Julia Extra Band 373
war herrlich – die Wassertemperatur war genau richtig, üppige Palmen am Beckenrand sorgten für Privatsphäre, und wenn sie sich auf den Rücken drehte, konnte Amy den Sternenhimmel sehen. Doch gerade, als sie sich zu entspannen begann, läutete es.
Vielleicht eine Dienerin, die das Tablett mit dem Geschirr abholen wollte? Amy kletterte aus dem Pool, schlüpfte in eine dünne Seidenrobe und bat den Besucher herein. Aber vielleicht verstand die Dienerin ja kein Englisch, denn niemand erschien. Also ging sie selbst zur Tür, um zu öffnen – und stutzte perplex, als Emir auf der Schwelle stand.
„Ich wollte nicht stören.“ Das kam einer Entschuldigung so nahe wie möglich. Schließlich war er König. Es war schon erstaunlich genug, dass er persönlich zu einer Angestellten kam. „Deine Anwesenheit wird verlangt.“
Sie runzelte die Stirn. „Gibt es ein Problem mit den Zwillingen?“
„Nein.“ Er fühlte sich unwohl, als er bemerkte, wie sich ihr nasser Bikini unter der Seide abzuzeichnen begann. „Königin Natasha lässt fragen, ob du an der Feier teilnimmst.“
„Nein, danke.“ Amy zwang sich zu einem Lächeln. Sie wollte die Tür zuschieben, aber Emir stellte den Fuß dazwischen.
„Du verstehst nicht. Die Königin wünscht, dass du herunterkommst. Es wäre unhöflich …“
„Unhöflich ist es, mir einen Abend freizugeben und es dann wieder rückgängig zu machen!“ Wieder wollte sie die Tür schließen, wollte dieses Gespräch nicht weiterführen. Sie hatte keine Lust, zu Natashas kleinem Projekt für den Abend zu werden. Und sie wollte auch so wenig Zeit wie möglich mit Emir verbringen. Es war schon so schwer genug.
„Wenn die Zwillinge aufwachen, würde von dir auch erwartet werden, dass du sie nach unten bringst.“
„Heute Abend muss ich mich nicht um sie kümmern.“
„Darum geht es aber nicht.“ Seine Stimme wurde streng. Er war alles andere als beeindruckt von ihrem Verhalten, vor allem, als eine Dienerin durch den Gang lief und sich ehrerbietig vor ihm verbeugte. „Es ist nicht recht, dass ich hier im Korridor stehe und mich streiten muss mit …“
„… mit einer Angestellten?“, beendete sie den Satz für ihn. Aber sie sah ein, dass ihr Verhalten nicht angebracht war, und so zog sie die Tür wieder auf. „Ich habe nichts zum Anziehen dabei. Ich bin weder geduscht noch …“
„Das wird alles arrangiert“, schmetterte er ihre Einwände ab, so wie sie seine Einwände abgeschmettert hatte. „Königin Natasha schickt Dienerinnen mit Kleidern zu dir herauf.“ Er wandte sich zum Gehen. „Ich erwarte dich in einer halben Stunde.“
„Emir …“
Er hörte das Bitten in ihrer Stimme und erinnerte sich an den Augenblick, in dem er es schon einmal gehört hatte – als sie unter ihm gelegen hatte. Er wagte es nicht, sich ganz umzudrehen.
„Zwing mich nicht dazu, Emir. Geh und genieße die Feierlichkeiten, aber … lass dir bitte eine passende Entschuldigung für mich einfallen. Ich weiß doch nicht, wie …“
„Genießen?“ Jetzt drehte er sich um und wünschte, sie wäre angezogen, denn die Seidenrobe war inzwischen ganz nass und durchsichtig. Er sollte nicht in diesem Raum sein. „Du wirst dich anziehen.“
Als sie sich nicht rührte, verlor er die Beherrschung. Aber wütende Worte waren auch wesentlich ungefährlicher. Denn sonst würde er sie zum Bett ziehen und … „Du glaubst wirklich, ich würde dieses Fest genießen? Du glaubst, ich wäre gern dort unten? Mache gern Smalltalk, genieße es, mir den Anschein zu geben, als würde ich es nicht verabscheuen? Wäre es nicht für sie …“
Seine dunklen Augen glühten vor Zorn, doch Amy hatte keine Angst vor ihm. Seine Wut galt nicht ihr, und es schien, dass der Zorn diesen verschlossenen, zurückhaltenden Mann überwältigt hatte.
„Bitte, Amy …“ Noch nie hatte er sie um etwas gebeten, aber diese Bitte kam aus der Tiefe seines Herzens. „Ich bitte dich, diesen Abend leichter für mich zu machen. Ich gehe dort unten durch die Hölle.“
Ja, es stimmte, und niemand merkte etwas davon. Er durfte seine Last nicht teilen, denn er war König. Als er sich an seinen Status erinnerte, schämte er sich für seine Worte, schämte sich, dass er die Kontrolle verloren hatte. Dann sah Emir die Tränen in ihren Augen schimmern. Sie hatte seinen Schmerz erkannt.
Keiner von ihnen beiden machte den ersten Schritt, ihre Lippen fanden wie von allein zueinander, und Emir empfand selige Vergessenheit in diesem Kuss.
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