Julia Extra Band 373
verlasse?“, fragte Ava leise und versuchte, das Beben in der Stimme zu unterdrücken.
Vito überlegte. Dann würde er sich wie ein Schuft vorkommen. Das konnte er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Verzweifelt suchte er nach einer Lösung. Dabei fiel sein Blick auf die Weihnachtsliste. Perfekt! Ava wäre den ganzen Tag unterwegs, wenn er sie mit den Besorgungen beauftragte. Er erinnerte sich, dass sie Weihnachten und alles, was mit dem Fest zusammenhing, liebte. Es würde also keine Strafe für sie bedeuten. Sie ist schließlich schon bestraft worden und hat eine Chance verdient, dachte Vito und sah auf.
„Nein, du kannst erst mal bleiben.“ Im neuen Jahr würde er sie dann woanders unterbringen. Das würde weit weniger Aufsehen erregen, als wenn er sie jetzt feuerte. „Ich habe eine Aufgabe für dich.“
Damit hatte Ava nicht gerechnet. Gar nicht schnell genug konnte sie zum Schreibtisch kommen. Dabei verlor sie schon wieder ihre viel zu großen Schuhe. Barfuß eilte sie weiter. „Was kann ich tun?“
„Warum ziehst du die Schuhe aus?“, fragte Vito verblüfft.
Ungeduldig schlüpfte Ava wieder hinein und kehrte zurück. „Sie passen nicht.“
„Wieso nicht?“
Verlegen senkte sie den Blick. „Weil ich sie gebraucht gekauft habe. Wie alle meine Sachen.“
Eine schreckliche Vorstellung, die Kleidung anderer Leute zu tragen. Vito schüttelte sich innerlich.
Ava hatte seinen angewiderten Gesichtsausdruck bemerkt und wurde blass. „Ich war achtzehn und stand auf Gothic-Klamotten, als ich ins Gefängnis musste. Die Phase ist vorbei. Und ich konnte hier ja schlecht in einer alten Jeans aufkreuzen.“
Vito zog einige Geldscheine aus der Brieftasche. „Hier, kauf dir Schuhe, die dir passen!“
„Das kann ich nicht annehmen“, sagte sie entgeistert.
„Willst du etwa auch auf dein Gehalt verzichten?“, konterte Vito.
„Nein, das ist ja nichts Persönliches.“
„Das Geld hier auch nicht. Möglicherweise verklagst du uns, wenn du während der Arbeitszeit stolperst und dir ein Bein brichst, weil du keinen Halt in diesen Schuhen hast. Außerdem bist du keinem hier eine große Hilfe, wenn du nicht richtig gehen kannst.“ Vito griff nach der Liste. Er wollte Ava endlich loswerden. „Und um diese Liste abzuarbeiten, wirst du viel unterwegs sein.“
„Worum geht es denn eigentlich?“
Wortlos reichte er ihr Liste und Geld.
Er war ihr so nahe, dass sie seinen würzigen Duft einatmete und das Muskelspiel unter dem Hemd beobachten konnte. Wieder einmal wurde ihr bewusst, dass er sie um mindestens zwanzig Zentimeter überragte. Und sie erinnerte sich, wie es sich angefühlt hatte, die Hände über seinen Oberkörper gleiten zu lassen. Die Anziehungskraft war noch genauso stark wie damals – wie an dem Tag, als sie ihre Gefühle nicht mehr im Griff gehabt hatte.
„Um die Weihnachtsgeschäfte für meine Geschäftspartner. Karen Harper soll dir eine Firmenkreditkarte geben, damit du die entsprechenden Einkäufe erledigen kannst. Bitte halte dich an die Vorgaben. Sonst noch Fragen?“ Vitos Blick blieb an Avas sinnlichen rosa Lippen haften.
Frustriert begann Vito sich zu fragen, was ihn an Ava so faszinierte. Er ärgerte sich über seine unmissverständliche körperliche Reaktion. Wohingegen Ava sich ihrer erotischen Anziehungskraft offenbar gar nicht bewusst war. War sie wirklich so naiv? Er jedenfalls fand sie so anziehend, dass er am liebsten sofort mit ihr geschlafen hätte. Dabei wusste er doch nur zu genau, dass er sie niemals haben konnte. Allein die Vorstellung war schockierend. Es war lange her, seit er so verrückt nach einer Frau gewesen war. Und die beschämende Wahrheit war: Auch damals hatte es sich um Ava gehandelt. Schon allein aus diesem Grund musste er sie so schnell wie möglich loswerden.
Verwundert sah Ava auf und traf auf einen so heißen Blick, dass ein erregendes Prickeln durch ihren Körper lief. Ihre Brustknospen wurden hart, eine Hitzewelle erfasste ihren Schoß.
„Du möchtest, dass ich für dich einkaufe?“, fragte sie schließlich verblüfft, als sie sich wieder gefangen hatte. „Ich bin aber kein shoppingerfahrenes It-Girl.“
„Du wirst ja wohl eine Einkaufsliste abarbeiten können“, meinte er trocken. „Wenn dir dein Job lieb ist.“
Ava biss sich auf die Lippe und befeuchtete sie mit der Zungenspitze. Vitos dominantes, selbstbewusstes Verhalten hatte sie schon immer irritiert. Doch was sollte sie machen? Entweder tat sie, was er verlangte, oder sie
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