Julia Extra Band 372
erfahrungsgemäß schnell zu starken Kopfschmerzen auswachsen konnte. Klar, dass die Kinder alle erhitzt und unglücklich aussahen. Die Fahrt von Invercargill dauerte mehrere Stunden.
Jill wandte sich an Maisie. „Könntest du die Kinder bitte mit in die Küche nehmen und ihnen was zu trinken geben?“
Die Köchin war erstaunt über Jills bestimmten Ton, nickte jedoch. Sie sammelte die Kinder ein und warf dann einen Blick über die Schulter. „Hast du den armen Hund überhaupt schon gefüttert?“
„Nein.“ Jill schaute herunter. „Bella, geh mit Maisie. Sie gibt dir was zu fressen.“
Wieder schnaubte Maisie, doch der älteste Junge blieb stehen und sah Bella an. Bella erwiderte seinen Blick.
„Geh schon“, forderte Jill sie auf. „Sei ein braves Mädchen.“
Der Junge klopfte an sein Bein. Fragend sah Bella zu Jill hoch, die ihr einen kleinen Schubs mit dem Fuß gab. „Na, geh schon.“
Bella schloss sich dem Marsch Richtung Küche an.
Jim räusperte sich. „Ich muss jetzt wirklich wieder zu meinen Patienten.“
„Könntest du Jack dann das Wartezimmer zeigen?“ Jill deutete auf den Mann, der ein paar Meter entfernt stand. „Er war bewusstlos und hat möglicherweise eine Gehirnerschütterung. Außerdem muss seine Schnittwunde genäht werden.“
„Könnte eine Weile dauern, bis ich mich darum kümmern kann.“ Jim fuhr sich mit den Fingern durch das dichte graue Haar. „Das Wartezimmer ist voll.“
„Mir geht’s gut“, antwortete Jack. „Es besteht keine Eile.“
„Ich werde die Wunde nähen“, versicherte Jill. „Und ich kann auch bei der Sprechstunde helfen. Gib mir bloß zehn Minuten, um alles zu klären.“
„Gut.“ Jim warf Jack einen neugierigen Blick zu. „Dann werde ich Sie Jill überlassen.“ Lächelnd nickte er Margaret zu, ehe er sich erleichtert abwandte und entschlossen zum Haupteingang ging.
„Es tut mir so leid“, sagte Margaret. „Ich wollte keine Probleme verursachen. Es ist nur so, dass Hope immer so hilfsbereit gewesen ist, und ich war wirklich verzweifelt. Ich kann diese Familie auf keinen Fall zusammenhalten, wenn ich sie in der Stadt unterbringen muss.“
„Sie sind Geschwister?“, fragte Jill überrascht.
„Ja. Aber sie haben alle verschiedene Väter.“ Margaret seufzte. „Ich kannte die Mutter schon eine ganze Weile. Sie ist heute Morgen sehr unerwartet verstorben.“
„Wie schrecklich! Was ist passiert?“
„Sie hat eine Überdosis Antidepressiva genommen. Wir versuchen, mit ihren Eltern Kontakt aufzunehmen, aber die sind irgendwohin nach Europa in den Urlaub gefahren. Das wird also schwierig. Es könnte mindestens eine Woche dauern, bis wir eine gute Lösung gefunden haben. Und ich fand es hart, die Kinder ausgerechnet an Weihnachten zu trennen.“
Natürlich. Jill dachte nach. „Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen, aber Mum ist im Moment nicht zu Hause.“
„Wann kommt sie denn zurück?“
„Ich weiß es nicht“, erwiderte Jill aufrichtig. „Ich glaube, sie weiß es selbst nicht so genau.“
Margaret seufzte wieder. „Es ist ja nicht Ihre Schuld. Ich wusste, dass es ein Risiko war. Dann muss ich die Kinder wohl einfach wieder mitnehmen. Die Ärmsten. Seit die Polizei sie heute Morgen abgeholt hat, haben sie die ganze Zeit geweint.“
„Das wundert mich nicht“, meinte Jill mitfühlend. „Sie haben schließlich gerade ihre Mutter verloren.“
„Die Kleinen wissen nicht richtig, was los ist, aber ich mache mir Sorgen um Jarred, den Ältesten. Er ist erst neun und hält die Familie schon seit Jahren zusammen. Wenn sie auseinandergerissen werden, ist das eine Katastrophe für ihn.“
„Hoffentlich finden Sie die Großeltern bald.“ Am liebsten hätte Jill selbst alles in Ordnung gebracht, aber bei der jetzigen Situation zwischen ihren Eltern war dies leider unmöglich. „Ich zeige Ihnen die Küche“, fuhr sie fort. „Jack? Am besten kommen Sie gleich mit.“
Maisie stand mitten in der Küche, die Arme vor sich verschränkt. „Wenn du mich fragst, diese Kinder sind krank“, erklärte sie entrüstet. „Auf dem Kopf von dem Baby könnte man ein Spiegelei braten.“
„Tatsächlich?“ Schnell kam Jill herüber und legte ihre Hand prüfend auf die flaumigen Härchen. „Du hast recht, Maisie.“
Sie drehte sich zu dem Mädchen um, dessen tränenverschmierte Wangen noch immer hochrot waren. „Hallo, Schätzchen. Wie heißt du denn?“
„J…Jade.“
„Bist du krank, Jade?“
„Ich will meine Mummy!“,
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