Julia Extra Band 373
König daran zu erinnern, dass er dem Land einen Sohn schuldete. Fatima bestätigte die Vermutung, als sie das Licht ausschaltete.
„Im Gegensatz zu Alzan ist die Zukunft von Alzirz nun gesichert.“
6. KAPITEL
„Sie werden nicht lange still bleiben, wenn du sie nicht hältst.“
Es war ein langer Morgen für Amy gewesen. Sie hielten eine Art Generalprobe für die morgige Zeremonie zur Namensgebung des neugeborenen Prinzen ab. Fatima würde mit dem König und den Prinzessinnen nach Alzirz reisen. Beim Aufräumen im Kinderzimmer hatte Amy das Quengeln der Kinder und die weinerlichen Bitten, vom Vater gehalten zu werden, durch die offenen Fenster gehört, und schließlich hatte Emir, wenn auch nur unwillig, Amy holen lassen.
„Fatima wird sie halten.“
„Sie werden aber zu dir wollen.“
„Sie können nicht zu mir“, sagte Emir. „Ich werde Uniform tragen und salutieren müssen.“ Er brach mit seiner Erklärung ab, nicht nur, weil ihm jäh klar wurde, dass er sich nicht zu erklären brauchte, sondern auch, weil Nakia, die unbedingt zu ihm auf den Arm gewollt hatte, jetzt Amy bettelnd die Ärmchen entgegenstreckte. Er wusste, es würde keine Probleme geben, wenn Amy mit ihnen reiste.
Nur würde er das niemals zugeben.
Und Amy wollte auch gar nicht mitreisen.
Sie ertrug es nicht, in seiner Nähe zu sein, konnte nicht mit ansehen, wie der Mann, den sie liebte, sich so kalt und distanziert gab. Nicht nur mit ihr, sondern auch mit seinen Töchtern, die sich nach seiner Liebe sehnten.
„Kannst du wenigstens eine von ihnen halten?“ Amy bemühte sich, die Frustration aus ihrer Stimme herauszuhalten, während sie eine weinende Clemira tröstete.
„Habe ich versucht. Clemira wird sofort eifersüchtig.“ Er sah Fatima nach, die mit Nakia wegging, um ihr etwas zu trinken zu geben.
„Wenn, dann musst du Clemira halten. Wenn sie zufrieden ist, ist Nakia es auch.“ Sie konnte nicht fassen, dass er so etwas Grundlegendes über seine Töchter nicht wusste. „Hier, nimm sie einfach auf den Arm.“ Sie reichte ihm das kleine Mädchen. „Gott“, stieß sie frustriert aus, „das ist ja gerade so, als würde ich eine fremde Sprache sprechen.“
„Für mich ist es eine fremde Sprache“, zischte er, und sie beide wussten, dass damit nicht Worte gemeint waren.
Amy ging wieder zurück zum Kinderzimmer. Hier würde sie weiter auf das Kinderweinen hören und nichts tun können, würde zurückkehren zu ihrer Rolle, die mit jeder Minute weiter ausgehöhlt wurde. Sie sah zu dem Puppenhaus und hätte ihm am liebsten einen Tritt versetzt. Doch dann lachte sie nur kurz auf und nahm sich zusammen, bevor sie hier noch zur „Psycho-Nanny“ entwickelte.
„Es funktioniert.“
Sie drehte sich um, als sie Emirs Stimme hörte, und starrte ihn an. Er stand da, mit beiden schlafenden Zwillingen auf dem Arm, ihre Köpfchen an seinen Schultern. Amy wartete darauf, dass Fatima hinter ihm erscheinen würde, doch keine Spur von der Dienerin.
„Fatima holt sich Kopfschmerztabletten.“ Er grinste trocken. „Ich habe mich bereiterklärt, die Mädchen nach oben zu bringen.“
Wie schade, dass das nur so selten vorkam. Wie schade, dass etwas so Normales erklärt werden musste. Und nein, ermahnte Amy sich, sie sehnte sich nicht nach ihm.
Er legte Clemira in ihr Bettchen, und Amy half ihm, nahm ihm Nakia aus dem Arm.
„Inzwischen sind sie zu groß, ich schaffe es auch nicht mehr, beide gleichzeitig hinzulegen. Als sie noch kleiner waren, ging es.“ Sie plapperte drauflos, hatte Angst, ihn anzusehen. Sie wünschte, Fatima würde kommen. „Aber da sie jetzt stehen können, musste ich die Matratzen tiefer legen. Das Puppenhaus gefällt ihnen übrigens gut.“
„Amy …“
Sie hielt das Kinn gesenkt, weil sie wusste, was passieren würde, wenn sie den Kopf hob. Sie wusste es, weil es schon öfter fast geschehen war, gestern und vorgestern auch … Momente, die nicht zu verneinen waren. Momente, in denen es übermenschliche Anstrengung kostete, zu widerstehen. Momente, in denen es sie umbrachte, ihn nicht zu berühren, wenn es so viel einfacher gewesen wäre, nachzugeben. Doch wenn sie Emir jetzt küsste, dann würde sie es darauf reduzieren – auf gestohlene Küsse, sobald Fatima nicht dabei war, und vielleicht ein schnelles Schäferstündchen, wenn sich die Möglichkeit bot. Dafür war sie sich zu schade.
Trotzdem wollten die Tränen kommen.
Und so verließ sie das Kinderzimmer, ließ Emir allein mit seinen Töchtern
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