Julia Extra Band 373
sie um seiner Töchter willen blieb. Sie zog sich von ihm zurück, als ihr Verstand sie laut warnte. Für sie war es ein gefährliches Spiel, denn mit diesem Kuss gab sie ihr Herz.
„Nein.“ Sie wünschte, sie könnte den Moment rückgängig machen, wünschte, es wäre nicht passiert. Sie konnte nicht seine Geliebte werden, schon gar nicht, wenn er demnächst eine Braut für sich wählen würde. „Wir können nicht …“
„Doch, wir können.“ Sein Mund fand wieder ihre Lippen, und dieser zweite Kuss brachte ihre Niederlage.
Die Hände an ihrer Taille, zog er sie an sich, und nie hatte Amy sich femininer und begehrenswerter gefühlt. Es war seine Leidenschaft, nach der sie sich gesehnt hatte, doch sie konnte nicht sein Spielzeug werden. Weiter als bis hierher durfte es nicht gehen.
„Emir, nein.“
„Doch.“ Er sah jetzt völlig klar, wunderte sich nur, warum es so lange gedauert hatte. Als er sie wieder küsste, kehrte die Erinnerung an das Vergnügen, das er sich schon so lange versagte, zurück, und doch war es anders, denn es war Amy, die er küsste. Es war so viel intensiver. Es gefiel ihm, wie sie den Atem anhielt, wenn er sie küsste, mochte es, wie sie um Selbstbeherrschung kämpfte. Doch auch wenn ihre Lippen nicht reagierten, ihr Körper tat es unter seinen Liebkosungen, und schließlich ergab sich auch ihr Mund. Für Emir war es eine neue Erfahrung, denn noch nie hatte eine Frau ihn mit solcher Leidenschaft geküsst. Ihr aufgestauter Ärger entlud sich in ungestümer Passion, und es erregte ihn auf eine wilde, ursprüngliche Art. Das Bild von der sanften Verführung, das er es sich vorgestellt hatte, änderte sich schlagartig.
Er hob den Kopf und sah in ihr erhitztes Gesicht. „Woher so viel aufbrausendes Temperament, Amy?“
„Du solltest es nie erfahren.“
„Was soll ich nicht erfahren?“ Doch dann erkannte er jäh die Lust und die Sehnsucht in ihren Augen, die sie stets versteckt und unterdrückt gehalten hatte, und es bestätigte ihm noch einmal, dass er die richtige Entscheidung traf. „Warum sollte ich es nicht wissen?“
„Weil es zu nichts führen kann.“
„Doch, es kann“, murmelte er an ihrem Ohr, und sein warmer Atem ließ sie erschauern.
Sie hasste sich für ihre Schwäche, aber jetzt, da sie seinen Geschmack gekostet hatte, wollte sie mehr. „Bitte …“, die Worte flossen ihr flehend über die Lippen, „… bring mich ins Zelt zurück.“
Doch er wollte sie sofort, hier und jetzt. Schon löste er die Schlaufen ihrer Robe, schob ihr den Stoff von den Schultern. Seine Küsse wurden gieriger, die Spirale des Verlangens schraubte sich höher und höher. Amy zerrte an seinem Umhang, fühlte die lederne Hülle, in der sein Schwert steckte, und die Kraft des Mannes, der mit ihr schlafen wollte. Sie küsste einen König, und es erschreckte sie, doch gleichzeitig war es so wunderbar und köstlich.
„Mit der Zeit wird das Volk es akzeptieren …“ Mit dem Mund glitt er zu ihren entblößten Brüsten, und sie sehnte sich so sehr nach seinen Liebkosungen dort, doch ihr Verstand versuchte, den Sinn seiner Worte zu verstehen.
„Das Volk …?“
„Wenn ich dich zur Braut nehme.“
„Braut!“ Genauso gut hätte er sie in das kalte Wasser des Teichs stoßen können! Sie kämpfte gegen Verwirrung und Schock. Die Geschichte wiederholte sich … „Emir – nein!“
„Aber ja.“ Er glaubte, sie sei nur überwältigt von der Aussicht, bemerkte nicht, dass sie einen stillen Tod in seinen Armen starb. Er küsste sie, um sie zu beruhigen, doch was sie dann sagte, ließ ihn zu Stein erstarren.
„Ich kann keine Kinder bekommen.“
Sie verfolgte mit, wie seine Pupillen sich zusammenzogen, sah, wie er sich bemühte, seine Züge wieder zu kontrollieren. Immerhin stieß er sie nicht von sich, aber seine Arme verharrten reglos an ihren Seiten. Dann lehnte er die Stirn an ihre, als ihm die enorme Bedeutung ihrer Worte klar wurde.
„Ich hatte einen Reitunfall, der mir die Fähigkeit geraubt hat, Kinder zu empfangen.“ Irgendwoher fand sie die Kraft, noch zu sprechen, bevor sie zusammenbrechen würde.
„Das tut mir leid.“
„Ja, meinem Verlobten tat es auch leid.“
Schluchzend kehrte sie ihm den Rücken, zog ihre Robe zurecht und bedeckte ihre Blöße. Noch während sie zu den Pferden rannte, verschloss sie die Schlaufen. Dieses Mal zögerte sie nicht, sich in den Sattel ihrer Stute zu schwingen, die Trauer war stärker als die Angst.
Sie galoppierte los, hörte
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