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Julia Extra Band 373

Julia Extra Band 373

Titel: Julia Extra Band 373 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Graham , Sarah Morgan , Carol Marinelli , Carole Mortimer
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interessiert nach den Mädchen, Rakhal dagegen blieb trotz seiner erlesenen Höflichkeit stets auf der Hut. Amy hatte die Abneigung zwischen den beiden Männern gespürt, sie war nahezu greifbar, wenn die beiden sich in einem Raum aufhielten.
    Und doch waren es nicht die Könige, die sie heute Nacht aufrieben, weder der des anderen Landes noch der, der ihr Arbeitgeber war.
    Sondern ihre eigene Seele.
    Sie musste gehen. Sie hatte sich zu tief hineinziehen lassen. Ihre Mutter hatte bereits gespürt, wie sehr der Job ihrer Tochter zusetzte, und drängte sie, nach Hause zu kommen. Doch während Amy über den Wüstensand blickte, fühlte sie sich zerrissen. Sie konnte die Zwillinge nicht einfach zurücklassen.
    Ummi.
    Es tat weh, dieses Wort von Clemira und Nakia zu hören und zu wissen, dass sie selbst nie Mutter werden würde.
    Amy atmete tief durch, entschlossen, nicht wieder mit dem Weinen anzufangen. Schon vor Langem hatte sie mit ihrem Schicksal Frieden geschlossen, doch an manchen Tagen überkam es sie einfach. Dann klagte sie um das Glück, das zum Greifen nahe gewesen und verloren gegangen war.
    Aber stimmte das so?
    Sie schloss die Augen und versuchte, sich an die Wochen und Monate vor dem schrecklichen Unfall zu erinnern. Sie sah sich das Brautkleid aussuchen, sah sich Einladungen schreiben, doch das waren nur Momentaufnahmen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, was sie gefühlt hatte.
    Amy hatte schon immer mit Kindern gearbeitet, und damals hatte sie kurz davorgestanden, zu heiraten und eine eigene Familie zu gründen. Bis der Unfall ihre Träume und Hoffnungen, ihre Beziehung und ihre Fähigkeit, Kinder zu bekommen, auf einen Schlag ausgelöscht hatte.
    Vielleicht war es besser, wenn sie sich nicht an die glücklichen Zeiten erinnern konnte.
    Es war eine Erleichterung gewesen, London zu verlassen, dem Mitgefühl und der ständigen Aufmerksamkeit zu entkommen. Ihre Mutter hatte zu bedenken gegeben, dass es zu früh sei, dass Amy vor den Problemen weglief, aber das stimmte nicht.
    Die Vorstellung, mit zwei Babys zu arbeiten und eine echte Rolle im Leben der Kinder zu spielen, war zu verlockend gewesen. Königin Hannah hatte gewusst, welches Schicksal ihre Mädchen erwartete, hatte Amy auch den Grund für die Enttäuschung beschrieben, die das Land bei der Geburt von Mädchen erfassen würde, vor allem, weil eine weitere Schwangerschaft für die Königin zu gefährlich war.
    Hannah hatte sich für ihre Töchter gewünscht, in London erzogen und ausgebildet zu werden. Sie sollten das Leben normaler Mädchen führen. Die ersten vier Jahre sollten die Zwillinge in Alzan aufgezogen werden, um dann in London den Schulweg zu beginnen. Geplant war gewesen, dass Amy eine ständige Rolle im Leben der Mädchen spielen würde, natürlich nicht als Mutter, eher als eine Art Tante.
    Wie sollte sie die Kleinen jetzt allein lassen können? Und doch … wie sollte sie bleiben können und mit ansehen, wie die Mädchen behandelt wurden?
    Auf nackten Füßen ging Amy geräuschlos den Korridor entlang, um ein letztes Mal nach den Zwillingen zu sehen, vor allem jetzt, da sie zahnten. Die Verbindung von ihrer Suite zu den großzügigen Kindergemächern war ein Weg, den sie häufig ging, doch als sie das Kinderzimmer betreten wollte, verharrte sie abrupt. Der Anblick, der sich ihr bot, war alles andere als vertraut.
    Emir stand dort, groß und still, und hielt die schlafende Clemira auf dem Arm. Das kleine Köpfchen des Mädchens ruhte vertrauensvoll an seiner Schulter, so als gehöre es dorthin. Anspannung und Trauer strahlte von ihm aus, Emotionen, die in den ersten Tagen nach Hannahs Tod ebenfalls so deutlich gewesen waren, die er aber niemandem und ganz bestimmt nicht Amy hatte zeigen wollen. Damals war er für Tage in die Wüste verschwunden, hatte sich zurückgezogen, um zu trauern und nachzudenken. Zurückgekommen war ein Mann, der nichts mit dem gemein hatte, der er vorher gewesen war – ein strenger, distanzierter Mann, der nur selten seine Töchter im Kinderzimmer besuchte.
    Doch in den schwarzen seidigen Pluderhosen und mit dem bloßen Oberkörper wirkte er jetzt keineswegs unnahbar. Amy hatte ihn schon vorher so gesehen, doch damals hatte es sie nicht wirklich berührt.
    Damals, direkt nach der Geburt der Zwillinge, hatten sie sich zusammen um die Babys gekümmert. Amy hatte dem einen Zwilling die Windeln gewechselt und an Emir weitergereicht, der das Baby dann seiner Frau gebracht hatte, damit sie es stillen konnte.

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