Julia Extra Band 373
zurück.
„Du solltest nach Hause kommen.“
Statt sich in Tränen aufzulösen, hatte Amy zu Hause angerufen, um wieder zur Normalität zurückzufinden. Ihre Mutter wusste nicht viel über die Situation hier, aber wenn sie es gewusst hätte, hätte ihr Rat wohl gleich gelautet.
„Du wirst die Dinge dort nicht ändern können. Das hatte ich dir schon gesagt, als du damals den Job angenommen hast.“
„Aber Königin Hannah …“
„… ist tot. Und selbst sie wusste, dass ihr Land für ihre Töchter wenig übrig haben würde. Weshalb sie ja auch wollte, dass sie in England erzogen werden.“
„Mum, ich kann die Mädchen nicht allein lassen.“
„Hast du denn eine Wahl? Kannst du noch drei weitere Jahre aushalten?“
Nein, das konnte sie nicht. Amy wusste es in dem Moment, als das Gespräch beendet war und sie die Verbindung unterbrachen. Die letzten zehn Tage waren die reine Hölle gewesen. Die Stimmung im Palast war gedrückt, weil Königin Hannahs Todestag näher rückte. Aber noch schlimmer für Amy war die Aussicht, dass schon bald wieder eine Hochzeit im Palast stattfinden würde.
Sie konnte nicht bleiben.
Inzwischen war Amy froh, dass Fatima mit dem König und den Kindern reisen sollte. Die Zeit allein würde sie nutzen, um gründlich nachzudenken und eine Entscheidung zu treffen.
Die eigentlich schon feststand. Ihre Mutter hatte recht, ihr blieb keine andere Wahl, als nach Hause zu fahren.
Das sagte sie sich immer wieder vor, während sie eine weitere schlaflose Nacht verbrachte. Doch schon am Morgen wankte ihre Entscheidung, als sie die Tür des Kinderzimmers öffnete und von zwei fröhlich strahlenden Mädchen begrüßt wurde, die ihr Kusshändchen zuwarfen. Als sie sie badete, pusteten die Kleinen Schaum in die Luft, spuckten beim Frühstück ihren Brei aus, beschwerten sich über die neuen Kleider, zogen sich die Bänder schneller aus dem Haar, als Fatima die Schleifen binden konnte …
Sie konnte sie nicht allein lassen.
Und doch musste sie es.
Sie half Fatima dabei, die Mädchen an Bord des Hubschraubers zu bringen und auf den König zu warten.
„Seid brav!“ Sie lächelte den Zwillingen nur zu, obwohl sie die kleinen Mädchen doch umarmen und halten wollte. Vielleicht war es das letzte Mal, dass sie sie sehen würde. Vielleicht wäre es einfacher, während ihrer Abwesenheit aus dem Palast abzureisen …
In Paradeuniform kam Emir auf den Helikopter zu, ohne seinen Töchtern oder Amy einen Blick zu gönnen. Die Absätze seiner kniehohen Lederstiefel hallten mit jedem energischen Schritt über den marmornen Hof, und Amy hasste es, dass dieser Mann sie noch immer anrührte.
Er blieb nur kurz stehen, als Patel ihn rief. „La“ , erwiderte er kopfschüttelnd, doch Patel kam auf ihn zugeeilt. Eine kurze hitzige Debatte folgte, dann gingen die beiden Männer zu Emirs Arbeitszimmer zurück.
„Ich sage jetzt Auf Wiedersehen“, redete Amy mit den beiden Babys, denn die Mädchen wurden immer unruhiger, so wie sie selbst auch. Aber sie musste immer daran denken, dass es nicht ihre Babys waren, dass Fatima sich gut um die Zwillinge kümmern würde. Es kostete sie übermenschliche Anstrengung, sich nicht umzudrehen und zu den weinenden Kindern zu rennen, doch sie blieb abrupt stehen, als sie Patels Stimme vernahm.
„Der König wünscht Sie zu sprechen.“
Langsam drehte sie sich um. „Mich?“
„Sofort“, bekräftigte Patel. „Lassen Sie ihn nicht warten.“
Es war der schwerste Weg ihres Lebens, als sie zu Emirs Arbeitszimmer ging. Sie musste sich zwingen, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, denn noch nie war sie zu ihm beordert worden. Sie konnte nur vermuten, dass er zu dem gleichen Schluss wie sie gekommen war – dass es besser war, in der Abwesenheit der Mädchen zu gehen.
Amy kam halb um vor Verlegenheit, als sie schließlich vor ihm stand. Seit jener Nacht waren sie nicht mehr allein gewesen, doch Emir schien keine Probleme damit zu haben. Er wirkte genauso beeindruckend und gelangweilt wie beim letzten Mal, als sie hier in diesem Zimmer gestanden hatte.
„Du wirst die Zwillinge zur Zeremonie nach Alzirz begleiten“, sagte er tonlos.
Sie schluckte. Damit hatte sie nicht gerechnet. „Aber ich dachte, Fatima soll mit ihnen reisen. Fatima ist auch vertrauter mit den Riten …“
„Das steht nicht zur Diskussion“, fiel er ihr ins Wort. „Geh packen, der Helikopter wartet. Ich habe nicht vor, zu spät zu kommen.“
„Aber …“ Sie verstand die plötzliche
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