Julia Extra Band 372
zu zeigen, dass sie überhaupt wieder solche Gefühle haben konnte. Ihren Ehering hatte Jill teilweise als Schutz so lange getragen. Um alle Männer davon abzuhalten, ihr näherzukommen, weil sie nicht fähig gewesen war, sich auf eine neue Beziehung einzulassen.
Jetzt fühlte sie sich wieder bereit dazu. Und Jack könnte eine Art Übungseinheit darstellen.
Oben an der weit geschwungenen Treppe blieb Jill einen Augenblick stehen und schaute hinaus in den Garten, um festzustellen, wo Bella angebunden war. Sie lag im Schatten, das war gut. Neben der Bank, wo Jack und Jarred gestern zusammen gesessen hatten.
Wirklich erst gestern?
Jill stieß einen langen Seufzer aus. Sie wusste, dass sie sich etwas vormachte. In Wahrheit wünschte sie sich wesentlich mehr als nur eine kleine Übungseinheit. Noch nie hatte sie sich so sehr zu jemandem hingezogen gefühlt. Obwohl sie sich schnell bis über beide Ohren verlieben konnte, war es diesmal ganz anders.
Jack war wunderbar. Attraktiv. Liebenswürdig. Geheimnisvoll.
Natürlich könnte es sein, dass es zu nichts führte. Aber sollte sie sich davon abhalten lassen, es herauszufinden? Vielleicht würde sie es für den Rest ihres Lebens bereuen, wenn sie diese Chance versäumte.
Jill wandte sich vom Fenster ab. Vermutlich war Jack gar nicht mehr bei den Kindern, und sie musste ihre Arbeit tun.
Ihr Finger pochte schmerzhaft. Bis sie das Vierbettzimmer betrat, in dem die Kinder untergebracht waren. Für den kleinen Nat hatten sie ein Kinderbettchen mit hineingestellt, und in dem vierten Bett schlief Elise. Hope übernachtete in einem anderen leeren Zimmer den Gang weiter hinunter.
Auf ihrem Schoß wiegte Elise den kleinen Jungen, der ein hochrotes Gesichtchen hatte und äußerst unglücklich wirkte. Überall auf dem Fußboden lag Spielzeug verstreut. Jade und Mel saßen auf einem der Betten, während Jarred ihnen gerade ein Lied beibrachte, das er offensichtlich in der Schule aufgeschnappt hatte. Es war ein typisch neuseeländisches Weihnachtslied.
Faith, Hope und Maisie hörten lächelnd zu.
„ We three kings of Orient are
One on a tractor, two in a car … “
Jack machte Fotos, schaute jedoch auf, als Jill hereinkam. Er lächelte ihr ein wenig zu, sodass ihr Herzschlag erst aussetzte und dann verrückt zu spielen schien.
„ One on a scooter, tooting his hooter
Following yonder star …“
Hope klatschte erfreut Beifall, und Faith nickte wohlwollend. „Ein berühmter Mann namens John Clark hat dieses Lied geschrieben.“
Verlegen senkte Jarred den Kopf. „Den Rest weiß ich nicht mehr.“
„Ich schon.“ Jill lächelte und fing an zu singen: „Oh, oh, Star of wonder, star of light. Star of bewdy, she’ll be right …“
Jack lachte leise. Ein volles, schönes Lachen, bei dem Jills Lächeln sich noch verstärkte. „ Star of glory, that’s the story. Following yonder star“, sang sie weiter.
„Noch mal“, bat Jade.
„Geht nicht, Süße. Ich bin gekommen, um Nat zu untersuchen, weil es ihm nicht gut geht.“
„Er kriegt jetzt die Pickel“, erklärte Mel.
„Das habe ich mir schon gedacht. Und wie sieht’s mit deinen Pickeln aus?“
„Sie jucken.“
„Ist schon Schorf drauf?“
„Auf einem. Darf ich jetzt wieder draußen spielen?“
„Bald. Wenn sie alle verschorft sind, wie bei Jarred.“
„Faith hat mir von deinem Finger erzählt.“ Teilnahmsvoll betrachtete Hope Jills Hand. „Wie fühlt er sich an?“
„Ach, den habe ich gerade ganz vergessen“, meinte Jill. Sie war selbst überrascht. Erstaunlich, wie ein positives Gefühl ein negatives so komplett aufheben konnte. Verstohlen warf sie einen Blick zu Jack hinüber, der seine Kamera einpackte.
„Wir müssen nur noch einmal schlafen, dann ist Weihnachten“, sagte Jade in wichtigem Ton. Doch plötzlich fragte sie besorgt: „Glauben Sie, dass der Weihnachtsmann uns hier findet?“
„Ganz bestimmt.“ Hope wechselte einen bedeutungsvollen Blick mit Faith, und Jill merkte, dass die beiden Frauen schon alles organisiert hatten. Die Kinder würden auf jeden Fall ihre Geschenke bekommen.
Mit einem erfreuten Lächeln wandte sie sich an Elise, die ihr Nat entgegenhielt.
„Nein, halte du ihn lieber. Bei dir scheint er sich wohlzufühlen.“ Da der Kleine jedoch sofort wieder ein weinerliches Gesicht machte, sobald sie sich ihm näherte, sagte sie über die Schulter zu seinen Geschwistern: „Hey, könntet ihr für Nat noch mal singen? Das lenkt ihn hoffentlich ab, wenn ich bei ihm
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