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Julia Extra Band 372

Julia Extra Band 372

Titel: Julia Extra Band 372 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meier , Shirley Jump , Natalie Anderson
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los? Sie waren mal meine beste Autorin.“
    „Mit mir ist alles in Ordnung.“
    Wenn es nur stimmen würde! Doch ein kleines russisches Mädchen hatte etwas in ihr verändert. Sie hatte es auf den Straßen Moskaus entdeckt, mitten im Winter mit nichts als einem dünnen Kleid am dürren Körper. Grace fotografierte das Mädchen und unterhielt sich mittels eines Dolmetschers mit ihm. Mit ihrem Artikel wollte sie die Leute aufrütteln. Sie hatte gehofft, dass sich jemand für all die obdachlosen Kinder einsetzen würde.
    Aber auch dieser Artikel hatte Steve von Im Blickpunkt nicht überzeugt. Weil es Grace nicht gelungen war, die Leser zu bewegen. Steve hatte recht: Ihr eigenes Herz war wie von einer Mauer umgeben, die sie nie durchbrechen konnte. Zum Glück blieben ihr noch die Reiseartikel.
    „Machen Sie doch einfach mal Urlaub, Grace“, sagte Paul Rawlins. „Nur ein paar Wochen. Fahren Sie irgendwohin und erholen Sie sich.“
    „Urlaub? Jetzt, wo es so gut läuft?“
    „Das tut es nicht.“
    Seine Worte ließen Grace’ Erwartungen wie einen Luftballon zerplatzen. Es stimmte ja: Seit ihrem Misserfolg bei Im Blickpunkt bereiteten ihr auch die Reiseberichte Probleme. Vielleicht hätte Grace’ Schwester Hope mit ihren Fotos den Fidschi-Artikel retten können. Aber obwohl Grace sie inständig gebeten hatte, war Hope nicht gekommen. Das Nein ihrer Schwester hatte Grace schwer getroffen.
    Und nun verlangte Paul auch noch von ihr, dass sie Urlaub nahm. Ausgerechnet über die Feiertage! Ohne Arbeit würden die sich endlos hinziehen.
    „Paul, lassen Sie mich noch den Schweiz-Artikel machen, den ich Ihnen letzte Woche vorgeschlagen habe. Über dieses Dorf, das man nur mit der Bahn erreichen kann. Ein Top-Reiseziel. Ich könnte das alles aus Sicht der Einwohner schildern. Wie sie mit der Bahn zum Arzt fahren, wie ihnen die Lebensmittel geliefert werden, all das.“
    „Ach Grace, machen Sie doch einfach mal Pause. Bald ist Weihnachten, spannen Sie mal richtig aus. Und nach Weihnachten gehen Sie mit frischer Kraft ans Werk.“
    Er ließ ihr also keine Wahl. Nun gut, immerhin hatte er sie nicht gefeuert. Ein bisschen Urlaub, und alles wäre wieder in Ordnung.
    „Also gut.“
    „Sehr schön.“ Er klang erleichtert und verabschiedete sich rasch.
    Grace legte ihr Telefon auf den Tisch. So verloren hatte sie sich seit Jahren nicht gefühlt.
    Von draußen drang der Verkehrslärm zu ihr. Sie sah aus dem Fenster, auf all die Menschen und Autos, die sich ihren Weg durch die Stadt bahnten. Vom Land kamen die Menschen auf der Ladefläche von Lastwagen nach Santo Domingo, Hotelangestellte drängten sich zu dritt auf ein Motorrad, Taxifahrer hupten ungeduldig. Grace liebte die Stadt und die Insel, deren Geschichte bis auf Christoph Kolumbus zurückreichte. Sie hatte unzählige Fotos gemacht, doch nicht eines davon zeigte die wunderschönen Strände von Punta Cana oder das Treiben auf den unzähligen Touristenmärkten. Ihr Augenmerk lag auf anderen Dingen, dem Alltag der Menschen, deren Leben. Dinge, von denen Paul nichts wissen wollte, die sie aber unendlich faszinierten.
    Grace wollte in ihren Texten hinter die Oberfläche schauen und offenlegen, was den normalen Touristen verborgen blieb.
    Unruhig ging sie im Zimmer hin und her und sammelte ihre Sachen zusammen. Als sie alles in ihren Rucksack gestopft hatte, zurrte sie ihn zu und stellte ihn an der Tür ab. Sie sah sich noch einmal um, und ein Gefühl des Verlorenseins überkam sie.
    Wohin sollte sie jetzt fahren? An irgendeinen Strand? Allein und über Weihnachten?
    Ausgeschlossen.
    Aber wohin dann? Ihr Blick fiel auf den Brief ihrer Großmutter, den sie noch immer nicht gelesen hatte. Ungeduldig riss sie ihn auf. Ein Flugticket fiel aus dem Umschlag und segelte zu Boden. Während sie sich danach bückte, entfaltete sie den dazugehörigen Brief.
    Liebe Grace,
    hoffentlich geht es Dir gut. Ich vermisse Dich und kann Dir gar nicht sagen, wie enttäuscht ich war, als Du letztes Jahr nicht kommen konntest. Und im Jahr davor auch nicht. Dieses Jahr möchte ich Euch alle endlich wiedersehen. Ich werde schließlich nicht jünger. Also tu mir den Gefallen und komm nach Beckett’s Run. Die Weihnachtstage hier werden ganz wunderbar, denn unser Städtchen feiert außerdem seinen 200. Geburtstag, und alle geben sich große Mühe. Du glaubst gar nicht, was die Leute alles auf die Beine stellen. Keiner redet mehr von etwas anderem.
    Ich habe Dir ein Flugticket beigelegt. Du hast also keine

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