Julia Extra Band 373
belohnt, dass Beth rot anlief.
Während er die Rechnung beim Kellner beglich, gestand er sich ein, dass er Beth anziehend fand. Sie konnte nicht viel älter als Mitte zwanzig sein, war aber schon verheiratet gewesen und jetzt verwitwet. Was hieß, dass sie nicht unerfahren war. Trotzdem wurde sie rot wie ein Teenager …
Wie wohl ihr Mann gewesen sein mochte? Vermutlich sehr jung. Die erste Liebe vielleicht? Sicherlich hatte sie gedacht, sie würde den Rest ihres Lebens mit dem Mann verbringen, nur um ihn dann viel zu früh zu verlieren.
Die Frage drängte sich auf: Wie viele Lover mochte sie nach ihrem Mann gehabt haben …?
Beth war viel zu nervös, um sich in dem eleganten Londoner Stadthaus auf das Brokatsofa zu setzen, während sie darauf wartete, dass Nick wieder nach unten kam. Er brachte gerade Bekka zu Bett. Ein riesengroßer Weihnachtsbaum dominierte den Salon, Dutzende von eingepackten Geschenken lagen bereits darunter. Im Vergleich dazu wirkte der bescheidene kleine Baum in ihrem Apartment regelrecht lächerlich.
Genauso lächerlich wie die Vorstellung, dass sie hier das Weihnachtsfest feiern sollte!
Genauso lächerlich wie die Tatsache, dass sie jetzt hier war.
Nur hatte Nick ihr keine Wahl gelassen. Er war direkt hierhergefahren. Scheinbar hatte er vergessen, dass sie den Kaffee bei ihm abgelehnt hatte. Oder er hatte es schlicht ignoriert.
Wahrscheinlich Letzteres. Der Mann akzeptierte kein Nein. Nun, Beth schätzte es keineswegs, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Und das würde sie ihn auch wissen lassen, sobald er zurückkam.
Sie vertrieb sich die Zeit, indem sie die gerahmten Fotografien studierte, die auf dem Zimmerflügel vor den hohen Fenstern standen. Dutzende von Fotos, alle von Bekka in jedem Alter, als Baby, als Kleinkind und die neuesten Aufnahmen. Nick war ebenfalls auf vielen Fotos dabei. Als Bekka noch kleiner gewesen war, schien er auch entspannter gewesen zu sein, sein Gesicht zeigte nicht die gleichen harten Züge wie jetzt. Auf manchen Fotos war eine große blonde Frau zu sehen, offensichtlich Bekkas Mutter. Eine Schönheit.
„Sie haben also die Familiengalerie entdeckt.“
Erschreckt fuhr sie herum, als sie Nicks Stimme hinter sich hörte. Ihr Blick fiel auf das Silbertablett, das er vor sich trug. „Ich sagte doch schon, dass ich um diese Uhrzeit keinen Kaffee mehr trinke.“
„Deshalb habe ich für Sie ja auch Tee aufgebrüht.“ Er stellte das Tablett auf dem niedrigen Wohnzimmertisch ab.
Inzwischen hatte er Jackett und Krawatte abgelegt und die obersten beiden Hemdsknöpfe geöffnet. Beth fiel auf, wie perfekt das Seidenhemd saß und breite Schultern und einen flachen Bauch zur Geltung brachte.
Großer Gott, der Mann war wirklich verboten attraktiv!
Er zog eine Augenbraue hoch, als er merkte, wie unwohl sie sich fühlte. „Übernehmen Sie das Einschenken?“
Sie schluckte. „Ja, gern. Aber nur eine Tasse, dann muss ich gehen.“ Sie setzte sich auf das Sofa und schenkte Tee und Kaffee ein, und ein wunderschöner roter Kater rollte sich auf dem Sitz neben ihr zusammen.
„Weder Milch noch Zucker für mich, danke“, sagte Nick und schob eine zweite Katze vom Sessel, damit er sich setzen und Beth eingehend über den Tisch hinweg betrachten konnte. „Als Lehrerin kommen Sie offensichtlich gut mit den Mädchen zurecht“, fuhr er dann fort und fragte: „Haben Sie eigene Kinder?“
„Nein. Ben und ich wollten uns noch Zeit lassen, bevor wir eine Familie gründen …“ Sie nahm die Tasse auf und reichte sie ihm.
„Ben war Ihr Mann?“
„Ja.“ Abwesend streichelte sie den Kater, der sich genüsslich rekelte.
„Schieben Sie ihn einfach vom Sofa, wenn er Sie stört. In den letzten zehn Monaten hat Bekka einen ganzen Zoo zusammengetragen. Den verrückten Hund habe ich in der Küche eingeschlossen.“
Beth zuckte nur leicht die Schultern. „Ich mag Tiere.“
„Sie müssen sehr jung geheiratet haben.“
Sie runzelte die Stirn, als Nick wieder zum Thema zurückkehrte. „Ich war einundzwanzig.“
„Wie lange waren Sie verheiratet?“
„Drei Jahre.“
„Und wie lange ist es her, seit Ihr Mann …?“
„Er starb vor zwei Jahren. Hören Sie, Mr Steele …“
„Haben Sie ihn geliebt, als er starb?“
Abrupt stand Beth auf. „Was für eine Frage soll das denn sein?“
„Eine durchaus legitime.“ Ungerührt sah er sie an. „Janet und ich waren sieben Jahre verheiratet. Zum Schluss ertrugen wir nicht einmal mehr den Anblick des
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