Julia Extra Band 373
mir schon viel besser. Die innere Anspannung ist wohl zu stark geworden, deshalb die Tränen. Ich habe nicht einmal gemerkt, dass ich weine.“
„Bist du schwanger?“, fragte er.
Ava lachte schockiert. War das seine größte Sorge? „Natürlich nicht! Wir sind ja erst seit einer Woche zusammen. Und woher sollte ich es überhaupt so schnell wissen?“, flüsterte sie, als jemand an die Tür klopfte.
„Möglich ist alles.“ Sein Vater hatte mal behauptet, Olly wäre gleich in der ersten Nacht gezeugt worden. Vito sprang auf, öffnete die Tür und versicherte der besorgten Einkaufsberaterin, Ava ginge es schon besser. Dann widmete er sich wieder Ava und ermunterte sie, eine Tasse Tee zu trinken.
„Wir haben aber immer aufgepasst“, gab Ava zu bedenken und nippte dankbar an dem erfrischenden Getränk. „Das ist nicht das Problem.“
„Und was ist es dann?“
„Es hat nichts mit dir oder unserer Beziehung zu tun, Vito.“ Sie putzte sich die Nase. „Mir geht es schon wieder viel besser.“ Wie peinlich, in Vitos Gegenwart, noch dazu mitten in einem Nobelkaufhaus, so die Fassung verloren zu haben!
„Du bist noch immer kreidebleich. Ich schlage vor, wir erledigen die restlichen Einkäufe und verschwinden. Und dann möchte ich wissen, was mit dir los ist.“
„Aber so eine Beziehung haben wir nicht, Vito.“
„Wie meinst du das?“
Sie hatte sich wieder gefasst und stand auf. „Unsere Beziehung besteht aus Spaß, sie ist völlig ungezwungen.“
Frustriert musterte er sie. „Ich komme durchaus auch mit Problemen zurecht.“
„Mit diesem sicher nicht. Und warum solltest du? Wir haben eine unverbindliche Affäre, Vito, nicht die Romanze des Jahrhunderts.“
Das gefiel ihm nicht. Das gefiel ihm ganz und gar nicht!
„Und jetzt bist du beleidigt, weil ich mich erdreiste, die Wahrheit auszusprechen. Vielleicht wäre jetzt die passende Gelegenheit, dich von mir zu trennen“, fügte Ava hinzu.
Vito funkelte sie an. „Was ist nur los mit dir?“
„Ich lasse dir deine Freiheit, Vito.“
„Halt den Mund!“, stieß er warnend hervor.
Ava richtete sich zu ihrer vollen Größe von einem Meter siebzig auf. „Was sagtest du gerade?“
„Du sollst still sein!“ Drohend musterte er sie. „Wir erledigen jetzt die restlichen Einkäufe und gehen.“
Eigentlich wollte sie widersprechen, doch in letzter Sekunde wurde ihr bewusst, dass sie sich fast um die zweite Woche mit Vito gebracht hätte. Bei dieser entsetzlichen Vorstellung wurde ihr schwindlig. Es bräche ihr das Herz, Vito jetzt zu verlassen. Ihn überhaupt je zu verlassen. Diese schockierende Erkenntnis führte dazu, dass Ava tatsächlich ihre vorschnelle Zunge hütete.
„Ich werde dich auf direktem Weg zurück zum Schloss bringen“, erklärte Vito.
Sie errötete verlegen, als sie ein Spiegelbild von sich und Vito entdeckte. Ich sehe ja aus wie ein ungepflegter Teenager in den Jeans und der alten Jacke, dachte Ava entsetzt. Vito, der immer aussah wie aus dem Ei gepellt, musste sich ja schämen, sich irgendwo mit ihr blicken zu lassen. Trotz des profunden Schocks, den sie an diesem Tag erlebt hatte, beschloss Ava, ihm ein wenig entgegenzukommen und wiedergutzumachen, dass sie Vito die Geburtstagsüberraschung verdorben hatte.
Sehr zu seinem Erstaunen wählte Ava wenige Minuten später Dessous aus, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Verstehe einer diese Frau, dachte Vito und wunderte sich, dass er sich überhaupt so viel Mühe machte, denn normalerweise beendete er eine Affäre, sowie sich Komplikationen einstellten. Allerdings musste er Ava zugutehalten, dass sie vorher noch nie launisch gewesen war.
Mit den Armen voller Outfits verschwand Ava in einer Umkleidekabine und zog sich aus. Bei einem zufälligen Blick auf eins der Preisschilder wurde sie bleich. Vito musste verrückt sein, so viel Geld für sie auszugeben! Zumal sie sich sowieso spätestens in einer Woche trennen würden. Aber diese Woche sollte so schön werden wie die erste.
Wenn ich nur nicht immer daran denken müsste, dass es bald vorbei ist! Verstört ließ sie den Kopf hängen, hatte sich jedoch schnell wieder gefangen und schlüpfte in ein Kleid. Vito liebte Kleider, weil sie die Weiblichkeit unterstrichen, wie er bei jeder passenden Gelegenheit bemerkte. Er liebt meine Beine, meinen Busen, meinen Po, dachte Ava. Nur mich nicht! Erneut flossen Tränen. Wie sollte Vito sie denn lieben, wenn sie seinen Bruder auf dem Gewissen hatte? Diese Tragödie würde immer
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