Julia Extra Band 372
Familie.“
„So wie bei uns. Das sollte auch so sein, stimmt’s?“
„Ja, genau.“
„Sollen wir es schon jemandem verraten?“, meinte Jill.
Liebevoll legte Jack ihr die Hand auf den Bauch und schüttelte lächelnd den Kopf. „Wir haben es gerade selbst erst erfahren. Lass uns noch ein bisschen damit warten. Wir könnten ja beim Weihnachtsdinner alle damit überraschen.“
„Auch eins von den Geschenken, die man nicht einpacken kann.“
„Das sind immer die besten.“ Jack legte die Arme um seine Frau und drückte sie fest an sich. „Findest du nicht?“
„Auf jeden Fall.“ Sie hob ihm das Gesicht zu einem Kuss entgegen. „Die allerbesten.“
– ENDE –
Schlittenfahrt ins große Glück
1. KAPITEL
Seit gut drei Stunden schon lag der Umschlag auf dem Tisch in Grace McKinnons Hotelzimmer in Santo Domingo. Sie nahm ihn erneut in die Hand und las die Adresse des Absenders.
Beckett’s Run, Massachusetts.
Es war für Grandma sicherlich nicht ganz einfach gewesen, sie hier aufzuspüren, doch so etwas hatte sie noch nie abgeschreckt. Wenn sie sich etwas vornahm, kannte sie kein Aufgeben. Eine Eigenschaft, die Grace von ihr geerbt hatte – von ihrer Mutter als Fluch bezeichnet, nach Grandmas Meinung aber ein Segen. Doch gerade war für Grace etwas anderes wichtiger als der Brief ihrer Großmutter, und so legte sie den Umschlag wieder hin.
„Der Artikel über die Dominikanische Republik müsste vorhin bei Ihnen eingegangen sein“, sagte sie am Handy. „Über welches Land soll ich als Nächstes schreiben?“
Die Verbindung wurde immer schlechter, und sie trat ganz nahe ans Fenster. Zehn Stockwerke tiefer sah sie die verstopften Straßen Santo Domingos in der strahlenden Morgensonne. Ungeduldiges Hupen drang zu ihr hinauf.
Auf der Suche nach dem besten Empfang wandte sie sich wieder vom Fenster ab und stieß dabei gegen den Tisch. Der Brief drohte herunterzufallen. Grace griff danach und ließ ihn durch die Finger gleiten, während sie ihrem Chefredakteur zuhörte.
„Sie fahren erst einmal nirgendwohin. Ich habe Ihren Text überflogen, und er ist in Ordnung. Was man eben so erwartet: die Hotspots für Touristen, Essen, Trinken. Alles okay. Aber der Text über Neuseeland taugt gar nichts. Ständig schweifen Sie ab. Und was soll das mit den Zelten für Obdachlose? Welcher Tourist will das lesen? So etwas können Sie für Im Blickpunkt schreiben, aber ich bezahle Sie nicht für solchen Quatsch.“
„Ich weiß.“
„Ach ja? Und warum schicken Sie mir dann nach wie vor solche Weltverbesserungsartikel?“
„Ich dachte, man könnte einmal aus einer anderen Perspektive berichten. Etwas Neues wagen.“
„Verflucht, nein! Meine Anzeigenkunden wollen nichts Neues. Und die Leser auch nicht. Liefern Sie mir einfach, wofür ich Sie bezahle.“
„Gut, mache ich.“ Auch wenn ihr die Hochglanzartikel über tolle Reiseziele langsam auf die Nerven gingen. Sie wollte mehr. Nur leider fehlte ihren Texten das gewisse Etwas. Sie hatte ein paar Artikel an Im Blickpunkt geschickt, eine Zeitschrift, deren Chefredakteur Steve Eisler im College ihr Lehrer gewesen war. Sie hatten sich gut verstanden, und all die Jahre hatte er sie aufgefordert, für ihn zu schreiben. Anspruchsvolle Texte. Texte, die etwas verändern wollten. Also hatte sie ihm ihre Artikel geschickt und sich mit ihm getroffen. Nur war das Treffen leider anders verlaufen als erhofft. Seine Worte hatten sich ihr eingebrannt.
„Du kannst mehr, Grace. Zeig es den Lesern, öffne dein Herz! Nur dann berührst du dein Publikum, lässt es lachen und weinen. Deine Texte sind gut, aber sie klingen irgendwie so distanziert.“
Also hatte sie weiter Reisetexte geschrieben. All diese leeren Artikel über die besten Hotels und Strände, die sie seit einer Ewigkeit schrieb – und nur ganz insgeheim weiter davon geträumt, über wirklich wichtige Themen zu schreiben.
„Versuchen Sie nicht, mit Ihren Texten die Welt zu verändern“, sagte Paul Rawlins, der Reiseredakteur, am anderen Ende der Leitung. „Schreiben Sie über Menschen, die ihr Leben genießen. Die an ihren Margaritas nippen und sich an den tollen Wellness-Angeboten erfreuen.“
Sie hörte, wie Paul seufzte.
„Sie enttäuschen mich, Grace. Und leider nicht zum ersten Mal. Ich beginne langsam, das Vertrauen in Sie zu verlieren.“
„Ein Ausrutscher, Paul, mehr nicht.“
„Leider nicht zum ersten Mal. Selbst die Fidschi-Inseln wirkten bei Ihnen irgendwie langweilig. Was ist mit Ihnen
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