Julia Extra Band 374
Pembroke auszuchecken. Es war nicht nur ihr Stolz, der sie dazu trieb, sondern auch die Angst, dass Zak ihr vielleicht nachkommen würde und sie schwach werden könnte.
Also ließ sie sich von einem Taxi zu einem anderen Hotel ganz in der Nähe des JFK Airports bringen. Es bot einen kostenlosen Shuttle-Service an, war preiswert und einfach und damit genau das richtige Kontrastprogramm zum Luxus des Pembroke. Emma trank einen dünnen Kaffee an einem der Plastiktische in der rot gestrichenen Cafeteria und erlaubte sich sogar einen Anflug von Nostalgie. Denn dies war ein Ort für Leute, die sparen mussten. Sie hatte auch einmal dazugehört, bevor der Zufall sie in eine Welt katapultiert hatte, in der das Geld regierte.
Aber Geld machte wirklich nicht glücklich. Sie dachte an Louis, der den Großteil seines Vermögens für Alkohol und Drogen verschleudert hatte. Und sie dachte an Zak, der trotz all seiner Hotels und seines Reichtums keinen inneren Frieden fand.
Doch nein, sie wollte nicht an Zak denken, an seine sturmgrauen Augen und seine heißen Küsse. Sie wollte vergessen, dass sie ihr Herz an einen Mann verloren hatte, von dem sie von Anfang an gewusst hatte, dass er gefährlich war.
Später am Abend rief er an, als sie in ihrem Zimmer auf dem Bett saß, einen Trost-Doughnut aß und eine schreckliche Spiel-Show im Fernsehen sah. Auf ihrem Handy leuchtete „Zak“ auf. Sofort schlug ihr verräterisches Herz schneller. Aber sie wusste, dass er sowieso nie das sagen würde, was sie wirklich hören wollte, darum leckte sie ihre klebrigen Finger ab und schaltete das Handy auf stumm.
Als Emma am nächsten Morgen in der Abflughalle auf ihren Flug wartete, rief er wieder an, aber sie schaltete ihr Handy aus. Und als ihre Maschine schließlich in Heathrow landete, stellte sie fest, dass Zak noch zweimal angerufen hatte. Doch was hatte es für einen Sinn, mit ihm zu sprechen, da alles gesagt war? Und allein seine Stimme zu hören, hätte ihren Schmerz nur vermehrt. Er hatte eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen. Entschlossen drückte sie auf die Löschtaste.
In London tobten stürmische Winde durch die Straßen, und der trübe, wolkenverhangene Himmel schien Emmas Stimmung widerzuspiegeln. Aber war sie nicht selbst schuld an ihrem Elend? Warum hatte sie all ihre Prinzipien über Bord geworfen und mit einem Mann wie Zak geschlafen?
Ein wenig fürchtete sie sich davor, an ihren Arbeitsplatz im Granchester zurückzukehren, und erwartete halb, in ihrer Post einen Auflösungsvertrag vorzufinden. Und wäre das nicht die beste und einfachste Lösung? Dieses Kapitel ihres Lebens zu schließen und nie wieder aufzuschlagen?
Doch es lag keine Kündigung in der Post, und als sie Zaks Geschäftsführer Xenon im Granchester, anrief, erfuhr sie, dass bereits ein ganzer Berg Arbeit auf sie wartete. Doch anstatt froh zu sein, bedrückte Emma diese Nachricht nur noch mehr. Denn am liebsten hätte sie sich einfach eingeschlossen.
Während sie in der Stille ihres Schlafzimmers ihre Sachen auspackte, wurde ihr bewusst, dass sie schon eine Ewigkeit nichts mehr so Normales getan hatte wie im Supermarkt einzukaufen. Sie schickte Nat eine SMS, dass sie zurück sei und ob sie sich vielleicht irgendwann zu einem Drink treffen wollten. Etwa eine Stunde später kam seine Antwort: Gern. Bin nächste Woche zurück. He, ich glaube, ich habe mich verliebt!
Emma fragte sich, ob es diesmal ernst war. Nachdenklich betrachtete sie sich im Spiegel. Sie sah verändert aus. Sie fühlte sich verändert. Und sie begriff, dass sie sich tatsächlich verändert hatte. Sie hatte die Kraft aufgebracht, obwohl es schrecklich wehtat, einer Sache den Rücken zu kehren, die ihr schadete. Diese neu gewonnene, innere Stärke war sozusagen der Trostpreis, das Gute, das aus der Asche ihrer Beziehung mit Zak hervorgegangen war.
Doch ihr war auch klar, dass sie nicht mehr einfach in den alten Zustand zurückkonnte. Vor Zak hatte sie ihre Freundschaft mit Nat als Schutzschild benutzt. Das war jetzt vorbei, egal wie seine neue Liebschaft ausging. Wenn sie wirklich leben wollte, musste sie es wagen, sich für Beziehungen zu öffnen. Ledas Worte fielen ihr ein. War es nicht möglich, dass auch auf sie noch ein zukünftiges Glück wartete, wenngleich nicht mit ihrem atemberaubenden, griechischen Boss, in den sie sich trotz aller guten Vorsätze unsterblich verliebt hatte?
Am nächsten Morgen ging sie als Erstes in Xenons Büro.
Zaks ältester Mitstreiter begrüßte
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