Julia Extra Band 373
geschrien.“
„Und wie.“ Emir hatte das Gleiche gedacht und erkannt, dass er vielleicht nicht so streng sein sollte. Doch er wollte seine Töchter von der besten Seite zeigen, auch wenn oder gerade weil sein Land so wenig von ihnen erwartete. „Ich wollte dir noch sagen, dass die königliche Kinderfrau von Alzirz sich heute Abend um die Zwillinge kümmert. Sie werden kurz an der Feier teilnehmen. Kuma kleidet sie dafür um.“
„Warum?“
„Darum.“ Verärgert stieß er die Luft durch die Zähne, als er ihren fragenden Blick spürte. Nur würde er niemals zugeben, dass er selbst den Grund dafür nicht so genau kannte. „Königin Natasha will sie dabei haben. So ist das eben. Wenn Prinz Tariq nach Alzan kommt, wirst du dich um ihn kümmern.“
„Ich dachte, ihr seid Rivalen?“
„Das sind wir auch. Aber Königin Natasha begreift noch nicht, wie tief die Feindseligkeit sitzt. Selbst wenn wir zusammen die Festivitäten im anderen Land mitmachen und bei den Feier reden und zusammen lachen, so gibt es doch keine Zuneigung.“
„Wirklich nicht die geringste?“
„Nein.“ Seine Miene verdüsterte sich. „Die Alzirz-Nanny passt heute auf die Zwillinge auf, morgen früh werden sie zu dir zurückgebracht, dann wirst du mit ihnen an dem feierlichen Frühstück teilnehmen.“
„Aber die Mädchen werden sich in der neuen Umgebung nicht wohlfühlen …“
Irritiert sah er sie an. Er musste verrückt gewesen sein, sich einzubilden, sie könnte eine gute Scheicha sein. Nicht einen Satz konnte er aussprechen, ohne dass nicht sofort Widerspruch von ihrer Seite kam. Sie hielt sich nicht zurück, sondern posaunte alles heraus, was ihr in den Kopf schoss. „Du beschwerst dich, nie Freizeit zu haben. Jetzt bekommst du einen freien Abend und beschwerst dich noch immer.“
„Oh, aber ich beschwere mich doch gar nicht.“ Sie lächelte ihn strahlend an. „Im Gegenteil. Ich bin nur überrascht.“
„Man wird dir das Abendessen aufs Zimmer bringen.“
„Sogar mit Zimmerservice?“ Das Lächeln saß fest an seinem Platz, Amy erinnerte sich an ihre Stellung. „Und ich habe auch einen eigenen Pool. Dann viel Spaß bei der Feier.“
Den hatte er natürlich nicht.
Er bemerkte die Änderungen, die Natasha im Palast vorgenommen hatte, hörte Lachen und entspanntes Geplauder, und die lockere Atmosphäre rieb ihn nur noch mehr auf. Gemeinsam mit Kuma passte er auf seine Töchter auf, während Natasha ihren Sohn im Arm hielt. Die Zwillinge reagierten so gut auf die liebevolle und fröhliche Kuma, dass sich ihm der Gedanke aufdrängte, ob Fatima vielleicht doch keine so gute Wahl als Kinderfrau war. Vielleicht sollte er eine sanftere Nanny suchen, denn er wusste, dass Amy abreisen würde.
Er hatte es in ihren Augen gesehen.
Für einen Moment drückte er Clemira an sich, bevor er sie an Kuma reichte. Sein Herz zog sich zusammen. Seine Mädchen sollten nicht ohne Mutter sein … und ein König sollte an andere Dinge denken als daran, eine neue Nanny zu besorgen. Aber nicht nur um eine Nanny musste er sich Gedanken machen, sondern auch um die Ausbildung seiner Töchter, um ihre Sprache, um ihre Tränen, um ihre Zukunft. Und all das, ohne dass er jemanden hatte, mit dem er seine Gedanken teilen könnte. Er wusste einfach nicht, wie man ein alleinerziehender Vater war.
Grübelnd sah er zu Rakhal, nachdem die Zwillinge nach oben ins Kinderzimmer gebracht worden waren. Der König von Alzirz stand mit seiner Königin zusammen. Nie hatte Emir sich einsamer gefühlt als heute Abend. Heute Abend trauerte er. Er hatte Hannah verloren, und nun würde er auch Amy verlieren.
Emir war völlig in seine Gedanken vertieft und merkte nicht, dass Natasha zu ihm herüber gekommen war.
„Es muss schwer sein für Sie. Bald ist Hannahs Todestag, nicht wahr?“
Schockiert sah er auf, dann schloss er die Lider für einen Moment, als die Trauer ihn überwältigte. Er nickte. „Sie fehlt.“
Natasha musterte den König, der so höflich war, sich aber abseits hielt. „Wo ist Amy?“
„Sie genießt ihren freien Abend.“ Er klang harsch, denn er wollte nicht an sie denken, wenn er wünschte, sie wäre an seiner Seite.
„Als ich sagte, dass unsere Nanny auf die Mädchen aufpassen wird, hatte ich gehofft, dass sie sich zu uns gesellt.“
„Sie ist die Kinderfrau“, erwiderte Emir knapp. „Sie ist nur hier, um sich um die Kinder zu kümmern.“
Natasha seufzte. „Schon, aber sie ist Engländerin. Sie können sich ja nicht
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