Julia Extra Band 372
nicht die einzige Beziehung, die ich mir wünsche.“
„Schön für Sie.“ Einen Moment lang sah er sie an. „Viele Menschen sind erst mal abgeschreckt, wenn sie durch eine gescheiterte Beziehung verletzt wurden.“
Schweigend betrachteten sie die Parade. Einige Kinder ritten auf ihren Ponys vorbei, andere zerrten unwillige Lämmer hinter sich her, und ein Junge hatte ein Kälbchen, das sich weigerte, auch nur einen Schritt zu gehen.
„Wie kommen Sie darauf, dass ich verletzt wurde?“, fragte Jill nach einer Weile.
„Wann war Ihre Ehe zu Ende?“
„Vor mehr als zwei Jahren. Die Scheidung ist durch.“
„Und wann haben Sie Ihren Ehering abgenommen?“
„Ach so.“ Nachdenklich blickte sie auf ihren Ringfinger. Der helle Streifen war deutlich zu erkennen. „Ja. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich damit abgefunden hatte. Ich habe ihn schließlich abgenommen als Symbol dafür, dass ich mein altes Leben hinter mir lasse. Ich glaube, ich habe ihn so lange getragen, um mich selbst daran zu erinnern, niemandem zu leicht zu vertrauen. Ich war sehr naiv.“
„Und jetzt nicht mehr?“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß, wonach ich suche, und das werde ich in Ballochburn niemals finden.“ Auf Jacks fragenden Blick hin fuhr sie fort: „Wenn ich hierbliebe, würde ich letztendlich einen Schaffarmer oder Plantagenbesitzer heiraten. Er müsste verstehen, wie viel Engagement man dafür braucht, um ein guter Arzt zu sein. Dass es viel Zeit kostet und das Familienleben beeinträchtigen kann. Vor allem in einer Gegend wie hier, wo es keine Ablösung gibt und man praktisch dauernd Rufbereitschaft hat.“
„Ihre Eltern haben es doch auch geschafft.“
„Wirklich? Allmählich frage ich mich, ob das, was zwischen den beiden momentan nicht stimmt, nicht zum großen Teil daran liegt. Sie haben sich auseinandergelebt. Inwieweit ist das der Praxis zuzuschreiben?“
„Aber Sie waren schon mit einem Arzt verheiratet, und das hat nicht funktioniert“, sagte Jack.
Jill schwieg einen Augenblick. „Er war nur äußerlich Arzt. Im Grunde hat er sich selbst wichtiger genommen als alles andere. So kann ich nicht arbeiten. Das Scheitern meiner Ehe hat mir vor allem gezeigt, wie wesentlich persönliche Zuwendung ist. Ich halte das für eine Gabe. Wie das Talent zu singen, zu malen oder hervorragende Fotos zu machen.“ Sie lächelte Jack an.
„Und Sie meinen, dass diese Gabe bei Ärzten stärker ausgeprägt ist als bei anderen?“
„Nein, natürlich nicht. Aber vielleicht wählen Leute mit dieser Begabung eher einen Beruf, bei dem sie mit Menschen zu tun haben. Pflegeberufe zum Beispiel.“
„Dann könnte ein Schaffarmer oder ein Plantagenbesitzer doch auch genau das haben, was Sie suchen. Sie sollten sie nicht alle gleich abschreiben“, entgegnete er.
„Stimmt.“ Jill lachte. „Na schön, vielleicht gibt es auch niemanden in Ballochburn, auf den ich scharf bin. Oh, schauen Sie mal!“
Jarred war mit Bella in der Nähe der Stelle, wo die Hunde bewertet wurden, ehe sie das Ende der Parade bildeten. Miss Reynolds überreichte die Preise. Eine rote Schleife ging an ein Mädchen mit einem kleinen, wuscheligen weißen Hund, der Weihnachtsschmuck auf dem Kopf trug.
„Hier habe ich noch einen Sonderpreis“, verkündete die Lehrerin. „Ich denke, der sollte auch für einen besonderen Besucher sein. Jarred, richtig?“
Schüchtern senkte Jarred den Kopf, aber ein anderer Junge gab ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen.
„Geh schon. Ist doch bloß ’ne Schleife, und dein Hund ist cool.“
Aber es war eben nicht nur eine Schleife. Jill sah, dass Jarred das Band auch nach der Parade rund um den Schulhof noch fest in der Hand hielt. So wie er auch das Foto von Jack festgehalten hatte. Als Hope kam und ihm sagte, sie wäre fertig und müsste jetzt fahren, warf er den anderen Jungen einen sehnsüchtigen Blick zu.
„Lass ihn bei uns, Mum“, meinte Jill deshalb. „Wir bringen ihn nachher zurück.“
Sie stellten sich an dem Stand an, wo es Würstchen in Brot mit viel Tomatensauce gab. Und nach dem Essen fingen die Spiele an, bei denen Eltern und Kinder zusammen im Sackhüpfen und Eierlaufen wetteiferten.
„Meinen Sie, ich könnte bei einem Spiel mitmachen?“, fragte Jarred nach einer Weile.
„Sicher“, antwortete Jill. „Komm, wir fragen Miss Reynolds.“
Das einzige Spiel, das noch übrig war, bestand aus dem dreibeinigen Sackhüpfen, bei dem jeweils ein Kind und ein Erwachsener gemeinsam
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