Julia Extra Band 373
mich an diesem Weihnachten heiraten würdest?“
Wieder wollte sie etwas sagen, doch mit einem Finger auf ihren Lippen bedeutete er ihr zu schweigen. „Und was, wenn wir auf dem Nachhauseweg nach Whistle Creek wären und uns bei dem erzwungenen Zwischenstopp die Zeit vertreiben, indem wir uns in den Läden umsehen und etwas für unser Heim kaufen?“
Marietta wollte schon den Kopf schütteln, dann erinnerte sie sich, dass sie dieses Spiel früher oft gespielt hatten. Damals hatte es ihr geholfen, einen Moment Ruhe und Frieden in ihrem chaotischen Leben zu finden, in der Hektik, ständig von einem Haus zum anderen gereicht zu werden, immer zwischen der einen neuen Familie zur nächsten und ihrer Mutter.
Reed hatte recht. Sie standen hier mitten im Chaos, in einem überfüllten Flughafen, der sich nicht leerte. Was also konnte es schaden, das Spiel mitzumachen? Nur für den Moment?
„Schließ die Augen, Marietta, und nutze deine Vorstellungskraft. Was wäre, wenn?“ Sacht strich er ihr mit der Hand übers Gesicht, und sie schloss die Lider. „Jetzt öffne die Augen wieder, sieh dich um und sage mir, was wir für unser Heim kaufen sollen. Für das erste gemeinsame Weihnachten in unserem Heim als Mann und Frau.“
Und als er ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange setzte, da war sie für eine Sekunde tatsächlich in Reeds Fantasiewelt und glaubte an das Märchen.
4. KAPITEL
Als Siebenjähriger hatte Reed einmal mit Feuer gespielt. Er hatte eine Schachtel Streichhölzer in der Küchenschublade gefunden, hatte sich eine alte Zeitung genommen, ein paar Holzscheite aus der Scheune geholt und war damit an den See gegangen, um ein Lagerfeuer zu machen. Er hatte sogar ein paar Marshmallows rösten können, bevor sein Vater ihn aufgespürt hatte. Sein Dad hatte das Feuer ausgetreten und ihm eine Gardinenpredigt gehalten, dass er besser nichts Gefährliches anfangen solle, wenn er nicht wisse, wie er es notfalls wieder beenden könne.
Heute hatte Reed es wieder getan. Er hatte ein Feuer entzündet, von dem er nicht wusste, wie er es löschen sollte.
Er stand an Mariettas Rücken und atmete ihren dezenten Jasminduft ein. Genau wie vor sieben Jahren hielt ihr Zauber ihn gefangen. Sein Herz schmerzte vor Sehnsucht, sein Verstand sagte ihm, dass er hier ein riesiges Risiko einging und eine Wunde aufriss, die Jahre gebraucht hatte, um zu heilen.
„Die Kaffeebecher“, sagte Marietta.
Sein Blick folgte ihrem Zeigefinger. Zwei rote Becher in der Form von Stieren – für die Red Bulls, das Chicagoer Basketballteam – standen sich Kopf an Kopf gegenüber. „Die?“
„Ja, genau die.“ Ein keckes Lächeln erschien auf ihren Lippen. „Sie erinnern mich an uns.“
Hoffnung keimte in ihm auf. Sie spielte mit. „Ich bin ja der Meinung, dass nur einer von uns stur ist. Wer hat sich denn geweigert, nach dem Weg zu fragen, als wir uns auf der Fahrt zum Prom-Ball verfahren haben?“
„Hey, du hast hinter dem Steuer gesessen.“
„Und entgegen allen Klischees war ich es, der an der Tankstelle anhalten und fragen wollte, wo der Saal ist.“ Reed nahm die Becher aus dem Regal und reichte Marietta einen davon. Den anderen begutachtete er von jeder Seite genau. „Und das soll wirklich der erste Kauf sein?“
„Gibt es eine bessere Art, den Tag zu beginnen, als erst einmal mit den Köpfen zusammenzustoßen?“
„Ah, Romantik in Reinkultur.“ Er nahm ihr den Becher ab und steuerte die Kasse an.
„Was machst du?“
„Ich gehe bezahlen.“
„Du kannst sie doch nicht kaufen. Wir tun doch nur als ob.“
„Dann tausche ich sie beim nächsten Mal um, wenn ich wieder in Chicago bin.“ Er drehte sich zu ihr. „Aber wir haben Weihnachten, Marietta. Tun wir so, als wäre es echt. Als wären wir auf dem Weg zu dem Haus auf der Winterberry Lane und nicht nach Los Angeles und Boston. Dass wir zusammen sind und die hier für uns kaufen.“
„Obwohl hier Tausende von Leuten sind und …“
„… und du nach Westen fliegst und ich nach Osten und die Chancen, dass wir uns nochmals zufällig begegnen, gleich Null sind? Ja.“ Er stellte die Becher an der Kasse auf den Tresen und zog seine Brieftasche hervor.
Die Verkäuferin tippte den Betrag ein. Dabei klingelte wieder ihr Armband. „Hier bitte. Und frohe Weihnachten.“
„Frohe Weihnachten“, wünschte er zurück. Die Quittung ließ er unbeachtet liegen. Er hatte nicht vor, die Becher zurückzugeben. Für die nächsten zwanzig Jahre würde er seinen Morgenkaffee
Weitere Kostenlose Bücher