Imogen. Ich wollte dich ganz. Das will ich immer noch. So einfach ist das.“
„Es ist alles andere als einfach.“ Sex konnte nie einfach sein … nicht für sie. Für sie war eine Beziehung mehr als eine Bettgeschichte.
„Aber natürlich ist es das.“
„Ich möchte nicht von dir benutzt werden.“
„Machst du nicht genau das mit mir? Ich versuche, dich kennenzulernen, und du bestehst darauf, mich wie einen Callboy zu behandeln. Eine Nacht Vergnügen und dann aus und vorbei.“
Weil sie sich etwas anderes nicht leisten konnte. Er war nicht nur ihr Chef. Mit seinem Hintergrund musste er der begehrteste Junggeselle der Stadt sein. Er konnte an jedem Finger zehn haben und musste sich nicht mit einer grauen Maus aus dem falschen Stadtviertel begnügen. Warum sollte er Selters trinken, wenn er Sekt haben konnte.
„Leoparden bleiben immer Raubtiere, Ryan.“
„Genau darum geht es, Imogen. Ich bin kein Leopard.“ Sein Blick war voll Entschlossenheit.
„Jedenfalls bist du kaum ein handzahmer Kater.“
„Vielleicht bin ich ein Adler.“
Sie sah ihn verständnislos an. Was sollte das nun wieder heißen?
„Adler binden sich für ein ganzes Leben.“
Das Blut rauschte in Imogens Adern. „Das ist nicht dein Ernst“, hauchte sie atemlos.
„Ach nein? Und woher willst du das wissen.“
Der Blick aus seinen blauen Augen besaß etwas Magisches. Es raubte Imogen fast die Luft. Das musste ein Scherz sein! Nie im Leben konnten sie die gleichen Wünsche und Ziele haben. An Erfahrung und Lebensart waren sie Lichtjahre voneinander entfernt.
Sie schüttelte den Kopf. „Du bist mir zu schnell. Für dich scheint immer alles ganz einfach zu sein.“ Sie wünschte, sie könnte seinen Worten Glauben schenken. „Für mich ist es das nicht. Ich brauche mehr Zeit.“
„Wofür? Was genau möchtest du wissen? Meine Lieblingsfarbe ist Grün, mein Sternzeichen ist Steinbock. Genügt das? Oder willst du Mußezeiten mit mir verbringen? Ist es das? Du warst es schließlich, die das abgelehnt hat“, erklärte er. „Ich würde jede Nacht mit dir verbringen, wenn du mich nur ließest.“
Jede Nacht! „Mußestunden?“
„Ganz recht. Jede lange, langsame, wundervolle Minute.“
Imogen hörte kaum noch seine Worte. Ihr Herz raste, und Verlangen machte sich in jeder Faser ihres Körpers breit.
„Sieh mich an, Imogen. Nicht meinen Namen oder meine Familie oder was du für meine Stellung in der Gesellschaft hältst. Sieh nur mich an.“ Seine Miene verdüsterte sich. „Ich dachte, du wärst anders. Ich glaubte, du würdest dich nicht vom äußeren Schein blenden lassen. Aber das tust du ja auch nicht. Stattdessen verachtest du mich dafür und hasst dich selbst, weil du mich dennoch begehrst.“ Er richtete sich wie drohend vor ihr auf. „Glaubst du wirklich, ich bin genauso wie dieser Kerl? Du musst entscheiden, ob ich das Risiko wert bin. Und wenn du dir sicher bist, dann lass es mich wissen.“
Langsam schüttelte Imogen erneut den Kopf. Das Einzige, dessen sie sich sicher war, war ihre Unsicherheit. „Du erwartest zu viel von mir.“
„Und du erwartest nicht genug von mir“, gab er wütend zurück. „Hör zu, wir sind entweder zusammen oder nicht. Ich will kein Durcheinander dazwischen. Dazu habe ich zu viel um die Ohren. Um ehrlich zu sein, habe ich dich zu einem miserablen Zeitpunkt kennengelernt. Ich arbeite endlich für die Familie, und statt mich mit voller Kraft um eines unserer größten Projekte zu kümmern, lenkt mich ständig die Erinnerung an die Nacht mit dir im Bett ab.“
Die Nacht im Bett. Das war also alles, was er von ihr wollte. Stressabbau! Neuen Stress machen sollte sie ihm nicht.
Jetzt war auch Imogen so wütend, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. „Na gut. Wenn ich dir im Weg bin, dann lass mich gehen. Ich kündige hiermit fristlos.“
„Sei nicht albern!“, fuhr er sie an. Auch er schien langsam die Beherrschung zu verlieren. „Habe ich nicht gesagt, dass unsere Beziehung niemals deine Karriere beeinträchtigen würde? Du musst nicht kündigen. Ich werde mich selbst von dir fernhalten und dich nie wieder belästigen.“
9. KAPITEL
Hatte sie nicht bekommen, was sie wollte? Ryan behelligte sie nicht mehr, schaute sie nicht einmal mehr an. Er sprach mit ihr nur über die Ergebnisse ihrer Arbeit und auch das nur, wenn unbedingt notwendig. Die Tür zu seinem Büro blieb jetzt ständig geschlossen. Wenn er mit Shona reden musste, bat er sie
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