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Julia Extra Band 373

Julia Extra Band 373

Titel: Julia Extra Band 373 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Graham , Sarah Morgan , Carol Marinelli , Carole Mortimer
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ohne Olly siehst?“
    „Ja, natürlich fühle ich mich schuldig und bin tieftraurig, wenn ich das Zimmer sehe. Meine Anwesenheit in diesem Haus macht mir Schuldgefühle. Aber ich habe mich daran gewöhnt, und meine Entscheidung hat nichts damit zu tun.“
    „Deine Entscheidung?“, wiederholte Vito voller Verachtung. Verbittert sah er Ava an. „Du hast meinen Bruder getötet. Reicht dir das nicht? Wie bist du auf die völlig absurde Idee gekommen, ich könnte mich besser fühlen, wenn du das Zimmer meines Bruders entweihst und meine Erinnerung an ihn zerstörst?“
    Ava zuckte zurück, als hätte Vito sie geschlagen. Zum ersten Mal hatte er sie persönlich angeklagt. Sie wurde kreidebleich. Es war Vitos gutes Recht, sie zu hassen und zu verachten. Scham und Schuldgefühle plagten sie so sehr, dass ihr übel wurde.
    „Ich hätte nicht so überheblich sein dürfen“, gab sie kleinlaut zu. Sie sah jetzt selbst ein, dass sie unüberlegt und voreilig gehandelt hatte. Aber sie war eben schon immer spontan gewesen. Dieses Mal rächte sich dieser Charakterzug. „Aber ich habe wirklich nur an dich gedacht, Vito, nicht an meine eigenen Gefühle“, fügte sie leise hinzu.
    „Ich will nicht, dass du an mich denkst!“, brüllte Vito zornig, marschierte zum Sideboard, wo Karaffen und Gläser standen, und schenkte sich einen Whisky ein. „Meine Gedanken und Gefühle meinen Bruder betreffend gehen nur mich etwas an. Ich denke nicht daran, darüber zu diskutieren.“
    „Okay, ich habe verstanden. Aber meiner Meinung nach ist ein verschlossenes Zimmer, in dem nichts verändert wird, nicht die richtige Art von Trauerbewältigung“, wagte Ava anzumerken und beobachtete, wie schwer es Vito offensichtlich fiel, sich zusammenzureißen und seine wahren Gefühle zu verbergen. Im Grunde genommen war er genauso verschlossen, wie Ollys Zimmer es gewesen war. Immerhin wusste sie jetzt, dass er tiefer Gefühle fähig war.
    „Was weißt du denn schon?“, blaffte er sie rüde an.
    „Ich habe Ähnliches erlebt“, gab sie leise zu bedenken. „Mir hilft es, darüber zu reden oder mir meinen Kummer von der Seele zu schreiben. Nur für mich, versteht sich. Der Schmerz kann dich auffressen, wenn du dich völlig in ihm vergräbst.“
    „Verschon mich mit deinen Plattitüden! Und untersteh dich, dich je wieder in mein Leben einzumischen!“
    „In Ordnung. Aber du warst es doch, der zu mir gesagt hat, man kann nicht für immer der Vergangenheit nachhängen. ‚Das Leben geht weiter‘, das waren deine Worte. Bitte entschuldige, falls ich da was missverstanden habe. Ich wollte nur helfen.“
    „Auf deine Hilfe kann ich verzichten.“ Wütend stürmte er zur Tür und riss sie auf. „Richte Eleanor aus, ich gehe heute Abend auswärts essen.“
    Ava blieb allein in der Bibliothek zurück und biss verzweifelt die Zähne zusammen. Sie war verletzt. Vito war verletzt. Doch das sollte niemand wissen. Ich schon gar nicht, dachte sie und bedauerte zutiefst, nicht zuerst mit Vito gesprochen zu haben, statt vollendete Tatsachen zu schaffen.
    Als es leise klopfte, ging Ava zur Tür und öffnete sie. „Vito hat gesagt …“
    „Schon gut. Es war nicht zu überhören.“ Eleanor verzog das Gesicht und zuckte zusammen, als ein Wagen mit aufheulendem Motor davonraste. „Hoffentlich haben Sie dem Boss gesagt, dass es meine Idee war, das Zimmer leer zu räumen.“
    „Ich habe Sie aber bestärkt und fand die Idee auch gut. Was soll’s.“
    Eleanor runzelte die Stirn. „Ich habe Mr Barbieri noch nie so außer sich erlebt. Soll ich das Zimmer wieder einräumen?“
    „Ich würde damit noch bis morgen warten. Vielleicht überlegt er es sich noch. Allerdings weiß ich nicht, ob Sie auf meine Meinung etwas geben sollten.“ Ava rang sich ein Lächeln ab und beugte sich vor, um Harvey zu streicheln, den Eleanor mitgebracht hatte.
    „Harvey ist so ein gutmütiges Tier“, sagte die Haushälterin. „Ich werde mich mal umhören. Vielleicht hat er schon bald ein neues Zuhause. Obwohl er es eigentlich schon bei Ihnen gefunden hat.“
    „Aber in meiner Londoner Wohnung darf ich kein Haustier halten“, erklärte Ava abwesend. Noch immer gingen ihr Vitos Vorwürfe im Kopf herum, wie in einer Endlosschleife. Dabei wusste sie selbst leider nur zu gut, dass sie Olly das Leben genommen hatte.
    Ohne Appetit stocherte sie im köstlich zubereiteten Abendessen und verließ schließlich das einsame Esszimmer. In der Bibliothek fand sie einen Roman von Jane Austen, den

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