Julia Extra Band 373
ihren Tribut, wenn er diese tropfnasse Frau neben sich – die ihm vermutlich auch noch die Ledersitze ruinierte – jetzt schon als schön ansah!
Abrupt setzte er sich gerader hin und zog eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche. „Hier.“ Er hielt ihr die Karte hin. „Ich erwarte einen Anruf von Ihnen, sollte der Sturz irgendwelche Nachwirkungen haben.“
Statt die Karte anzunehmen, schaute die Frau ihn nur argwöhnisch an, senkte den Blick dann auf die Karte und runzelte die Stirn, als sie die in Gold gestanzten Worte las. Nicholas Steele, Steele Industries , stand da, darunter Festnetz- und Mobilnummer.
Das war also Nicholas Steele …
2. KAPITEL
Natürlich kannte Beth den Namen. Wer kannte den Namen nicht? Dem Mann gehörte wahrscheinlich halb London! Miss Sheffield, die Direktorin, hatte es sogar für nötig erachtet, den Namen bei Beths Einstellungsinterview zu erwähnen. „Mr Steele, dessen Tochter unsere Schule besucht, steht dem Aufsichtsrat der Schule vor und gehört zu unseren einflussreichsten Eltern.“ Beth hatte durchaus verstanden, dass mit „einflussreich“ eigentlich „reich“ gemeint war.
Das also war Rebekka Steeles Vater? Unfassbar!
Bekka war ein so fröhliches und warmherziges Mädchen, während dieser Mann hier … Nun, er mochte ja sündhaft gut aussehen, aber erstens war er arrogant, und zweitens lag da definitiv ein skrupelloser Zug um seinen Mund.
„Es wird sicherlich nichts nachkommen.“ Entschieden legte Beth die Karte auf dem Armaturenbrett ab und griff nach dem Türöffner.
Eine Hand auf ihrem Arm, hielt Nicholas Steele sie tatsächlich davon ab, auszusteigen! Irritiert drehte sie ihm das Gesicht zu. „Ja?“
Mit einer tiefen Falte auf der Stirn ließ er ihren Arm wieder los. „Sind Sie wirklich sicher, dass alles mit Ihnen in Ordnung ist?“, fragte er ein wenig zu schroff.
Sie nickte knapp und sah zu, dass sie aus dem Wagen herauskam.
„Der Unterricht hat bereits vor einiger Zeit begonnen, Mrs Morgan“, hallte Miss Sheffields tadelnde Stimme durch die Korridore, sobald Beth das Schulgebäude betrat.
Verlegen drehte Beth sich zu der Direktorin um. „Was für ein schrecklicher Morgen, nicht wahr?“
„In der Tat.“ Miss Sheffield spitzte die Lippen. „Die anderen Kollegen ziehen eine solche Tatsache in Betracht und verlassen ihr Haus früher als üblich, um sicherzustellen, dass sie pünktlich erscheinen.“
Schon möglich. Aber keiner von den Kollegen war wohl bisher von einem der „einflussreichsten Eltern“ angefahren worden!
„Mrs Morgan?“, fragte Nick, als sich endlich jemand am anderen Ende der Leitung meldete.
Die zwei Tage, seit Bekka darum gebeten hatte, ihre Biologielehrerin zu Weihnachten einladen zu dürfen – Berichtigung: zu ihrem Geburtstag – waren extrem unangenehm gewesen. Seine Tochter hatte das Thema immer wieder aufgebracht, jedes Mittel war ihr recht: erst bitten und betteln, um dann in die nächste Phase überzugehen – Jammern und Quengeln. Als dann schließlich auch die Tränen gekommen waren, hatte Nick entschieden, dass er wenigstens anrufen könnte. Mit etwas Glück würde Mrs Morgan selbst einen Grund haben, um nicht kommen zu können.
So oder so – sein Weihnachten war ruiniert. Entweder musste er sich mit einer fremden ältlichen Dame herumschlagen oder mit einer schmollenden Tochter.
„Am Apparat“, kam es knapp zurück.
Eine Stimme, die Nick bekannt vorkam. Er runzelte die Stirn. Hatte er Bekkas Biologielehrerin schon einmal getroffen? Wahrscheinlich auf einem der unzähligen Schulveranstaltungen, bei denen seine Anwesenheit erwartet wurde, seit er vor zwei Jahren den Vorstandsvorsitz übernommen hatte.
„Nick Steele hier, Bekka Steeles Vater …“, sagte er kurz angebunden und wurde sofort unterbrochen.
„Ich weiß, wer Sie sind, Mr Steele. Obwohl es mich interessieren würde, woher Sie meine Handynummer haben.“
Die Frau ist ja paranoid, dachte Nick irritiert. Und ihre Stimme war so tief und heiser, dass er sich fragte, ob er nicht doch recht hatte mit dem Schnauzbart. „Die Schuldirektorin war so nett, mir die Nummer zu überlassen …“
„Mrs Sheffield?“ Die Stimme klang jetzt eher empört als misstrauisch.
„Nachdem ich ihr den Grund für meinen Anruf erklärt hatte.“ Seine Geduld ließ rasant nach. Er hatte keine Zeit für diesen Unsinn. Ihm standen heute mehrere Sitzungen bevor, damit er dann heute Nachmittag zu Bekkas Weihnachtsspiel gehen konnte – Gott sei Dank die
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