Julia Extra Band 372
Fieber messe und ihm in die Ohren schaue.“
Unter der Begleitung einer wesentlich kräftigeren Version der „Three Kings“ untersuchte Jill den kleinen Jungen, der sich gerade in der schlimmsten Krankheitsphase befand. Glücklicherweise schienen sich keine unheilvollen Komplikationen bei ihm zu entwickeln.
„Wir müssen das Fieber ein bisschen senken und den Ausschlag behandeln“, erklärte sie. „Ich gebe ihm ein Schmerzmittel, und danach ist ein Bad mit viel Hautlotion wahrscheinlich das Beste, was wir im Moment für ihn tun können. Nach meiner Visite bei den anderen Patienten komme ich noch mal wieder, um nach ihm zu schauen.“
Jack ging mit ihr zusammen den Flur entlang. Als Jill vor dem Zimmer mit den älteren Patientinnen stehen blieb, erblickte ihn Angela, die Krankenschwester.
„Ein Mann! Genau das, was ich brauche!“, rief sie.
„Oh, jetzt bist du dran!“, flüsterte Jill ihm zu.
„Ich hoffe nicht“, gab er leise zurück. „Sie ist mindestens sechzig!“
Angela eilte auf sie zu. „Ich komme nicht an die Baumspitze ran. Nicht mal mit der Leiter. Ich bin zu klein.“ Über ihre Halbbrille sah sie Jill an. „Und du müsstest schon fliegen, um das zu schaffen.“ Lächelnd hielt sie Jack einen großen funkelnden Stern hin. „Es dauert bloß eine Minute“, meinte sie freundlich.
Natürlich dauerte es länger.
Es war eine hervorragende Gelegenheit zum Fotografieren. Alte Frauen mit arthritischen Händen, die eifrig Weihnachtsschmuck an den unteren Ästen des überdimensionalen Baumes aufhängten. Für einen Kalender Modell zu stehen, war bei diesen Patientinnen das aufregendste Ereignis seit Langem.
Enid Hinkley mummelte begeistert vor sich hin, auch wenn niemand sie verstehen konnte.
„Sie müssen Ihre Zähne reintun“, sagte Jill zu ihr. Über Enids Schulter erblickte sie Betty, die in einem Sessel neben ihrem Bett saß und den anderen zuschaute.
Daher merkte Jill nicht, wie Enid ihren Gehstock hochhob und Jack damit einen gehörigen Schlag versetzte.
„Au!“, meinte er. „Wofür war das denn?“
„Enid!“, rief Angela tadelnd. „Du weißt genau, dass du andere Leute nicht hauen darfst. Das tut man nicht.“
Enids Mummeln wurde lauter.
„Sie will sichergehen, dass Sie auch ein Foto von ihr machen“, übersetzte Angela für Jack, der sich seine schmerzende Wade rieb.
Jill verbarg ein Lächeln und ging hinüber zu Betty, eine Siebzigjährige, die vor Kurzem eine Unterleibsoperation gehabt hatte. „Ihnen geht es heute nicht so gut, Betty?“
Angela folgte Jill. „Sie hat leicht erhöhte Temperatur.“
„Wie fühlt sich Ihr Bauch an?“
„Ganz okay“, antwortete Betty. „Ich hab nur einen schlechten Tag.“
„Dann legen Sie sich mal aufs Bett, damit ich Sie untersuchen kann“, sagte Jill. Mit nur einer Hand war das gar nicht so leicht. Es dauerte eine Weile, bis sie zu dem Telefon auf Angelas Schreibtisch ging, der neben dem Weihnachtsbaum stand. Die unteren Zweige hingen voller Silber- und Goldkugeln, und nun wurde auch noch fleißig mit Lametta geschmückt.
Jill wählte die Nummer ihres Vaters. „Bist du immer noch beschäftigt, Dad?“
„Ist der Papst katholisch?“ Er seufzte. „Ich glaube, ich habe gerade den letzten Patienten entlassen. Hoffentlich, denn Muriel sagt, dass sie eine Migräne kriegt. Jetzt muss ich noch den ganzen Papierkram erledigen. Wie geht’s dem Jungen?“
„Er ist ein bisschen weinerlich, aber ansonsten liegt alles im Normalbereich.“
„Und Betty?“
„Der Unterleib ist etwas angespannt, und der Schnitt sieht leicht entzündet aus. Wir brauchen eine Blutprobe, aber ich werde ihr gleich schon mal Antibiotika geben.“
„Gut. Dann hast du anscheinend alles unter Kontrolle.“
„Na ja …“
Jim lachte. „Ich soll ihr das Blut abnehmen, stimmt’s?“
„Ja. Es tut mir leid, Dad. Ich weiß, wie viel du zu tun hast. Aber Angela hat nicht viel Übung.“
Jack, der in der Nähe stand, blickte von seiner Kamera auf, ehe er schnell wieder auf das Display schaute. Vor ihm war Enid und legte mit einem breiten zahnlosen Lächeln einen langen Strang Lametta über einen Zweig.
„Bin schon unterwegs“, meinte Jim. „Bereite bitte alles Nötige vor, ja?“
„Klar.“
Jill holte Blutdruckmanschette, Alkoholtupfer, Nadel und Teströhrchen, und sobald Angela die Etiketten beschriftet hatte, war Jim auch schon da. Er wirkte außer Atem.
„Alles in Ordnung mit dir, Dad?“, fragte Jill besorgt.
„Mir geht’s gut. Ich
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