Julia Extra Band 373
Sie seufzte. „Sonyas persönliche Assistentin hat versucht, Sie zu erreichen, und schließlich Sonya selbst. Sie ist nicht gerade guter Laune.“
„Und deswegen ruft sie an? Sonyas Launen interessieren mich kaum mehr als die Wettervorhersage.“
„Ich soll Ihnen ausrichten, dass sie auf Ihrer Party heute Abend nicht die Gastgeberin spielen wird, solange Sie nicht eine Entscheidung bezüglich Ihrer Beziehung getroffen haben. Die genauen Worte: entweder ganz oder gar nicht.“
„Gar nicht. Es ist vorbei, was ich ihr aber bereits unmissverständlich mitgeteilt habe.“ Gereizt nahm er sein Telefon und löschte alle eingegangenen Nachrichten, ohne sie sich anzuhören. Dann begegnete er lächelnd Marias kritischem Blick. „Sie arbeiten jetzt zwölf Jahre für mich. Warum das lange Gesicht?“
„Macht es Ihnen nie etwas aus, wenn eine Beziehung zu Ende geht?“
„Nie.“
Kopfschüttelnd räumte Maria zwei benutzte Kaffeetassen vom Schreibtisch. „Sie haben unter den Frauen die freie Auswahl und können nicht eine finden, bei der Sie bleiben wollen? So erfolgreich Sie in allen anderen Bereichen sind, Ihr Privatleben ist eine Katastrophe.“
„Im Gegenteil, mir gefällt es genau so.“
„Aber Sie müssen doch mehr von einer Beziehung erwarten.“
„Ich erwarte vor allem heißen, häufigen, unkomplizierten Sex.“ Er lächelte ungeniert. „Und ich suche mir Frauen aus, die das Gleiche wollen.“
„Die Liebe würde Ihnen die Augen öffnen.“
Liebe? Unwillkürlich spürte Stefan, wie bei ihm eine Klappe herunterging. Er schwang die Füße vom Schreibtisch. „Hat sich Ihre Job-Beschreibung geändert, ohne dass ich es bemerkt habe? Oder gibt es eine neue EU-Vorschrift, die verlangt, dass Sie die Gestaltung meines Privatlebens übernehmen?“
„Schön, ich habe verstanden. Es geht mich nichts an.“ Maria verschwand mit den beiden Kaffeetassen zur Tür hinaus, um im nächsten Moment zurückzukommen. „Da ist jemand, der Sie sprechen möchte. Vielleicht kann sie Sie ja überreden, menschlicher zu denken.“
„Sie? Ich dachte ich hätte meinen ersten Termin um zehn Uhr.“
„Diese Person hat keinen Termin, aber ich würde sie nur ungern abweisen.“
„Warum nicht? Ich bezahle Sie doch als Drache, der meine Tür bewacht.“
„Oh, ich kann durchaus, falls nötig, ein Drache sein, aber nicht, wenn es sich bei der vorsprechenden Person um eine Nonne handelt.“
„Eine Nonne? Sie machen Witze.“
„Sie sagt, sie hätte etwas Dringliches mit Ihnen zu besprechen.“
Stefan lächelte spöttisch. „Wenn sie gekommen ist, um meine Seele zu retten, sagen Sie ihr, es wäre leider zu spät.“
„Das werde ich nicht“, widersprach Maria entschieden. „Ich kann es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, eine Nonne wegzuschicken.“
„Ich hätte nie gedacht, dass Sie so leichtgläubig sind. Ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen, dass sie wahrscheinlich nur eine verkleidete Stripperin ist?“
„Ich weiß, wie eine echte Nonnentracht aussieht. Ihr Zynismus schadet Ihnen nur.“
„Ganz im Gegenteil, mein Zynismus war mir seit Jahren ein guter Schutz und wird es auch weiterhin sein. Um so wichtiger, da Sie anscheinend weich werden.“
„Tut mir leid, aber ich werde auf keinen Fall eine Nonne abweisen. Und sie hat ein wirklich liebes Lächeln. Wenn Sie sie wegschicken wollen, müssen Sie es schon selber tun.“
„Schön, schicken Sie sie herein. Und dann erkundigen Sie sich im nächste Kostümverleih, wie leicht man sich ein Nonnenkostüm ausleihen kann.“
Maria verschwand, und Stefan wartete ungeduldig und auch etwas ärgerlich über diese zweifellos sinnlose Störung. Einen Augenblick später erschien tatsächlich eine Nonne in schwarzer Ordenstracht in der Tür zu seinem Büro. Ihr langes Gewand ließ erahnen, dass sie von schlanker Gestalt war, allerdings hielt sie den Kopf gesenkt, sodass er ihr blasses Gesicht nicht erkennen konnte.
Unbeeindruckt von ihrer frommen Haltung, lehnte Stefan sich in seinem Sessel zurück und betrachtete seine ungebetene Besucherin forschend. „Wenn Sie erwarten, dass ich Ihnen meine Sünden beichte, sollte ich Sie vielleicht darauf hinweisen, dass ich bereits in einer Stunde einen Termin habe und diese Zeit auf keinen Fall ausreicht, um all meine Verfehlungen aufzulisten. Wenn es Ihnen andererseits um Geld geht, sollten Sie wissen, dass ich all meine wohltätigen Spenden über meine Anwälte abwickeln lasse. Ich verdiene das Geld nur und überlasse es anderen,
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