Julia Extra Band 372
geglaubt hatte, sie verloren zu haben. Sich zu sehr einzulassen. Menschen zu enttäuschen.
Wenn Jill ihn weiterhin so anblickte, wäre er nicht mehr imstande, seine Distanz zu wahren. Falls er ihr nur noch ein winziges Stückchen näherkam, würde er sich in sie verlieben.
Und auch sie könnte sich womöglich in ihn verlieben.
Aber dann würde er sie unweigerlich enttäuschen, weil er nicht in der Lage war, genug zu empfinden. Jack schaffte es nicht, sich auf etwas einzulassen, denn irgendwann würde es ihm wieder zu viel werden. Es könnte ihn zerstören, und dann musste er seine Gefühle abschneiden. Er würde so werden wie ihr Exmann. Einer, der nur äußerlich Arzt war. Das würde sie nicht verkraften.
„Es geht nicht“, murmelte Jack. „Ich kann dir nicht geben, was du brauchst, Jill.“
Sie schaute ihn weiterhin unverwandt an. Selbst als Jarred zurückgelaufen kam, in Begleitung von Miss Reynolds, die eine Schüssel mit Eiswürfeln in den Händen hielt, und Faith, die einen Stapel Handtücher brachte.
„Aber ich bitte dich doch um gar nichts, Jack“, erwiderte Jill leise. „Vielleicht kann ich ja dir etwas geben.“ Sie lächelte halb. „Immerhin ist Weihnachten. Da ist uns allen ein bisschen Magie erlaubt.“
8. KAPITEL
Dr. Metcalf warf einen einzigen Blick auf Jills Finger und stöhnte. „Das ist eine Katastrophe!“
„So schlimm ist es nun auch wieder nicht, Dad. Ich glaube, er ist noch nicht mal gebrochen. Guck mal, ich kann ihn sogar ein bisschen bewegen.“ Jill gelang es, ihren Finger leicht zu krümmen. „Aua!“
„Er müsste eigentlich geröntgt werden.“ Jim seufzte resigniert. „Hast du gesehen, wie viele Leute im Wartezimmer sitzen?“
Das war kaum zu übersehen gewesen, als sie vor ein paar Minuten hereingekommen waren. Muriel hatte hektisch neue Karteikarten ausgefüllt und sich bemüht, etwas Ordnung herzustellen. Jack war so schnell wie möglich verschwunden, um Bella im Garten anzuleinen. Danach hatte er Jarred mit nach oben genommen, damit dieser seinen Geschwistern sein Band zeigen konnte.
„Die meisten gehören zur selben Familie“, sagte Jill. „Ich glaube, es sind Camper, und die Kinder sehen alle aus, als hätten sie einen schlimmen Sonnenbrand. Medizinische Hautlotion und ein Schmerzmittel sollten da ihren Zweck erfüllen. Solche Sachen kann ich immer noch übernehmen.“
Düster betrachtete Jim ihren verletzten Finger. „Wir schienen ihn, und du nimmst entzündungshemmende Tabletten. Falls es bis heute Abend nicht besser ist, röntgen wir ihn. Bei Händen kann man gar nicht vorsichtig genug sein. Vor allem, wenn es die dominante Hand ist.“
„Ich will ja keine Chirurgin werden oder Konzertpianistin. Das kann also warten.“ Jill hielt die Luft an, während ihr Vater den Finger bandagierte.
„Es geht nicht nur um die Leute im Wartezimmer“, gab er zurück. „Maisie war vorhin da. Sie macht sich Sorgen um den Kleinsten der Windpocken-Kinder. Anscheinend hat er Fieber bekommen und ist ziemlich schlecht drauf.“
„Ich geh hoch und schau ihn mir mal an.“
„Und Angela hat gesagt, dass Betty heute Mittag nichts gegessen hat. Sie ist erst vor einer Woche operiert worden. Vielleicht eine Infektion.“
„Zu ihr gehe ich auch“, meinte Jill.
„Wie willst du das schaffen? Mit einer Hand dem Kleinen in die Ohren zu schauen oder Bettys Bauch abzutasten, wird schwierig.“
„Ich komm schon zurecht. So fühlt es sich schon viel besser an.“ Probeweise bewegte Jill ihre Hand. „Wenn es nicht klappt oder ich etwas feststelle, was mir Sorgen macht, sag ich dir Bescheid, einverstanden?“
Jim nickte nur. „Dann schick mir jetzt bitte die Sonnenbrand-Familie rein, ja?“
Mit einem Stethoskop, einem Ohrthermometer und einem Ohrenspiegel bewaffnet, ging Jill nach oben zu den Patientenzimmern.
Ob Jack wohl noch da war? Ein erregendes Prickeln überlief sie bei dem Gedanken, trotz ihrer neuen Bedenken.
Vorhin, auf dem Schulparkplatz, hatte sie die Angst in seinen Augen gesehen. Deshalb hatte sie gesagt, dass sie ihn um nichts bitten würde. Und so war es auch.
Ja, sie war im Begriff, sich in Jack Sinclair zu verlieben, und sie sehnte sich danach, von ihm geküsst zu werden.
Oder mehr.
Okay, viel mehr.
Aber sie wusste, dass es sich nur um ein kleines Zwischenspiel in ihrem Leben handelte, das höchstens ein paar Tage dauern würde. Ein wenig weihnachtlicher Zauber.
Wäre es falsch, ihn auszukosten?
Vielleicht war Jack in ihr Leben gekommen, um ihr
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