Julia Extra Band 373
schon. Sie war so begeistert, als sie Tariq gesehen hat. Vermutlich wird es wohl eine Weile dauern, bis sie sich an den Gedanken gewöhnt hat.“ Sie gähnte ausgiebig.
Emir zog sie an sich. „Du brauchst Ruhe.“
„Bleib …“
„Natürlich bleibe ich“, erwiderte er sofort. „Aber du solltest jetzt schlafen – solange du noch kannst. Die nächste Zeit wird hektisch. Deine Familie kommt, dann folgen die Feierlichkeiten für die Namensgebung … Natasha hat übrigens schon angerufen. Sie möchte herüberkommen und sich das Baby ansehen.“
Schon halb eingeschlafen, lächelte Amy. Die Welt war in Ordnung, wenn er sie sicher in seinen Armen hielt. Sie freute sich auf Natashas Besuch. Die beiden Frauen waren inzwischen enge Freundinnen geworden und trafen sich oft. Und die Kinder freuten sich immer, wenn sie zusammen spielen konnten.
„Ja, gerne. Clemira wird begeistert sein, Tariq wiederzusehen.“ Im Halbschlaf schoss ihr plötzlich ein Gedanke in den Kopf. „Emir?“
„Schlaf“, murmelte er mit geschlossenen Augen.
Doch das konnte sie jetzt nicht. „Wenn Clemira in … nun, sagen wir, zwanzig, fünfundzwanzig Jahren noch immer so begeistert von Tariq ist …“
Er hob die Lider und sah sie an. Erst runzelte er die Stirn, dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Das würde die Dinge wohl richtig kompliziert machen.“
„Wirklich?“
„Oder richtig einfach.“ Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf jetzt. Das können und werden wir nicht erzwingen. Eine solche Entscheidung werden wir nie für unsere Kinder treffen.“
„Aber wenn es so sein sollte …“, drängte Amy weiter, „… würden die beiden Länder dann wieder eines werden?“
„Möglich“, antwortete Emir.
Amy schloss die Augen und kostete die Gegenwart aus, anstatt an die ferne Zukunft zu denken.
Emir war es, der noch einmal die Stille brach, weil er noch immer an die Möglichkeit dachte. Dann stutzte er plötzlich.
„Vielleicht bin ich es ja, der sich geirrt hat.“ Er hielt Amy eng an sich gedrückt, und tiefer Frieden herrschte in seinem einst so zerrissenen Herzen. „Vielleicht haben die Propheten damals ja doch an die Liebe gedacht.“
– ENDE –
Weihnachten mit dem Milliardär
1. KAPITEL
Nachdenklich saß Nick in seiner angenehm warmen Luxuslimousine und starrte durch die Windschutzscheibe in den winterlichen Schneeregen hinaus. Eben hatte er seine Tochter Bekka vor dem Schulgebäude abgesetzt und war alles andere als in Eile. Er ließ den dichten morgendlichen Verkehr einfach an sich vorbeirauschen. Zu sehr war er noch mit dem Gespräch zwischen Vater und Tochter beschäftigt, nach dem Bekka schmollend aus dem Auto gestiegen war.
„Das ist einfach nicht fair, Daddy! Nur weil ich am Weihnachtstag Geburtstag habe … Warum kann ich nicht wie die anderen Mädchen eine Party feiern?“
„Weil …“
„Weil zu Weihnachten jeder mit seiner Familie zusammen sein will“, hatte sie Antwort und Tonfall nachgeäfft, die sie schon die ganze Woche über von ihm gehört hatte.
„Dafür lade ich dich und deine Freundinnen am Samstag zum Bowling und danach zum Essen ein …“
„Ich möchte aber jemanden zu meinem Geburtstag einladen!“ Bekka war stur geblieben. „Nur ein Gast, Daddy. Nur einer. Und ich weiß, dass Mrs Morgan nicht mit ihrer Familie beschäftigt ist, weil sie nämlich keine Familie hat“, hatte sie aufgetrumpft.
Warum konnte seine achtjährige Tochter nicht so mit sich selbst beschäftigt sein wie die meisten ihrer Freundinnen, fragte Nick sich jetzt. Warum musste ausgerechnet seine Tochter all die Streuner und ausgesetzten Haustiere mit nach Hause bringen? Jetzt konnte man auch noch verwitwete Lehrkräfte mit auf die Liste setzen.
Er und Bekka kamen doch gut miteinander zurecht, oder?
Nach der Scheidung von Janet hatte Bekka bei ihrer Mutter gelebt, doch Janet war vor zehn Monaten gestorben, und seither versuchte Nick, die Doppelrolle als Vater und Mutter zu erfüllen. Er bemühte sich, für Bekka da zu sein und sich Zeit zu nehmen, sosehr die Firmeninteressen ihn auch einspannten. Und er achtete darauf, so oft wie nur möglich an den Wochenenden etwas mit seiner Tochter zu unternehmen, auch wenn ihm das nicht immer gelang.
Da musste er doch sicherlich nicht auch noch die geruhsamen Feiertage aufgeben, um eine höchstwahrscheinlich ältere, schnauzbärtige Dame zu unterhalten, die niemand aus der Familie einladen wollte, oder?
Nein, ganz sicher nicht.
Seine
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